Gutachten behauptet

Ex-BAWAG-Boss Helmut Elsner ist todkrank

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Ein neues Gutachten zeigt: Helmut Elsner kann jeden Tag wegen Herzrhythmusstörungen sterben. Die Justiz sieht keinen Grund zum Handeln.

Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner mag nicht viele Freunde haben, aber das wünscht man nicht einmal seinem schlimmsten Feind: Hinter Gittern mit 74 Jahren einsam zu sterben. Bei Elsner besteht jeden Tag das Todesrisiko.

Das bestätigt nun erstmals ein 24-seitiges medizinisches Gutachten des Salzburger Gerichtssachverständigen Max Pichler, das ÖSTERREICH jetzt vorliegt. Der Ex-Bawag-Chef ist todkrank. Sein Herz macht die Dauerbelastung der U-Haft nicht mehr lange mit. Vor allem in den letzten Monaten hat sich sein Gesundheitszustand trotz Kuraufenthalts und der permanenten Behandlung auf der Krankenstation der Justizanstalt Josefstadt dramatisch verschlechtert.

Vierzehn Pillen pro Tag
Eine Gewichtszunahme von acht Kilo in nur drei Monaten, die angeschlagene Nierenfunktion und vor allem die Herzrhythmusstörungen sind unter dem emotionalen Stress der U-Haft nur schwer in den Griff zu bekommen. Vierzehn Pillen schluckt Elsner pro Tag.

Das Fazit des Gerichtsgutachters liest sich wie ein Todesurteil: „Herr Elsner befindet sich in einer Hochrisikokonstellation für kardiovaskuläre Ereignisse wie schwere Herzinssuffizienz, Fortschreiten der Nierenfunktions­störung, Schlaganfall, plötzlicher Herztod durch Herzrhythmusstörung oder Tod.“

Elsners Arzt im Interview: "Er kann früh sterben."

ÖSTERREICH: Herr Dr. Kaiser-Mühlecker, Sie sind Helmut Elsners Arzt in der Justizanstalt. Bestätigen Sie die Ergebnisse des Gutachtens, dass er jederzeit sterben kann?

Kaiser-Mühlecker: Sein Gesundheitszustand ist eine Risikokonstellation zwischen hohem emotionalen Stress und Herzrhythmusstörungen, dies kann zu Thrombosen, gegebenenfalls zum Schlaganfall führen. Er ist ein Patient mit mehrfachen Erkrankungen, wie Nierenfunktionsstörungen, und dem Zustand des dreifachen Bypasses. Ja, er könnte jederzeit im Gefängnis sterben.

Österreich: Helmut Elsner war erst zur Rehabilitation in Althofen. Hat das etwas zur Heilung beigetragen?

Kaiser-Mühlecker: Die Rehabilitation konnte nur zur Optimierung der Therapie der Herzrhythmusstörungen beitragen. Das stellt aber keine Heilung dar.

ÖSTERREICH: Der Richter hebt die U-Haft von Helmut Elsner wegen Fluchtgefahr nicht auf. Kann er überhaupt noch flüchten?

Kaiser-Mühlecker: Eine Flucht bedeutet hohen Stress. Elsner würde damit sein Leben gefährden. Außerdem braucht er eine sehr engmaschige medizinische Versorgung. Die Blutgerinnung, die Blutwerte und auch der Herzrhythmus müssen ständig kontrolliert werden. Das findet er nur in Mitteleuropa.

Österreich: Weiß der Richter von Elsners Gesundheitszustand?

Kaiser-Mühlecker: Ich informiere ihn laufend über neue Erkenntnisse. Die juristische Verantwortung für Helmut Elsner liegt bei ihm.´

Justiz bleibt hart: Elsner weiterhin in U-Haft
Der zuständige Richter Christian Böhm, der den Fall Elsner von Claudia Bandion-Ortner nach ihrer Bestellung zur Justizministerin übernommen hat, sieht trotz des dramatischen Gesundheitszustandes keinen Anlass, Helmut Elsner auf Kaution freizulassen. Mehr noch: Er lehnte sogar den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, ein medizinisches Gutachten erstellen zu lassen, worauf Ruth Elsner die Kosten dafür übernahm.

Gutachten: Helmut Elsner ist zu krank für eine Flucht
Für die Justiz besteht bei Elsner nach wie vor Fluchtgefahr. Doch genau dieses Argument der Justiz, Elsner weiterhin hinter Gittern zu lassen, führt das Gutachten ad absurdum. Denn eine Flucht ist mit dieser Diagnose nicht mehr möglich, würde sein Leben gefährden.

Das bestätigt auch Elsners Arzt in der Justizanstalt, Dr. Klaus Kaiser-Mühlecker: „Helmut Elsner braucht eine hoch qualitative medizinische Betreuung, die bekommt er in keinem der typischen Fluchtländer. Damit würde er sein Leben aufs Spiel setzen.“

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