Neulengbach (NÖ) prescht vor

Erster Ort wird jetzt rauchfrei

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Lokale sollen motiviert werden, ihren Betrieb freiwillig auf rauchfrei umzustellen.

Bez. St. Pölten. Die 8.000-Einwohner-Gemeinde Neulengbach will jetzt rauchfrei werden. Mithilfe einer Imagekampagne sollen möglichst viele Gastronomiebetriebe motiviert werden, freiwillig auf rauchfrei umzustellen. Die Kampagne soll im Oktober starten.

Initiatorin der Aktion, Gesundheitsstadträtin Beate Raabe-Schasching (SPÖ), hat hohe Erwartungen: „Neulengbach hat sich im Kreis der gesunden Gemeinden etabliert. Mir geht es vor allem darum, zum freiwilligen Umstieg auf einen rauchfreien Betrieb zu ermutigen.“ Jeder Raucher, der zukünftig auf den Glimmstängel verzichtet, sei wichtig.

Unterstützung. Auch Bürgermeister Franz Wohlmuth (ÖVP) unterstützt das Vorhaben, dass seine Gemeinde rauchfrei wird. „Durch die Kampagne soll aber kein Gastrobetreiber bevormundet werden“, betont er gegenüber ÖSTERREICH. Jeder Lokalbesitzer solle selbst darüber entscheiden. Als Belohnung könnte es eine Art Urkunde geben, Geld auszubezahlen wäre laut dem Bürgermeister der falsche Weg. Von den rund 14 bestehenden Lokalen seien bereits drei bis vier komplett rauchfrei.

Volksbegehren. Am kommenden Montag wird es ernst: Das Volksbegehren „Don’t Smoke“ für ein Rauchverbot in der Gastronomie startet. Von 1. bis 8. Oktober kann man seine Stimme abgeben. Die Gewerkschaft hat jetzt unter dem Titel „Kein Rauch im Wirtshaus“ eine Schock-Kampagne präsentiert, um Stimmung für das wichtige Volksbegehren zu machen.

Arbeitsplatz. 220.000 Arbeitnehmer im Hotel- und Gastgewerbe hätten ein Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz, hielten Vertreter der Gewerkschaft vida fest.


Ärztekammer erinnert Strache an Versprechen

„Ein Rauchverbot in der Gastro führt unmittelbar dazu, dass viele Menschen gesünder werden“, so Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres gegenüber ÖSTERREICH. Zusammen mit der Krebshilfe hatte er „Don’t Smoke“ in die Wege geleitet.

„Der Vizekanzler (Anm.: Heinz-Christian Strache, FPÖ) hat eine verbindliche Volksabstimmung ab 900.000 Unterschriften versprochen und dann zurückgezogen. Wir wollen ihn beim Wort nehmen“ so Szekeres gegenüber ÖSTERREICH. „Wir wollen, dass jeder, der uns schon unterstützt hat, einen weiteren Menschen zum Unterschreiben bewegt“, erklärt Szekeres das Motto zum Start.
591.146 Unterstützungserklärungen wurden schon abgegeben – diese zählen als jetzt auch als Stimmen. Geht Szekeres’ Plan auf, wäre man bei rund 1,2 Millionen und damit weit über der ursprünglich von Strache versprochenen Marke.

 

Diese ÖVP-Rebellen unterschreiben

Von Erwin Pröll bis Sophie ­Karmasin unterstützen etliche ÖVPler das Volksbegehren.
Entscheidung. Aus Koalitionsräson hat die ÖVP mit der FPÖ gegen das Rauchverbot in der Gastronomie gestimmt. Doch etliche ÖVP-Vertreter lehnen sich auf und unterstützen offen das Volksbegehren für das Rauchverbot beim Wirt. Der frühere niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll hat bereits eine Unterstützungserklärung abgegeben.

 

Karmasin: »Immer für den Jugendschutz eingesetzt«

Auch Ex-Familienministerin Sophie Karmasin unterstützt das Volksbegehren und hat schon unterschrieben: „Ich habe mich immer für Jugendschutz eingesetzt.“ Ex-ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger sagt: „Ja, ich werde unterschreiben.“ Ich habe schon zig Menschen an Krebs sterben gesehen.“ Er könne nicht gegen seine eigene Politik agieren. Auch Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hatte angekündigt, das Begehren zu unterschreiben.
Zudem unterstützen zahlreiche schwarze Landesräte und Bürgermeister das Rauchverbot. ÖVP-Bürgermeister Thomas Steiner gründete sogar die Initiative „Rauchfrei in Eisenstadt“.

(knd)

 

Schock-Zahlen: Jeden Tag sterben 35 Menschen

Horror-Statistik: 35 Menschen sterben jeden Tag in Österreich an den Folgen des Rauchens, jedes Jahr sind es knapp 13.000. Das sind 16 % aller Todesfälle. Insgesamt rauchen 22 % der Frauen und 27 % der Männer.

1.000 Tote pro Jahr. „Passivrauchen ist schwere Körperverletzung“, sagt Sozialmediziner Michael Kunze.

Europameister. Trauriger Rekord: In Österreich rauchen mehr 15-Jährige als in anderen europäischen Ländern: 15 % laut Krebshilfe. Wenn man die Gruppe der 12- bis 18-Jährigen ansieht, rauchen 29 % der Mädchen und 25 % der Buben (Österreichische Gesellschaft für Pneumologie).

Das sind die jährlichen Kosten, die Raucher der Volkswirtschaft verursachen – trotz hoher Steuerzahlungen (Summe aus medizinischen Kosten plus Kranken- und Pflegegeld).

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