Wien

Grasser: 400.000 Euro-Klage gegen Steuerberater

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Ex-Finanzminister holte sich Ex-Justizminister, um gegen Ex-Berater zu kämpfen. Die Details.

Vor dem Saal 708 im Wiener Handelsgericht war gestern viel los. Kameraleute, Fotografen und Journalisten warteten auf den Stargast, der noch gut weiß, wie ein guter Auftritt aussieht: Karl-Heinz Grasser. Dunkelblauer edler Anzug, die Schuhe blank poliert, die Haare schön, der Teint erholt. Er trat gestern zudem als entschlossener Kläger auf, nicht als Beklagter.

Millionen-Strafe
Und darum ging es: Weil Grasser glaubt, die Beratungsfirma Deloitte samt Steuerberater Peter Haunold hätte ihn falsch beraten, habe er jetzt Probleme mit den Steuerbehörden. Konkret stehen Nachzahlungen von fast fünf Millionen Euro im Raum, auch eine Geldstrafe von bis zu 15 Millionen Euro könnte KHG drohen (es gilt die Unschuldsvermutung). „Ich bin sprachlos, denn ich habe ihm vertraut, habe seine Beratungen angenommen“, so Grasser zu ÖSTERREICH. Die Konsequenz: Er klagt Haunold und Deloitte auf 412.284,88 Euro Schadensersatz in einem Zivilprozess. Sein Anwalt: Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer.

Kompetenz? Bereits gestern konnte sich Böhmdorfer Seitenhiebe auf Haunolds „mangelnde Kompetenz und Oberflächlichkeit“ nicht verbeißen. Deloitte weist jede Schuld zurück und sagt, Grasser sei von den Beratungsvorschlägen abgewichen.
Fiona & Meinl. So geht es weiter: Ein Vergleich wurde gestern ausgeschlossen – Grasser wird am 14. Juli einvernommen, am 15. Juli folgt Haunold. Dazu sollen prominente Zeugen wie Ehefrau Fiona und Julius Meinl dem Richter helfen, Licht ins Dunkel zu bringen.

›Klar habe ich dem Berater vertraut‹
ÖSTERREICH: Herr Grasser, tut es Ihnen leid, Dr. Haunold als Steuerberater engagiert zu haben?
Karl-Heinz Grasser: Es tut mir leid, dass ich jetzt steuerliche Probleme habe. Ich wurde von Deloitte und Dr. Haunold umfassend beraten, ich habe diese Beratungen angenommen und jetzt habe ich ein Abgaben- und Finanzstrafverfahren. Das tut mir leid und macht mich auch sprachlos.

ÖSTERREICH: Sie waren selbst Finanzminister, warum haben Sie Haunold so blind vertraut?
Karl-Heinz Grasser: Er hat diese Stiftungsstruktur so vorgeschlagen, ich habe gebeten, dem Finanzamt alles so offenzulegen, war sogar selbst beim ersten Termin dabei. Deshalb holt man sich doch einen Steuerberater – klar habe ich ihm vertraut.

ÖSTERREICH: Es heißt, Sie hätten nachträglich an dem Beratungsvorschlag etwas verändert, stimmt das?
Karl-Heinz Grasser: Nein, das ist falsch.

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