Dem Kindergarten folgt das Spital - nächster Stresstest für Frauenberger.
Sandra Frauenberger soll neue Gesundheits- und Sozialstadträtin werden. Derzeit noch für Bildung und Integration zuständig, wird sie nun offenbar ein weiteres Mal das Ressort ihrer engen Vertrauten Sonja Wehsely übernehmen. Ruhig, dienstbeflissen und kaum aktionistisch, so wird die neue Herrin im wohl schwierigsten Ressort beschrieben. Stress hatte sie aber bereits zuletzt - mit den Kindergärten.
Seit 2007 sitzt die 50-Jährige in der Wiener Stadtregierung. Sie war bis 2015 für Frauen- und Integrationsagenden sowie Personal zuständig. Nach der Wahl wurde ihr Portfolio mit dem Ressort Bildung aufgefettet. Seit den Anfängen hat sich die Karriere der laut eigenen Angaben "leidenschaftlichen" Politikerin im frauenpolitischen Bereich sowie bei der Gewerkschaft abgespielt.
Beruflich begann ihr Engagement 1984 mit den Eintritten in die Länderbank und in die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Innerhalb der Gewerkschaft stieg sie von der Jugendreferentin zur Frauensekretärin und 1999 schließlich zur Leiterin der Bundesfrauenabteilung auf. Ab 2004 saß sie überdies im Bundesvorstand des ÖGB und im GPA-Bundespräsidium. Im Juni 2006 übernahm sie für ein Jahr auch den Vorstandsvorsitz des Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds (WAFF).
Ihre politische Heimat hat Frauenberger - ebenso wie Parteikollegin Renate Brauner - in der SPÖ-Margareten. Dort ist sie seit 1997 aktiv, als sie zum Mitglied des Bezirksfrauenkomitees avancierte. 2001 stieg sie in die entscheidenden Bezirksgremien auf, 2009 löste sie Brauner als Vorsitzende ab. Im Wiener Gemeinderat besitzt sie seit 2001 ein Mandat. Im Jänner 2007 wurde sie als Nachfolgerin von - damals schon - Sonja Wehsely amtsführende Stadträtin.
Zu Frauenbergers bisheriger Leistungsbilanz zählt die Gründung der "Wiener Zuwanderungskommission" - ein Expertengremium, das Empfehlungen in Sachen Zuwanderung erarbeitete, die der Stadt als Leitfaden für die Gestaltung der Migrationspolitik innerhalb der nächsten zehn Jahre dienen soll. Zudem fällt unter ihre Amtszeit das Schnüren zahlreicher Pakete, so das "Verpartnerungspaket" zur Umsetzung der eingetragenen Partnerschaft oder das "Tierschutzpaket", in dessen Mittelpunkt die artgerechte Tierhaltung stand.
Auch die Novellierung des Prostitutionsgesetzes oder die "Wiener Charta" wurden umgesetzt. In letzterer wurden mittels Bürgerbeteiligung die Grundsätze für ein gutes Zusammenleben in der Stadt festgeschrieben.
Frauenberger gilt als begeisterte Rot-Grün-Anhängerin. Wenig Freude bereiteten ihr zuletzt hingegen die lieben Kleinen: Egal ob Trouble-Shooting nach einer brisanten Studie zu Islam-Kindergärten gefragt war oder die Konkurse privater Betreiber abgefedert werden mussten - die Betreuungseinrichtungen für die Kids wuchsen sich quasi zum Dauerthema aus. Umfangreich waren auch die Maßnahmen zur Flüchtlingsintegration. Dass junge Muslime das Prinzip der offenen Gesellschaft nicht zur Gänze verinnerlicht haben, wurde nach einer von Frauenberger initiierten Erhebung in Wiener Jugendzentren deutlich.
Die verheiratete Mutter zweier Söhne wurde am 22. September 1966 in eine Simmeringer Arbeiterfamilie geboren. Erstmals politisch aktiv wurde Frauenberger als 16-Jährige, bei einer Friedensdemo gegen den Kalten Krieg. Entspannung findet Frauenberger eigenen Angaben zufolge beim Radiohören, bei der Lektüre - etwa von Simone de Beauvoir - sowie beim Laufen.