Schlechte Qualität

Gerald Grosz: Sein Mail an den ORF

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt mit gewohnt spitzer Zunge.  

An den ORF!

Bravo ORF, bravo Herr Weißmann, auch die Sommergespräche ein einzigartiger Quotenflop! Ja, wer will sich auch eine Sendung aus der 10 Quadratmeter Schuhschachtel des Parlaments mit einer inhaltlich vollkommen flachen Moderatorin ansehen, wenn derselbe ORF mit den Horrormeldungen vom Klimawandel die Menschheit in den Gastgarten treibt?

Wer tut sich diesen Schwachsinn in Dauerwiederholung an einem lauen Sommerabend an, wo doch seit Jahren immer dieselben Fragen gestellt werden und nicht nur das Setting dieser Sommergespräche im „Verhörzimmer der Stasi“ (Copyright by Kickl) sondern auch der gesamte Aufbau dieser Sendung an die 70er Jahre erinnert? Seit Jahrzehnten hat sich nichts getan. Stopp, es ist schlechter geworden!

APA/ROLAND SCHLAGER
© APA/ROLAND SCHLAGER
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Während in den 90er Jahren noch Quoten mit Spitzen bis zu einer Million Seher vor das TV-Gerät gelockt wurden, die Menschen ein brillantes Duell zwischen Elmar Oberhauser und Jörg Haider verfolgten, grundelt man jetzt irgendwo im Nirvana zwischen 400.000 und 700.000 unermüdlich und gleichsam masochistisch veranlagten Vergnügungssüchtigen. Und das bei mittlerweile 9 Millionen Einwohnern, einer Steigerung von 2 Millionen seit 1990. Nicht die Parteichefs sind schuld, die werden von mehr Menschen gewählt, als der ORF jemals Konsumenten hatte. Es ist die ewig ermüdende Laier von der inquisitorischen Fragestellung, den andauernden gestotterten Unterbrechungen, den platten Vorwürfen, der offenkundig zur Schau gestellten Subjektivität.

Es ist diese einzigartige Vorführung journalistischen Scheiterns, mangelnder Vorbereitung, schlecht gewählter Themen. Wir haben eine Horrorinflation, wie sie Generationen die letzten Jahrzehnte nicht mehr kannten. Wir haben Preissteigerungen, die Banken zocken die Kreditnehmer ab. In der Ukraine tobt ein Krieg, das gesamte Europa involviert sich darin. Mit unserem Steuergeld werden im Wege der EU-Mitgliedsbeiträge Waffen gekauft. Der gesamte Steuergeldmissbrauch im Rahmen der Corona-Politik ist nicht geklärt. All das ist kaum oder kein Thema. Im Mittelpunkt der Bewerbung stehen auch nicht die Befragten, sondern die Fragensteller werden als Superstars im Jahrmarkt der Küniglbergschen Eitelkeiten vermarktet und beworben.

Ja, wer will sich eine Frau Schnabl oder einen Herrn Wolf antun. Ich hätte einen Vorschlag: Die Sommergespräche moderiert Armin Assinger. Der kann Fragen stellen, gibt vier Möglichkeiten für eine Antwort und hat um eine halbe Million mehr Seher als die unselige Schnabel. Oder man überlässt die Polittalks gleich den Privaten, die lassen wenigstens Kontroversen zu und schmachten nicht im eigenen Saft einer subjektiven Wahrheit.
  

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