Milliarden-Zockerin

Finanzskandal: Jetzt spricht Monika R.

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Monika Rathgeber bestreitet die „Einzeltäter-Theorie“ und fühlt sich als Opfer.

Tränen und Trauma: „Ich bin vernichtet worden“, sagt Monika Rathgeber. Sie spekulierte mit 1,8 Milliarden – im Auftrag der Politik, sagt sie.

„Mein Name ist Monika Rathgeber, ich bin 41 Jahre alt und habe 20 Jahre für das Land gearbeitet.“ Am Freitag trat erstmals jene Frau mit vollem Namen und Gesicht vor die Kameras, die Salzburg im Alleingang in die größte Krise der Zweiten Republik gestürzt haben soll. Das behauptet zumindest jener Prüfbericht, den der damals scheidende Finanz-Landesrat David Brenner (SPÖ) am 16. Jänner vorgelegt hatte.

Jetzt spricht Monika R.

„Beschämend, was bei der Aufklärung passiert ist“
Monika Rathgeber sieht das freilich anders (siehe Zitate unten). „Es ist mir wichtig, dass ich mir das von der Seele reden kann“, sagt sie und rechnet unter Tränen mit der bisherigen Aufklärungsarbeit des Landes ab: „Ich finde es beschämend, was da bei der Aufarbeitung passiert ist. Die Bürger wurden über eineinhalb Monate in Angst und Schrecken versetzt. Ich bin fassungslos.“

Dann fängt sich die Finanzexpertin rasch wieder und fährt sachlich und ruhig fort. Sie hat sich in den vergangenen Monaten verändert – auch optisch: Dezentes, aber perfektes Make-up, frisch gefärbte Haare, topmodisch, aber nicht aufdringlich gekleidet – eine Frau, die sich ihrer Rolle bewusst ist.

Was sie sagt, wirkt logisch und glaubhaft – sie hatte aber auch sieben Wochen Zeit, sich auf ihren großen Auftritt vorzubereiten.

„Ein Schatten-Portfolio hat es nie gegeben“
Ein „Schatten-Portfolio“ mit 253 Derivaten habe es nie gegeben. Vielmehr habe ihr Nachfolger, „der es gar nicht erwarten konnte, meine Position einzunehmen“ und der von der Deutschen Bank kam, Geschäfte entdeckt, von denen er als Mitarbeiter der Deutschen Bank nichts wusste, weil sie ihn davor nichts angingen.

Auch habe sie nicht heimlich Kredite über 1,8 Milliarden Euro aufgenommen: „Wie soll denn das gehen?“ Zu angeblich unbekannten Schulden des Landes in der Gesamthöhe von 3,3 Milliarden Euro legte Rathgebers Anwalt Herbert Hübel insgesamt vier Seiten aus dem Rechnungsabschluss des Landes von 2011 vor. Darin sei die Zahl enthalten: „Man muss halt addieren. Das sollte man spätestens am Ende der Volksschule können.“

Aus dem Land hieß es zum Auftritt Rathgebers nur: „Über die Causa werden die Gerichte zu befinden haben.“ Gegen Rathgeber ermittelt die Justiz – es gilt die Unschuldsvermutung.

"Ich bin mir keiner Schuld bewusst"

Die entlassene Beamtin erklärt, über alle Geschäfte stets informiert zu haben.

Monika Rathgeber habe mit 1,8 Milliarden Euro heimlich spekuliert, so der Prüfbericht. Sie betont, stets im Auftrag gehandelt zu haben.

  • Wie fühlen Sie sich angesichts der Vorwürfe? „Die Vorwürfe sind erschütternd und haben mich in eine tiefe Krise gerissen. Ich wurde am 6. Dezember (damals informierte Ex-Landesrat Brenner die Öffentlichkeit, Anm.) vor laufenden Kameras komplett vernichtet.“
  • Wer wusste aller von den Spekulationen? „Das haben nur wenige gewusst. Viele der wenigen wollen sich jetzt nicht mehr erinnern.“ Konkret sei jeder Auszug an den suspendierten Leiter der Finanzabteilung, Eduard Paulus, gegangen. „Ich gehe davon aus, dass man im Ressort (sprich: in der Politik – Anm.) von den Finanzgeschäften gewusst hat.“
  • Sie haben nicht heimlich spekuliert? „Es gab in meinem Büro zwei Türen. Die waren immer offen.“
  • Wer hat im Land überhaupt verstanden, was Sie tun? Diese ÖSTERREICH-Frage beantwortete Monika Rathgeber zuerst gar nicht und dann mit einem vielsagenden Schulterzucken.
  • Kann es sein, dass das Land tatsächlich 74 Millionen Euro im Plus ist? „Das ist plausibel. Ohne Panikverkäufe wäre der Gewinn viel höher.“ Im Oktober und November 2012 seien wegen des Drucks in Panik 253 Derivate aufgelöst worden, „wodurch ein Verlust von 100 Millionen Euro realisiert wurde“.
  • Empfinden Sie Genugtuung, dass Finanz-Landesrat David Brenner (SPÖ) gehen musste? „Genugtuung ist das falsche Wort. Das ist alles einfach ein Fiasko.“

Paulus aus der ÖVP geworfen
Die Salzburger Landespartei sah „parteischädigendes Verhalten“.
Salzburg. „Der Beschluss ist im Präsidium einstimmig gefallen“, sagt ÖVP-Geschäftsführer Wolfgang Mayer zu ÖSTERREICH. Eduard Paulus, suspendierter Chef der Finanzabteilung des Landes, wurde nun wegen parteischädigenden Verhaltens aus der ÖVP geworfen.

„ÖVP-Intrige“
Paulus hatte seit seiner Suspendierung Anfang Jänner seine Ex-Partei wiederholt scharf kritisiert. Den Finanzskandal bezeichnete er als „Intrige der ÖVP“, um Gabi Burgstallers Kronprinzen David Brenner (SPÖ) zu schaden.

Wolfgang Fürweger

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