Kritik an Maßnahmen der Bundesregierung - Wiens Parteichef Nepp über ''Wien-Bashing'' der ÖVP erbost - Kickl: Grüne mutieren schneller als jeder Virus - Hofer fürchtet sich nicht vor Corona.
Wien. Die Wiener FPÖ hat am Dienstagabend zu einer weiteren Kundgebung geladen - dieses Mal inklusive Auftritt der Bundesparteispitze. Einmal mehr standen bei der Veranstaltung am Viktor-Adler-Markt die Coronamaßnahmen und die Politik der Bundesregierung im Visier der Blauen. Bundesparteiobmann Norbert Hofer befand dort etwa: "Corona ist nicht gefährlich, der Koran ist gefährlich."
Schon Ende Mai wetterten die Wiener Blauen am Heldenplatz gegen "Corona-Wahnsinn" und "Regierungsburka", zwischendurch wurde auch gegen einen Pop-Up-Radweg demonstriert. Nun wurde der Kundgebungsreigen in Favoriten fortgesetzt. Rund 2.500 Menschen sind laut Parteiangaben heute erschienen.
Sie erlebten zunächst den Wiener Parteichef Dominik Nepp, der zum Auftakt davor warnte, dass Österreicher im zehnten Bezirk schon bald zur Minderheit "degradiert" werden würden und ein Kulturwandel bevorstehe. Den Löwenanteil der Kritik setzte es aber für die Bundesregierung, also etwa für Gesundheitsminister "Angstschober" oder die "Nehammertruppe". Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) habe Wiener streng bestraft, aber den Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Kleinwalsertal verteidigt, beklagte Nepp.
"Dieses Wien-Bashing ist kein Einzelfall bei der ÖVP", zeigte sich der blaue Politiker erbost. Der Wiener ÖVP-Chef und Finanzminister Gernot Blümel habe zudem offenbar ein Problem mit Zahlen. "Das ist so wie ein Zoodirektor, der eine Tierallergie hat."
Parlamentsklubchef Herbert Kickl zeigte sich erfreut, dass viele der Kundgebungsteilnehmer ohne Mund-Nasen-Schutz erschienen waren: "Es geht großteils ohne Maskerade ab. Wir sind wieder unvermummt, so wie es in unserem Kulturkreis üblich ist." Auch der Ex-Innenminister bezeichnete den aktuellen Amtsinhaber Nehammer als "einen der größten Versager". Überhaupt pfusche die Regierung viel herum: "Ein Orgelbauer hätte seine Freude, lauter Pfeifen."
"Die Grünen mutieren schneller als jeder Virus. Von denen ist nichts mehr übrig geblieben", höhnte er über den aktuellen Koalitionspartner der ÖVP. Wenig zufrieden zeigte er sich überdies mit dem Umstand, dass die Wiener Gastro-Gutscheine nur für "Saftl" und nicht für Alkohol gelten. "Das hätt's unterm Häupl nicht gegeben", befand er.
FPÖ-Chef Hofer streute zunächst dem Gastgeber Rosen: "Ich bin sehr dankbar, bei Dominik Nepp zu sein, eurem Vizebürgermeister, der sich sehr für euch einsetzt." Hofer berichtete davon, schon mehreren Leuten die Hand gegeben zu haben: "Ich fürchte mich nicht vor Corona." Er kritisierte die "Angstmache" durch die Bundesregierung und die "Gelddruckmaschine", die nun angeworfen wurde.
Auch an der aktuellen Einwanderungspolitik ließ er kein gutes Haar. Lob setzte es etwa für den ungarischen Regierungschef Viktor Orban: "Die Ungarn und Viktor Orban sind die Freunde Gottes und die Freunde der Menschheit. Ich bin froh, dass wir so einen tollen Nachbarn haben."
Der FPÖ-Obmann lieferte sich auch gelegentliche Wortgefechte mit der kleinen Schar an Gegendemonstranten, die sich eingefunden hatten - und unter anderem "Ibiza, Ibiza" skandierten. Der Name von Hofers Vorgänger Heinz-Christian Strache, der nun wieder in den Polit-Ring gestiegen ist, wurde übrigens von keinem der Redner erwähnt.