Wien

EU-Wahl: SP-Auftakt mit Martin Schulz

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Jubel für Spitzenkandidaten der europäischen Sozialdemokraten.

Es war zwar bloß der Wahlkampfauftakt der SPÖ Wien, eine prominentere Besetzung wird aber auch die Bundespartei nicht aufbieten können. Nicht nur die SP-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Kanzler Werner Faymann und Bürgermeister Michael Häupl fanden sich Montagabend im großen Redoutensaal der Hofburg ein, sondern auch der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten, Martin Schulz.

Der Deutsche, Präsident des Europaparlaments, wurde dann mit einer die gut 1.000 Besucher mitreißenden Rede auch zum unumstrittenen Star des Abends. Werde er zum Kommissionspräsidenten, komme die Finanztransaktionssteuer, versicherte Schulz. Die Kreditklemme will er lösen, die Arbeitslosigkeit bekämpfen, den Menschen ein Leben in Würde wieder ermöglichen, "Europa vom Kopf auf die Füße stellen".

Das Publikum nahm die halbe Stunde Vortrag dankbar mit stehenden Ovationen entgegen, nachdem man sich bei den heimischen Spitzen-Roten mit deutlich weniger euphorischem Beifall freundlich für die jeweiligen Redebeiträge bedankt hatte.

Dabei war die Stoßrichtung der SPÖ-Spitzen die selbe wie jene von Schulz. Initiativen gegen Jugendarbeitslosigkeit, gegen die Privatisierung der Daseinsvorsorge, gegen neue Mauern in Europa, gegen "Neoliberale" und genauso gegen die "Europa-Zerstörer", wobei von letzteren nach Meinung Häupls "Österreich wahrscheinlich die Widerlichsten ausgefasst hat".

Bei den "Neoliberalen" zog der Bürgermeister zumindest für Österreich eine zufriedene Zwischenbilanz, habe man die schwarz-blaue Regierung doch "beseitigt". Eindringlich die Friedensperspektive der Union bewarb Faymann. Wer den Frieden wolle, dürfe nicht auf Ausgrenzung setzen.

Einen schmalen Auftritt hatte die Wiener SPÖ für den Listenersten der Bundespartei vorgesehen. Eugen Freund durfte nicht alleine aufs Rednerpult, sondern musste sich in einer kurzen Talkrunde die Redezeit mit den Wiener Kandidatinnen Evelyn Regner und Michaela Kauer teilen. Zu hören war bekanntes. Freund will gegen Jugend-Arbeitslosigkeit und Steuerbetrug kämpfen. Was ihn im Europaparlament erwartet, erfuhr er von Regner: "Wir sind die Ameisen." Damit meinte die Gewerkschafterin allerdings weniger, wie klein die SPÖ-Fraktion ist, sondern wie fleißig man eben für Projekte wie die Finanztransaktionssteuer kämpfe.

Die Gelegenheit zu einem längeren Abschied geboten wurde Hannes Swoboda, beim letzten Mal noch SPÖ-Spitzenkandidat, mittlerweile SP-Delegationsleiter im Europaparlament und in Bälde Polit-Pensionist. Er rührte die Werbetrommel für Freund mit dem Argument, dass dessen konservativer Gegenkandidat Jean-Claude Juncker gerade erst in Luxemburg abgewählt worden sei: "Warum sollen wir ihn dann wählen?" Seine Partei erinnerte Swoboda daran, dass es nicht damit getan sei, an Abenden wie heute bei Großveranstaltungen zu erscheinen: "Manchmal habe ich das Gefühl, wir haben das Wahlkämpfen verlernt." Wahlkampf habe nämlich auch mit Kämpfen zu tun.

 

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