So arbeitet der Kanzler

Faymanns brutalste Woche

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Der Kanzler im Total-Einsatz. Von Montag bis heute hatte er eine 120-Stunden-Woche – ÖSTERREICH hat ihn begleitet, zeigt seine Polit-Arbeitstage:

MONTAG, ab 8 Uhr: Dauer-Telefonate für die großen Themen der Woche: Asyl-Gipfel und Griechen-Rettung.

12 Uhr: Der Kanzler lädt VP-Minister und NGOs zum ersten Asylgipfel. Die Idee der Bezirksquoten für Asylwerber wird geboren und (vorerst) von VP-Vizekanzler Mitterlehner unterstützt.

Faymanns brutalste Woche
© APA

16.30: Abflug nach Brüssel. Der Kanzler ist entspannt, fast euphorisch. Er glaubt endlich eine Lösung „gegen die Überbelastung von Traiskirchen“ und für das Flüchtlingsproblem zu haben. Im Flieger bereitet er sich auf den EU-Gipfel zu Griechenland vor.

18.40: Landung in der belgischen Hauptstadt. Faymann hofft auf einen „Durchbruch in den Verhandlungen mit Griechenland“.

0.00: Der Gipfel endet nach Mitternacht. Ohne Ergebnis. Der Kanzler ist tief frustriert.

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2.30 Uhr: Landung in Wien, erst um 3.00 ist er zu Hause.

DIENSTAG, 8.00: Faymann trifft sich im Kanzleramt mit Minister Ostermayer. Danach leitet er den Ministerrat. Mitterlehner nennt Faymanns Bezirksquote „charmant“. Nach dem Ministerrat verhandeln SPÖ und ÖVP stundenlang Deregulierungsmaßnahmen.

MITTWOCH, ab 7 Uhr: Non­stop Termine und Telefonate.

17.00: Der große Asyl-Gipfel. Faymann empfängt am Ballhausplatz die VP-Minister und alle Landeshauptleute. Die Bezirksquoten sollen beschlossen werden. Gleich zu Beginn eskaliert die Sitzung. Landeshauptmann Erwin Pröll lehnt Faymanns Vorschlag ab. Der SPÖ-Chef nennt Pröll „destruktiv“. Ein stundenlanger Streit entbrennt. Der Gipfel endet nach 22 Uhr ohne Bezirksquoten. Er ist gescheitert. Faymann telefoniert bis lange nach Mitternacht – sowohl wegen des Asylgipfels als auch Griechenland. Immer wieder ruft GriechenPremier Alexis Tsipras an.

DONNERSTAG, 10.00: Faymann fliegt wieder nach Brüssel. Im Flieger wirkt er schwer irritiert über die ÖVP: „Wenn wir beim Thema Asyl nichts weiterkriegen, ist das ein Desaster für beide Parteien.“ Gleichzeitig hofft er, dass der neue EU-Gipfel den Grexit verhindert.

13 Uhr: Faymann bespricht sich mit SP-Regierungschefs vor. In Wien eskaliert der Asyl-Streit. Dauer-Telefonate.

17 Uhr: Der EU-Gipfel startet. Faymann versucht, Tsipras zu helfen. Vergeblich. Das Thema wird erneut an die Finanzminister übergeben. Plötzlich streitet die EU-Runde über verpflichtende Asylquoten für Europa. Bis 2.30 in der Früh wird gestritten. Faymann kommt erst um 4 Uhr früh ins Hotel.

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© Reuters

FREITAG, 7 Uhr: Faymann telefoniert mit Parteifreunden. Sie warnen ihn vor der ÖVP-Strategie. Er ruft den VP-Vizekanzler an, vereinbart ein Treffen für Dienstag. Er fährt wieder ins EU-Gebäude. Verhandelt mit den 27 Regierungschefs über Sicherheit.

17 Uhr: Landung in Wien. Telefonate und Termine im Kanzleramt bis 23 Uhr.

SAMSTAG, ab 9.00: Medien-Termine und Ö1-Mittagsjournal. Telefonate mit Tsipras und EU-Chefs. Dazwischen Besuch des Donauinselfests.

SONNTAG, 11.00: Faymann stellt sich in der ORF-Pressestunde unseren Fragen. Danach fährt er zum Trauergottesdienst nach Graz. Rückkehr: nach Mitternacht.

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