ÖSTERREICH exklusiv

Gorbach lüftet Brief-Geheimnis

Teilen

Gorbach in der Offensive. Der ehemalige Vizekanzler und jetzige Unternehmer wehrt sich erstmals gegen die Kritik an seinen Job-Briefen.

Er wurde belächelt, kritisiert und bekam für sein eigenwilliges „Gorbach-Englisch“ von Linguisten sogar den schmähvollen Titel „Übelsetzer der Nation“. Im Gespräch mit ÖSTERREICH wehrt sich Hubert Gorbach jetzt erstmals. Es werde alles aufgebauscht, „ich kann nur den Kopf schütteln“.

Wie ÖSTERREICH berichtete, kam Anfang der Woche ans Tageslicht, dass der umstrittene Brief nach London vom vergangenen Juli („The world in Vorarlberg ist too small“) kein Einzelfall war. Auch in die litauische Hauptstadt Wilnius und nach Moskau gingen zwei Briefe, wie das Außenministerium in einer Anfragebeantwortung der Grünen bestätigte.

Bestätigung
Die beiden Schreiben seien, wie der erste Brief an den britischen Finanzminister Alistair Darling, mit dem Amtswappen versehen gewesen. Gorbach bestätigt jetzt, dass am 18. Juli – als die Briefe verschickt wurden – dieser „Lapsus“ gleich dreifach passiert ist. Ab diesem Zeitpunkt habe er den Briefkopf aber „abgeändert“.

Wegen des ersten Briefes ist bereits ein Verfahren nach dem Wappengesetz bei der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch anhängig. Den derzeitigen Stand des Verfahrens will Gorbach nicht kommentieren. Nur: „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“

Hubert Gorbach im ÖSTERREICH-Interview:

ÖSTERREICH: Wie fühlen Sie sich nach dem neuen Wirbel um Ihre Briefe nach Wilnius und Moskau?

Hubert Gorbach: Ich kann nur den Kopf schütteln, wie diese ganze Geschichte aufgebauscht wird, und ich weiß, dass Tausende Menschen da ähnlich denken. Ich bekomme Unterstützung in einem Ausmaß, wie ich es noch nie bekommen habe. Mehr will ich dazu gar nicht sagen, nur so viel: Tu felix Austria – wenn das wirklich die großen Probleme des Landes sind.

ÖSTERREICH: Bedauern Sie die Briefe?

Gorbach: Nein, ich wundere mich ja, dass diese Angelegenheit so brisant gemacht wird. Viele andere Angelegenheiten – ohne jetzt Namen zu nennen – finden in zwei oder drei Zeilen Niederschlag. Da wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Das waren außerdem keine Bewerbungen, das war keine Jobsuche, das war eine Orientierung. Da ging es um die Aufrecht­erhaltung des Netzwerkes – und that’s it!

ÖSTERREICH: Beim ersten Brief wurde Amtspapier verwendet. Auch bei den Schreiben nach Moskau und Wilnius?

Gorbach: Ja, an diesem Tag ist dieser Lapsus passiert, ich habe das aber gleich nach der Aufregung geändert und neutral gestaltet. Aber ich wundere mich schon, dass sich gerade die Grünen über die Verwendung des Amtspapiers so aufregen. In Zeiten der Erderwärmung wäre es gescheiter, dieses Papier in irgendeiner Form weiterzuverwenden, anstatt es zu verbrennen.

ÖSTERREICH: Ist es gerade in Österreich besonders schwierig, einen Job als Ex-Politiker zu finden?

Gorbach: Nein. Mir geht es mit meiner Consulting GmbH sehr gut. Man sollte alles tun, um den Austausch zwischen Wirtschaft und Politik zu forcieren. Es tut der Wirtschaft gut, wenn politische Erfahrungen und Kontakte in die Wirtschaft eingebracht werden.

ÖSTERREICH: Das heißt, die Arbeit in der Firma füllt derzeit den ganzen Tag?

Gorbach: Ja, absolut. Jede Woche bekomme ich mehrere Anfragen, die ich schlichtweg absagen muss, weil ich so viele Anfragen bekomme.

ÖSTERREICH: Es gibt Wirbel um Ihren Konsulentenvertrag mit der Firma DeLunaMagma für ein Großprojekt. Es gab Zweifel, dass das Vorhaben realisiert wird ...

Gorbach: Nur so viel: Das Projekt existiert, davon wird man auch noch sehr viel hören. Aber zu viel will ich dazu nicht sagen. Oft sind Geschäfte, von denen man wenig hört, die wirklich guten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.