Pamela Rendi-Wagner

Freiwilliges, gefördertes Modell

Gesetzesinitiative: SPÖ fordert Viertagewoche

Teilen

Spanien testet Modelle aktuell mit 200 Firmen, skandinavische Staaten gelten als Vorreiter: Bei einer Viertagewoche mit (fast) gleicher Bezahlung als würde man fünf Tage "hackeln".  

Hierzulande hat sich die SPÖ eine Umsetzung auf die Fahnen geheftet und fordert ein Recht auf eine Viertagewoche. Bisher ist eine solche hierzulande nur via Betriebsvereinbarung möglich. Der Arbeitgeberseite ist das auch genug, sie spricht sich stets gegen Arbeitszeitverkürzungen aus.

"Es ist Zeit für eine Umsetzung", sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner am Freitag vor Journalisten in Wien. Einerseits könne die Viertagewoche beim Ausstieg aus der Corona-Kurzarbeit helfen. Vor allem aber würde sich grundsätzlich eine "Win-win-win-Situation" ergeben. "Es geht um ein freiwilliges, gefördertes Modell einer Viertagewoche, nicht um eine generelle Arbeitszeitverkürzung von heute auf morgen; ein Angebot an alle Unternehmen und für Beschäftigte, wo es einen Sinn macht."

Ein Gewinn ergebe sich für die öffentliche Hand, denn langfristig gesehen würden Arbeitsplätze geschaffen, die für Kaufkraft und somit mehr Steuereinnahmen sorgten, so Rendi. Ein weiterer Gewinn ergebe sich für die Betriebe, die leichter an Fachkräfte kommen könnten und von einer höheren Produktivität profitierten. Und der dritte Gewinner seien die Beschäftigten. Diese seien, wie zahlreiche Beispiele rund um die Welt und zuletzt ein wissenschaftlich begleiteter Großversuch in Island zeigte, "gesünder, erholter, motivierter und zufriedener". Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei mit einer Viertagewoche auch viel leichter, das käme vor allem Frauen zu gute, betonte Rendi-Wagner. Nicht zu vergessen sei, dass ein Tag weniger Pendeln klimafreundlich sei.

Das Modell, das die SPÖ vorschlägt, beinhaltet eine öffentliche Förderung, um kritische Betriebe mit ins Boot zu holen. Denn es gibt auch schon solche, die jetzt mit kürzeren Arbeitszeiten erfolgreicher seien als die Konkurrenz mit herkömmlichen Arbeitszeiten, wie bei der Pressekonferenz betont wurde. Konkret soll die Arbeitszeit um 20 Prozent, also auf 32 Stunden in der Woche, gesenkt und somit ein freier Tag mehr geschaffen werden. Die wegfallenden 20 Prozent sollen zur Hälfte vom AMS bezahlt werden und jeweils zu 25 Prozent vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer. So bliebe mit einer Viertagewoche ein Bruttolohn von 95 Prozent, rechnete Rendi-Wagner vor. Je vier Arbeitnehmern im Viertagewochen-Modell solle eine zusätzliche Arbeitskraft angestellt werden, "um einen Beschäftigungseffekt zu erzielen".

"Wir sind im 21. Jahrhundert. Es kann nicht immer nur von den Arbeitnehmern verlangt werden, sie müssen flexibler werden. Eine Viertagewoche in Verbindung mit einer Arbeitszeitkürzung muss möglich sein", forderte SPÖ-Gewerkschafter und -Nationalratsabgeordneter Josef Muchitsch "in Richtung Kritiker". Österreich dürfe diese internationale Entwicklung nicht verschlafen. Freilich werde nach Branchen unterschieden werden müssen, möglich sei eine Viertagewoche aber in jeder. Jedenfalls steige die Produktivität wenn die Arbeitszeit abgesenkt werde. Es brauche geförderte Pilotprojekte um den Stein stärker ins Rollen zu bringen. Unternehmen, die jetzt schon auf eigene Faust in Österreich mit einer kürzeren Arbeitszeit und einer Viertagewoche arbeiteten, würden von Fachkräften regelrecht gestürmt, während andere Betriebe händeringend nach solchen suchten.

Die SPÖ will über den Sommer in einen breiten Dialog mit den relevanten Stakeholdern von Gewerkschaften, über die anderen Parteien bis zum Arbeitsministerium treten. Im Herbst dann will sie im Parlament einen Antrag einbringen. Ein Dialog passt zu Ausführungen von Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung, der in einem "ZiB"-Bericht am Donnerstag forderte, dass in Österreich - ähnlich wie in Spanien - 500 Firmen eine Testphase und eine Studie zur Viertagewoche starten sollen. "Die Interessensvertretungen, die klassische Sozialpartnerschaft hinkt dieser Entwicklung heillos nach", sagte Zellmann. Mitarbeiter in Betrieben müssten nun "selbst neue bottom-up Modelle erarbeiten" können. Es gehe um eine neue Arbeitswelt. "Die Viertagewoche ist das bekannteste, das wichtigste davon. Da braucht es eine neue Übereinkunft, die komplett neu ist, die mit den guten alten Kollektivverträgen fast gar nichts mehr zu tun hat."

Von der Wirtschaftskammer (WKÖ), respektive dem dortigen Generalsekretär und ÖVP-Nationalratsmandatar Karlheinz Kopf, kam eine Abfuhr für die SPÖ-Vorschläge. Er sprach sich nur für eine Arbeitszeitflexibilisierung inklusive freiwilliger Viertagewoche auf Betriebsebene aus, die bereits möglich ist. Eine subventionierte Arbeitszeitverkürzung komme nicht infrage. "In Zeiten omnipräsenten Fachkräftemangels mit aktuell 85 Mangelberufen, in denen händeringend nach Fachkräften gesucht wird, geht eine solche Idee völlig an der Realität vorbei", so Kopf. "Was wir vielmehr brauchen ist die Nutzung des vielfältigen Instrumentenkoffers des AMS zur Heranführung der beschäftigungslosen Menschen an die über 100.000 offenen Stellen."
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten