Folgt auf Elisabeth Blanik

Dornauer mit 85 % zum neuen SPÖ-Chef Tirol gewählt

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35-Jähriger zum neuen Tiroler SPÖ-Chef gewählt - Folgt auf Elisabeth Blanik.

Georg Dornauer ist am Samstag zum neuen Vorsitzenden der Tiroler SPÖ gewählt worden. Der promovierte Politikwissenschaftler, der als überaus karrierebewusst gilt, will die SPÖ im "Heiligen Land" in eine neue Ära führen. Ob dem passionierten Jäger dies gelingt, wird zum Gutteil auch davon abhängen, ob er künftig mehr mit politischen Ansagen denn mit flapsigen Sprüchen für Aufsehen sorgen kann.

Schon seine Designierung zum Nachfolger von Elisabeth Blanik war im November alles andere als leise über die Bühne gegangen. Dank eines zu diesem Zeitpunkt lancierten Videos, das einen als sexistisch gewerteten Sager Dornauers im Tiroler Landtag zeigt, war ihm zwar die überregionale mediale Aufmerksamkeit sicher. Das Verhältnis zu Parteichefin Pamela Rendi-Wagner dadurch aber nachhaltig beschädigt. Dornauer wurde folglich für alle Bundesparteigremien gesperrt. Der 35-Jährige selbst sah darin einen Versuch der ÖVP, ihn "kaltzustellen". Da das Video erst nach seiner Designierung in Sozialen Medien in Umlauf gebracht worden sei.
 

Rendi-Wagner bei Landesparteitag

Wollte Rendi-Wagner zunächst dem Landesparteitag fernbleiben, sagte sie ihre Teilnahme unmittelbar davor überraschend zu. Wohl nicht nur um Geschlossenheit zu demonstrieren, sondern auch um die Distanz zum sogenannten rechten Flügel in der SPÖ, dem der 35-jähriger Tiroler neben "seinem Freund Hans Peter" (Doskozil, burgenländischer LH) zuzurechnen ist, nicht weiter zu vergrößern. Doskozil, der zwei Tage davor zum burgenländischen Landeshauptmann gewählt worden war, war als Ehrengast beim Tiroler SPÖ-Landesparteitag geladen. Dornauer und Doskozil verstehen sich nicht nur privat gut, sie eint auch die mangelnde Scheu vor populistischen Ansätzen und Aussagen.
 
Sein Hang zum Bodenständigen dürfte dem 35-Jährigen wohl auch bei der Eroberung des Bürgermeistersessels in der einst ÖVP-dominierten Gemeinde Sellrain im Jahr 2016 nicht im Wege gestanden sein. Dem Junior, der 2010 mit seiner Liste mit drei Mandaten in den Gemeinderat einzog, gelang damit, was dem früheren SPÖ-Landtagsabgeordneten Georg Dornauer sen. verwehrt blieb. Von da an ging es dann auf der innerparteilichen Karriereleiter steil bergauf: Mit der Wahl zum Bezirksparteivorsitzenden von Innsbruck-Land sicherte er sich die nötige Hausmacht in seinem, in puncto Mitglieder und Größe in der Tiroler SPÖ bedeutenden Heimatbezirk. Und als Listenzweiter zog er mit Elisabeth Blanik in den Wahlkampf für die Landtagswahl im Jahr 2018.
 
Bei den Sondierungsgesprächen nach geschlagener Wahl traten dann aber die bis dato latent vorhandenen Differenzen zwischen der damaligen Parteichefin und ihrem Vize zum Vorschein: Die SPÖ hatte ein paar Prozentpunkte dazugewonnen und Dornauer drängte in eine Koalition mit der ÖVP. Blanik gab sich stattdessen aber in den Verhandlungen mit der ÖVP unnachgiebig - und die Volkspartei setzte die schwarz-grüne Koalition fort. Dornauer war enttäuscht und versuchte, sich weiter zu profilieren. Der Landtag, in den er nun eingezogen war, bot ihm dafür eine zusätzliche Bühne.
 

Blanik zog sich mitte November zurück    

Mitte November zog sich Blanik schließlich von der Parteispitze zurück und machte Platz für den vor Eifer strotzenden Vizeparteichef, der sich eigenen Angaben zufolge bereits im Kindergarten für Politik interessierte. Mit seinem "Horizontalen"-Sager in Richtung der krankheitsbedingt abwesenden Grünen-Landesrätin Gabriele Fischer schlug er dann auch sogleich Wellen und brüskierte en passant die SPÖ-Frauen und die Parteivorsitzende. Der Landesparteivorstand sprach ihm indes das Vertrauen aus. Und "der Dornauer", wie er gerne von sich spricht, gelobte Besserung: "Solche Tonalitäten meinerseits gehören der Vergangenheit an" - mal sehen, ob ihm das gelingt.
 
Zur Person: Georg Dornauer wurde am 4. März 1983 geboren. Nach der Matura studierte er Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. 2009 dissertierte er über die "Ursachen und Hintergründe für die Hegemonie der ÖVP in Tirol". Danach war er unter anderem als Klubsekretär und politischer Referent im SPÖ-Landtagsklub tätig. Seit 2010 sitzt er im Sellrainer Gemeinderat. Bei der Gemeinderatswahl 2016 eroberte er den Bürgermeistersessel, im selben Jahr wurde er zudem stv. Landesparteivorsitzender. 2018 zog er als Abgeordneter in den Tiroler Landtag ein.
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