Interview

E.Pröll: "Rücktritt muss zu denken geben"

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NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll im Interview zum Rücktritt des ÖVP-Chefs.

Niederösterreichs Landeschef Erwin Pröll spricht im Interview mit ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner offen über den Rücktritt seines Neffen und die Zukunft von ÖVP und Regierung.

ÖSTERREICH: Wann haben Sie vom Rücktritt Ihres Neffen erfahren, und wie beurteilen Sie den Rücktritt von Josef Pröll?
Erwin PRÖLL: Ich wurde von ihm gestern um 6.50 Uhr in der Früh angerufen. Er hat gesagt, ich sei der Erste, den er von seinem Rücktritt informiert. Meine erste Frage war: "Wie geht’s dir wirklich?" Und er hat geantwortet: "Es geht, aber leider nicht so gut, dass ich weiter hundertprozentigen Einsatz bringen kann!"

ÖSTERREICH: Ihre Reaktion?
PRÖLL: Ich muss sagen, ich habe seit einiger Zeit befürchtet, dass seine Entscheidung in diese Richtung geht. Und ich habe wirklich zwei Seelen in meiner Brust: Da ist die familiäre Seele – da steh’ ich voll hinter seiner Entscheidung. Das höchste Gut jedes Menschen sind die Gesundheit und die Familie. Und die Situation seit dem Lungeninfarkt ist dramatischer, als viele wahrnehmen wollen. Die zweite Seele ist natürlich die politische – und da tut sein Rücktritt sehr weh. Ich halte Josef Pröll für ein politisches Talent, das der Republik noch sehr viel hätte bringen können. Er hat einen ausgezeichneten Job gemacht.

Pröll: So lief sein politischer Rückzug

Alle glauben, er ist auf ­Reha. Tatsächlich sitzt Pröll ab 6:45 Uhr in 
seinem Büro im 6. Stock des Finanzministeriums 
in Wien-Landstraße.

Mit VP-General Kaltenegger. Er muss 
VP-Sonderparteivorstand vorbereiten.

Pröll bespricht mit Maria Fekter über die VP-Zukunft

Josef Pröll ruft SP-Kanzler Faymann an – zum ersten Mal seit drei Wochen.

Josef Pröll informiert seine Mitarbeiter.

Pröll zischt in den Redesaal. In der Hand hält er das 
Manuskript seiner letzten Rede.

Medienansturm: Pröll 
berichtet im Finanzministerium gefasst von 
seinem 
Rücktritt.

Am Ende seiner Rede sieht man Pröll die Rührung an.

ÖSTERREICH: Wird seine Leistung zu wenig geschätzt?
PRÖLL: Was man noch sehr schätzen wird, ist, wie Josef Pröll als Finanzminister in der krisenhaften Zeit der letzten Jahre Österreich durch sein Engagement schwere Einschnitte und Rückschläge erspart hat. Er hat durch sein Agieren dafür gesorgt, dass unsere Banken die Krise ohne Probleme überstanden haben – und dass uns ein Schicksal wie Irland erspart geblieben ist. Da stand einiges an der Kippe, das hätte für Sparer und Staat dramatische Folgen haben können.

Prölls Auftritt in Bildern

ÖSTERREICH: Hat er sich durch die Doppelbelastung als Parteichef und Finanzminister gesundheitlich übernommen?
PRÖLL: Sein Problem war, dass er mit seinem begeisterten Einsatz immer 200 Prozent an Leistung geben wollte – und dass er dabei im internationalen Einsatz für unser Land und im innenpolitischen Einsatz für die Partei das gesundheitlich Machbare übersehen hat.

ÖSTERREICH: Muss die Politik menschlicher werden?
PRÖLL: Ich glaube, ja! Es wird von Medien und Öffentlichkeit oft die physische und psychische Belastung in der Politik unterschätzt. Die Medien sollten fair und objektiv sein, bei aller Härte der Aufgabe.

ÖSTERREICH: Ist die ÖVP jetzt schwer in der Krise?
PRÖLL: Ich würde sagen, die ÖVP hat schon freundlichere Zeiten erlebt. Ich glaube, dass es jetzt entscheidend ist, dass die ÖVP nun rasch Handlungsfähigkeit zeigt. Und ich würde der Partei dringend raten, gleich heute im Parteivorstand die wichtigste Personalentscheidung für den neuen Parteiobmann rasch und einig zu treffen.

ÖSTERREICH: Soll Michael Spindelegger Parteichef werden?
PRÖLL: Er hat das Format, die Persönlichkeit und die Kraft für höchste Ämter. Ich traue ihm das zu, halte ihn für einen exzellenten Mann – aber das muss eine gemeinsame Entscheidung der Partei sein.

ÖSTERREICH: Braucht die ÖVP ­einen Neustart?
PRÖLL: Jetzt ist die Zeit für einen Neuanfang in der Partei, aber auch in der Regierung. Josef Pröll hat zum Abschied richtig gesagt, wir brauchen einen neuen Anstand in der Politik und eine Aufbruchstimmung. Wir brauchen aber auch einen neuen Umgang in der Regierung, wo gegenseitiger Respekt und Anerkennung wieder die Oberhand gewinnen. Und wir brauchen wieder Handschlagqualität in der Regierung und auch Mut zu unpopulären Maßnahmen. Der Bundeskanzler hat seinen Vizekanzler in letzter Zeit zu oft bei unpopulären Fragen im Regen stehen gelassen. Ich glaube, dieser Rücktritt sollte auch dem Kanzler und der SPÖ zu denken geben.

Alle Reaktionen zum Pröll-Rücktritt

Mit Pröll scheide "ein absoluter Voll-Profi aus der österreichischen Politik".

"Mein Neffe ist ein großes Talent auf politischer Ebene gewesen. Mit überdurchschnittlichem Einsatz habe Josef Pröll in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit allen Krisen größeren Schaden von Österreich abgehalten".

"Ich bin sicher, dass er diesen Schritt wohl überlegt und seine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat."

"Ein Politiker geht, ein Freund bleibt."

"Ich bedauere die Umstände, die Josef Pröll zu diesem Schritt veranlasst haben. Es ist aber auch Ausdruck seiner inneren Freiheit und Stärke."

"Ich habe vollstes Verständnis und Respekt für die Entscheidung des ÖVP-Obmanns. Die Erklärung Prölls habe großes Format gehabt."

"Mich macht das traurig, dass jemand in diesem Alter aus der Politik ausscheidet, weil er gesundheitsmäßig so schwer erwischt worden ist. Mir tut das wirklich leid."

Der Kanzler betont die "besonders gute Zusammenarbeit" und geht davon aus, dass sein "freundschaftliches Verhältnis" zu Pröll bestehen bleibt.

"Seit einigen Wochen ist unvermeidlich gewesen, dass Pröll sein Amt abgibt. Für mich ist das ein Zeichen einer gewissen Orientierungslosigkeit in der ÖVP."

"Mit Pröll verlässt ein großes politisches Talent die Bühne. In der ÖVP sei weit und breit niemand zu sehen, der in Prölls Fußstapfen treten könnte."

"Wäre ich seine Frau gewesen, hätte ich Pröll wohl auch zum Rücktritt geraten."

"In erster Linie wünsche ich Dir, lieber Sepp, gute Genesung und baldige Besserung und hoffe, dass Du Deine politische Erfahrung auch zukünftig für Österreich zur Verfügung stellen wirst."

"Ich wünsche Josef Pröll für seine Zukunft alles Gute und eine baldige Genesung."

"Mit Respekt vor der Person von Josef Pröll, seiner persönlichen Entscheidung und seiner heutigen Erklärung halte ich fest:







Es hat bis dato keinerlei Vereinbarung über einen Eintritt oder eine Beschäftigung von Josef Pröll bei Raiffeisen gegeben."

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Faymanns Reaktion auf Prölls Polit-Rückzug

"Es tut mir leid, dass Pröll diese Entscheidung zu treffen hatte.", so Faymann wörtlich.

Der Kanzler wurde in der Früh von Pröll über seine Entscheidung informiert.

"Ich bin überzeugt davon, dass unsere Freundschaft weiter bestehen wird.", so Faymann weiter.

Faymann macht klar, dass die Koalition fortgesetzt wird.

"Als Partner mischen wir uns bei der ÖVP nicht ein.", sagte er.

Am Nachmittag wird es noch ein Treffen mit Josef Pröll und Faymann geben.

Alle Reaktionen zum Pröll-Rücktritt

Mit Pröll scheide "ein absoluter Voll-Profi aus der österreichischen Politik".

"Mein Neffe ist ein großes Talent auf politischer Ebene gewesen. Mit überdurchschnittlichem Einsatz habe Josef Pröll in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit allen Krisen größeren Schaden von Österreich abgehalten".

"Ich bin sicher, dass er diesen Schritt wohl überlegt und seine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat."

"Ein Politiker geht, ein Freund bleibt."

"Ich bedauere die Umstände, die Josef Pröll zu diesem Schritt veranlasst haben. Es ist aber auch Ausdruck seiner inneren Freiheit und Stärke."

"Ich habe vollstes Verständnis und Respekt für die Entscheidung des ÖVP-Obmanns. Die Erklärung Prölls habe großes Format gehabt."

"Mich macht das traurig, dass jemand in diesem Alter aus der Politik ausscheidet, weil er gesundheitsmäßig so schwer erwischt worden ist. Mir tut das wirklich leid."

Der Kanzler betont die "besonders gute Zusammenarbeit" und geht davon aus, dass sein "freundschaftliches Verhältnis" zu Pröll bestehen bleibt.

"Seit einigen Wochen ist unvermeidlich gewesen, dass Pröll sein Amt abgibt. Für mich ist das ein Zeichen einer gewissen Orientierungslosigkeit in der ÖVP."

"Mit Pröll verlässt ein großes politisches Talent die Bühne. In der ÖVP sei weit und breit niemand zu sehen, der in Prölls Fußstapfen treten könnte."

"Wäre ich seine Frau gewesen, hätte ich Pröll wohl auch zum Rücktritt geraten."

"In erster Linie wünsche ich Dir, lieber Sepp, gute Genesung und baldige Besserung und hoffe, dass Du Deine politische Erfahrung auch zukünftig für Österreich zur Verfügung stellen wirst."

"Ich wünsche Josef Pröll für seine Zukunft alles Gute und eine baldige Genesung."

"Mit Respekt vor der Person von Josef Pröll, seiner persönlichen Entscheidung und seiner heutigen Erklärung halte ich fest:







Es hat bis dato keinerlei Vereinbarung über einen Eintritt oder eine Beschäftigung von Josef Pröll bei Raiffeisen gegeben."

Wer soll neuer ÖVP-Chef werden?

Jetzt fix: Josef Pröll tritt zurück

Vizekanzler Pröll im Ministerrat (2009)

Finanzminister und Vizekanzler Pröll bei einer Debatte zum Budgetbegleitgesetz (2010)

Vizekanzler Pröll während einer PK zum ÖVP-Bundesvorstand (2011)

Das ist Josef Pröll

2002: Direktor des Bauernbundes

Am 28.2.2003 wird Pröll von Bundespräsident Thomas Klestil  als Landwirtschaftsminister angelobt

Josef mit seinem Onkel Erwin Pröll, dem Landeshauptmann Niederösterreichs (2003)

Pröll im Ministerrat (2004)

Pröll bei der Budgetrede von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (2004)

Umweltminister Pröll im Nationalrat (2005)



Pröll bei Koalitionsverhandlungen (2006)



Bundespräsident Heinz Fischer lobt Josef Pröll als Landwirtschaftsminister an (11.1.07)

Josef Pröll wird Vizekanzler, Werner Faymann Budeskanzler (2.12.08)

Vizekanzler Pröll im Ministerrat (2009)

Finanzminister und Vizekanzler Pröll bei einer Debatte zum Budgetbegleitgesetz (2010)

Vizekanzler Pröll während einer PK zum ÖVP-Bundesvorstand (2011)