Was bei erneutem Anstieg passieren würde

Geheim: Die Notfallpläne für zweite Welle

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Sollten Infizierten-Zahlen in die Höhe schießen, würde Regierung rasch handeln.

Derzeit sind die Coronavirus-Neuinfektionsraten in Österreich niedrig. Auch die Reproduktionszahl liegt bei unter eins. Sollten diese zwei Faktoren aber durch die Öffnung von Schulen und Gastronomie sowie das Ende der Ausgangsbeschränkungen wieder stark in die Höhe gehen, würde die Regierung rasch handeln.

Kanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober wollen ein neuerliches exponentielles Wachstum und eine zweite Welle verhindern:

  • Die Regierung wird die Zahlen auch weiterhin alle zwei Wochen – im Fall eines Anstiegs jede Woche – genauestens prüfen. Dafür werden auch epidemiologische Berechnungen und Prognosen verwendet.
  • Die Hoffnung ist, dass „Cluster“, also eine Anhäufung von Fällen, abgrenzbar bleiben.
  • Sollten in einem Ort, einer Stadt oder gar einem Bundesland gehäuft Infektionsfälle auftreten, würde diese schnellstmöglich unter Quarantäne gestellt werden. Dann würden in dieser Region folglich auch Schulen und Geschäfte wieder schließen.
  • Sollte es österreichweit, etwa im Herbst, wieder einen rasanten Anstieg geben, würde es die Regierung zunächst wieder mit Ausgangsbeschrän­kungen versuchen.

Kurz Anschober Gewessler Krisenstab Corona Einsatzstab
© APA/HELMUT FOHRINGER
× Kurz Anschober Gewessler Krisenstab Corona Einsatzstab
Treffen des Einsatzstabes wegen des Coronavirus im Innenministerium in Wien.

Schulen würden rascher schließen als Geschäfte

Sollte das nicht reichen, würden zunächst Schulen wieder auf E-Learning umstellen. Homeoffice wird weiter empfohlen. Geschäfte schließen diesmal zuletzt.

Die Regierung hofft freilich, dass die Bevölkerung auf „Eigenverantwortung“ setzt und so eine zweite Welle verhindert werden kann.

Video zum Thema: Zweite Corona-Welle: Das sagen die Österreicher

Kurz: "Szenario, auf das wir uns gut vorbereiten"

ÖSTERREICH: Viele Experten befürchten eine zweite Welle. Droht diese angesichts des Hochfahrens?

Sebastian Kurz: Das ist ein Szenario, auf das wir uns gut vorbereiten müssen. Eine zweite Welle ist zum Beispiel selbst in Singapur passiert. Wir wollen daher das Virus beim Hochfahren unter Kontrolle halten. Wir merken, dass die ersten Geschäftsöffnungen keine negativen Auswirkungen auf unsere Infektionszahlen hatten. Die Frage ist, ob es gelingt, die Situation unter Kontrolle zu halten, also die Ansteckungen regional einzugrenzen und Infizierte rasch zu isolieren, oder ob es wieder zu einem exponentiellen Anstieg kommt.

ÖSTERREICH: Was muss also in den kommenden Monaten beachtet werden, um einen neuerlichen exponentiellen Anstieg zu verhindern?

Kurz: Wir werden die nächsten Wochen und Monate die Zahl der Neu-Infizierten genau beobachten und müssen vorsichtig bleiben. Unser Motto ist, so viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkungen wie nötig. Die Eigenverantwortung wird sehr wichtig sein, das Abstandhalten und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, etwa in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Isabelle Daniel

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