"E-Card-Tourismus"

Falsche "Versicherte" erhalten Gratis-Behandlung

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Laut ORF-TV-Sendung "Konkret" gibt es in Österreich einen massiven Missbrauch von E-Cards - einen so genannten "E-Card- Tourismus"

"Immer wenn ich in den Bus einsteige, gibt es ein Angebot vom Reiseunternehmer: Wenn man will, kann man ein paar Tage nach Österreich fahren und sich behandeln lassen - E-Card ist kein Problem." So wurde am Montag eine slowakische Putzfrau im ORF-TV-Sendung "Konkret" zitiert. Demnach sei der "E-Card-Tourismus" in Österreich weit verbreitet. Patienten, die mit fremder E-Card zum Arzt kommen, erhalten eine Gratis-Behandlung.

Ärzte bestätigen Missbrauch
Dass der Missbrauch regelmäßig stattfindet, bestätigte auch ein Wiener Zahnarzt. Er sagte im Konsumenten- und Servicemagazin: "Der Patient kommt zu mir und hat eine gültige E-Card. Wenn Geschlecht und Alter stimmen, wird er behandelt. Als Zahnarzt fällt mir ein Missbrauch nur dann auf, wenn der echte Karteninhaber schon Röntgenbilder bei mir gemacht hat. Dann kann ich ihn identifizieren." Eine andere Möglichkeit gibt es nicht: "Wenn die E-Card gültig ist, bekommt der falsche Patient die Behandlung gratis."

Ein Foto auf der E-Card ist in Österreich erst ab dem Jahr 2010 geplant. In anderen Ländern ist diese Art von Kontrolle bereits üblich.

Hauptverband sieht keinen Missbrauch
"Wir sehen keinen Missbrauch bei der Verwendung von E-Cards", betonte am Montag Volker Schörghofer vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger in einer Reaktion auf die ORF-TV-Sendung "Konkret".

Es seien derzeit 8,34 Millionen E-Cards aktiv, von denen jährlich rund 100.000 (knapp 1,4 Prozent) verloren gehen, 46.000 davon werden laut Schörghofer gestohlen. Einen "organisierten Diebstahl" könne er jedoch nicht erkennen. "Wenn nämlich jemand seine Karte verliert und das meldet, wird sie sofort gesperrt."

Bei Zweifel muss Arzt Ausweis verlangen
Mediziner, die Zweifel an der Übereinstimmung von Patient und E-Card hätten, müssten sich zusätzlich einen Ausweis vorlegen lassen. Alles andere käme einer Vertragsverletzung des Arztes gleich und könne, so Schörghuber, strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

E-Cards mit Foto, so wie ab 2010 in Österreich geplant, hielt Schörghuber nicht für die Ideallösung, die sämtliche Sicherheitslücken stopfen werde. "Außerdem ist das wahnsinnig teuer, man müsste Millionen Menschen fotografieren."

Wer seine E-Card verliert, kann das unter der Service-Hotline 050124-3311 von Mo bis Fr, von 7.00 bis 19.00 Uhr, in ganz Österreich zum Ortstarif melden

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