Crash-Kurs

Eiszeit in der Koalition: ÖVP unter Druck

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Zunächst hielt man die Kanzler-Attacken im Pröll-Lager für reine Parteitags-Rhetorik – inzwischen ist die VP hochgradig nervös und schlägt zurück. Es herrscht dicke Luft.

Manche Schwarze nahmen es mit Humor, dass SP-Kanzler Werner Faymann VP-Klubchef Karlheinz Kopf am roten Parteitag rüde attackierte – „solche Leute brauchen wir nicht, die bei der Armutsbekämpfung eine Krot schlucken müssen“. VP-Wirtschaftsbund-Chef Christoph Leitl, einer der letzten g’standenen Großkoalitionäre, bemühte gar einen Kicker-Vergleich: „Kopf hält das aus. Er ist als Ex-Fußballer manchen Tritt gegen das Schienbein gewöhnt.“

Auch Faymanns Forderung, dass statt seines direkten Vis-à-vis in der Koalition, Josef Pröll, nach der nächsten Wahl ein SP-Mann Finanzminister werden solle, wurde noch am Samstag keck abgetan: „Okay, tauschen wir halt. Wir nehmen den Kanzler, die SP kriegt den Finanzminister.“ Man verließ sich im Pröll-Lager darauf, dass Faymann rein rhetorisch nach links gerückt sei – um seine tollen 93,8 Prozent Zustimmung abzuholen. Ab heute, Montag, werde wieder „Business as usual“ herrschen.

Dachte man. Bis das ÖSTERREICH-Interview mit dem roten Landeshauptmann Franz Voves wie eine Bombe detonierte: Dass der Steirer ganz offen über Rot-Blau nach der Herbst-Wahl in seinem Land nachdenkt, machte die ÖVP plötzlich hypernervös.

Schwarzer Horror vor SP-Dauerangriff bis Herbst
Im Laufe des Sonntags dämmerte den VP-Strategen um Josef Pröll, dass diese Verstimmung nicht so schnell vorbeigehen würde wie das Sommergewitter beim Kanzlerfest.

Denn, so ein VP-Insider, „Faymann sucht sein Heil in der Flucht nach vorne. Er wird uns weiter frontal angreifen. Und keine Ruhe geben, bis die Wahlen in Wien und in der Steiermark geschlagen sind“.

VP-General Fritz Kaltenegger ging Sonntag im ÖSTERREICH-Interview denn auch in enger Absprache mit dem Vizekanzler zum Gegenangriff über: Der SPÖ gehe es um „rein parteitaktisches Kalkül“, das Machterhalt um jeden Preis und nicht das Gesamtwohl im Auge habe.

Bis zu den Wahlen in der Steiermark am 26. September und in Wien am 10. Oktober könne das so einfach nicht weitergehen: Das Land brauche Lösungen statt Extremismus, so die neue Parole der ÖVP, die von Faymann offenbar völlig am falschen Fuß erwischt worden ist.

Die schönen VP-Pläne, wie man die SPÖ bei Mindestsicherung und Co. jetzt monatelang vorführen könne, sind plötzlich Makulatur. Man steht stattdessen mitten im Abwehrkampf gegen eine rote Dauer-Offensive.

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