SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal rechnet mit 100.000 Sozialdienst-interessierten. Die faulen Anderen sollen zahlen.
"Nur für den, der zu Hause faul herumliegt, nichts macht und reiche Eltern hat, für den sind dann die Gebühren auch da", so Broukal in der "Presse" (Freitag-Ausgabe). Und damit stellt er alle anderen Studenten in ein zweifelhaftes Eck.
Generell gegen Gebühren
Grundsätzlich ist Broukal nach wie vor für die Abschaffung der Gebühren. Allerdings: "Das Schlechteste wäre, die Gebühren werden abgeschafft, und es geschieht Null für die Universitäten." Bei Beibehaltung der Studienbeiträge hält er das von ihm ins Spiel gebrachte australische Kreditmodell für die beste Lösung.
Dabei erhalten die Studenten für ihre Gebühren einen zinsenlosen Kredit, den sie erst zurückzahlen müssen, wenn ihr Einkommen eine bestimmte Grenze übersteigt. Aber auch der Freiwilligen-Dienst habe seinen Reiz: "Es gibt eine schweigende Mehrheit auf dem Land, die jetzt schon Dienste beim Roten Kreuz oder der Feuerwehr ausüben." Diese sollten - neben Nachhilfe - anerkannt werden.
FPÖ schuld an Studiengebühren
Die Beibehaltung der Studiengebühren kreidet Broukal der FPÖ an. Diese habe nach den Wahlen eine gemeinsame Initiative mit SPÖ und Grünen abgelehnt - nach der Wiederaufnahme der Koalitionsgespräche zwischen SPÖ und ÖVP sei diese Chance aber vorbei gewesen.
FPÖ: "Bodenlose Frechheit"
FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf wies die Vorwürfe zurück. Dies sei eine "bodenlose Frechheit", so Graf. Im Parlament habe die FPÖ diese Woche bei namentlichen Abstimmungen zwei Mal für eine Abschaffung der Studienbeiträge gestimmt.
Zuletzt plädierte die FPÖ in dieser Woche im Nationalrat für eine Aufhebung der allgemeinen Studiengebühren. Umgekehrt sollte aber den Unis die Möglichkeit eingeräumt werden, selbst Beiträge innerhalb einer gewissen Bandbreite einheben zu können.
Grüne und ÖH kritisieren Broukal
Probleme mit Broukal haben auch die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) und der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald. Die ÖH bezweifelte in einer Aussendung Broukals Erwartung, dass rund 100.000 Studenten die Möglichkeit ergreifen würden, sich durch gemeinnützige Arbeit ihre Studiengebühren zurückzuverdienen: "Wer behauptet 100.000 Studierende hätten nichts besseres zu tun, als sich um sechs Euro pro Stunde unter dem gültigen Kollektivvertragslohn ausbeuten zu lassen, hat wirklich keine Ahnung von der Lebenssituation der Studierenden."
Grünewald wiederum stößt sich an Broukals Formulierung, wonach die Gebühren für jene Studenten da seien, die "zu Hause faul herumliegen, nichts machen und reiche Eltern haben". Er ortet darin eine "Beschimpfung".