Vor dem letzten Plenum fallen die Arbeitszeugnisse der Abgeordneten äußerst unterschiedlich aus. Einer meldete sich gar nur zehnmal zu Wort.
Für viele mag der SPÖ-Abgeordnete Johann Maier eine unbekannte Größe sein. Aber in Sachen Arbeitseifer schlägt der Salzburger alle anderen Nationalräte um Längen: 282 schriftliche Anfragen hat er in dieser Legislaturperiode (seit Oktober 2006) an Minister gestellt. Zusammen mit 32 Reden und 22 Anträgen katapultiert ihn das auf Platz eins des ÖSTERREICH-Rankings.
„Jede Regierung braucht Kontrolle, selbst wenn die eigene Partei dabei ist“, begründet der Rote seinen Arbeitseifer. Hinter Maier rangiert FPÖ-Mann Norbert Hofer, gefolgt von den BZÖ-Mandataren Ursula Haubner und Peter Westenthaler. Den fünften Rang belegt die Grüne Gabriela Moser, dicht gefolgt von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Nur zehn Reden in über eineinhalb Jahren
Freilich sind
nicht alle so fleißig für ihr Monatsgehalt von 8.160 Euro brutto. Gerhard
Köfer, der Kärntner SPÖ-Abgeordnete und Bürgermeister von Spittal an der
Drau, trägt die rote Laterne. Ganze zehn Mal raffte er sich in den letzten
20 Monaten zu einer Rede im Plenum auf. Dazu gesellt sich als weiterer
offizieller Arbeitsnachweis nur eine einzige Mini-Anfrage zum Schicksal der
„Tragtierstaffel des Jägerbataillons 26 in Spittal/Drau“.
Zu kritisch?
Eine von Köfers Begründungen für seinen letzten
Platz im Ranking überrascht: „Als kritischer Geist kommt man im Parlament
weniger zum Reden“, klagt der SPÖ-Politiker gegenüber ÖSTERREICH. Ohnehin
müsse die Qualität der politischen Arbeit im Vordergrund stehen, hier falle
seine Bilanz ordentlich aus. Gerade für seinen Wahlkreis habe er viel bewegt
und dort mit seinen Initiativen Arbeitsplätze gesichert.
Missethon schweigsam
Zumindest im Parlament kein Vielredner ist
auch Hannes Missethon. Der Steirer liegt am vorletzten Platz der Rangliste.
Während er sich als ÖVP-Generalsekretär laufend Scharmützel mit dem
politischen Gegner liefert, fehlt ihm offenbar die Zeit für den harten
Parlamentsalltag. Der Steirer brachte es hier wie Köfer nur auf zehn
Debattenbeiträge.
ÖVP fällt ab
Im Schnitt am wenigsten aktiv sind laut
den ÖSTERREICH-Kriterien die Parlamentarier der ÖVP. So liegt ihre
fleißigste Mandatarin, die Steirerin Beatrix Karl, nur auf dem 38. Platz des
Rankings. Generell gilt natürlich: Viel Arbeit wird im Wahlkreis verrichtet.
Zudem kommen die Oppositionsparteien wegen ihrer überschaubaren Größe öfter
zum Zug und wollen mehr von der Regierung wissen.
„Lästig sein lohnt sich“
Vor SPÖ-Politiker
Maier waren freilich auch die eigenen Minister nicht sicher. Dutzendfach
mussten die Genossen seine peniblen Anfragen beantworten. „Konsequent lästig
und engagiert sein zahlt sich aus“, lautet daher Maiers Botschaft an seine
weniger eifrigen Kollegen. „Man kann auch als einzelner Abgeordneter viel
erreichen.“