Alfred Gusenbauer oder Ursula Plassnik? Eines der zwei Ex-Regierungsmitglieder dürfte Ende 2009 EU-Kommissar in Brüssel werden.
Er wollte zuerst Urlaub machen – und sich dann seiner beruflichen Zukunft widmen. Auf Alfred Gusenbauer wartet ein Angebot einer US-Uni (Harvard) – ÖSTERREICH berichtete. Gusenbauer hat ja schon auf die ihm zustehende Gehaltsfortzahlung von 15.300 Euro verzichtet.
Entscheidung im Sommer 2009
Doch lange dürfte der Ausflug an die
US-Eliteschmiede nicht dauern. Wie ÖSTERREICH-Recherchen ergaben, gilt
Gusenbauer als Favorit für einen Top-Job in Brüssel: Im kommenden Sommer
werden die Koalitionschefs Werner Faymann (SPÖ) und Josef Pröll (ÖVP über
den neuen österreichischen Kommissar entscheiden müssen. Den Posten hat
derzeit Benita Ferrero-Waldner inne. Da der Außenminister mit Michael
Spindelegger weiterhin von der ÖVP besetzt wird, liegt das Avancement eines
SPÖ-Politikers auf der Hand.
Ex-Ministerin Berger im Out
Und hier ist der Ex-Kanzler die erste
Adresse. Gusenbauer hat auch stets eine „europäische Perspektive“ als
berufliches Ziel angegeben. Aus dem Rennen ist hingegen
Ex-SPÖ-Justizministerin Maria Berger.
EU-Kommissar als Angriffsfläche
Regierungsinsider halten
aber auch etwas anderes für möglich: Faymann, der kommende Woche seine
Premiere beim EU-Rat der Staats- und Regierungschefs feiert, könnte an das
heikle Thema EU nicht anstreifen wollen. Zudem dürfte es angesichts der
vergleichsweise EU-kritischeren Linie der SPÖ im politischen Infight ganz
günstig sein, einen „gegnerischen“ Kommissar als Angriffsfläche zu haben.
Plassnik ÖVP-Favoritin
Falls die ÖVP also das
Nominierungsrecht behält, ist Ursula Plassnik Favoritin für den Job. Die
Ex-Ministerin mit einem Mandat im Parlament wird zwar auf einen attraktiven
Botschafter-Posten wechseln. Einen solchen hatte Plassnik allerdings schon
einmal aufgegeben, als sie 2004 von Wolfgang Schüssel in die Regierung
geholt wurde. Und: Ihre Qualifikation gilt als unbestritten – Plassnik
verfügt zudem über exzellente Kontakte in ganz Europa.
Schüssel chancenlos?
Schüssel selbst gilt zwar ebenfalls als
ambitioniert – aus der ÖVP ist indes zu hören, der Ex-Kanzler sei
chancenlos. „Pröll hat Schüssel aus allen Gremien entfernt – er wird ihn
sich doch nicht als Kommissar wieder in den Parteivorstand hereinholen“,
weiß ein ÖVP-Insider.