Akuter Anstieg

Hilfswerk: Pflege-Debakel droht

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In den nächsten Jahren werde es rund 10.000 Pflegebedürftige mehr pro Jahr geben.

Das Hilfswerk warnt vor einem deutlichen Anstieg der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren. "Die demografische Atempause ist vorbei", sagte Präsident Othmar Karas am Montag und forderte die Politik zum Handeln auf. In den nächsten Jahren werde es rund 10.000 Pflegebedürftige mehr pro Jahr geben.

Zusätzlicher Bedarf
Das bedeute jährlich einen Bedarf an etwa 1.500 zusätzlichen Heimplätzen, 1.000 zusätzlichen Pflege- und Betreuungskräften, 1.000 zusätzlichen Personenbetreuern und rund 150 Mio. Euro Mehrkosten, meinte Karas. Grund für den Anstieg sei, dass die starken Geburtenjahrgänge vom Ende der 1930er-Jahre nun ins Pflegealter kommen würden, sagte Franz Kolland, Professor für Soziologie an der Uni Wien. Für die nächsten 30 Jahre sei mit einer konstanten Steigerung der Pflegebedürftigkeit zu rechnen und das österreichische Pflegesystem werde schon in Kürze mit dem Nachrücken der geburtenstarken Jahrgänge überlastet sein, sagte Karas.

Finanzierung
"Wir appellieren an die Politik, sich nicht drüberschwindeln zu wollen", betonte Karas. Die Finanzierung der Pflege müsse 2016 gemeinsam mit der Pensionsreform neu geregelt werden und eine neue Bund-Länder-Vereinbarung mit klarer Aufgabenteilung und österreichweit vergleichbaren Rahmenbedingungen abgeschlossen werden, so der Hilfswerk-Präsident.

Bei den derzeitigen Reformvorhaben werde der Bereich der Langzeitpflege im Vergleich zum Spitalsbereich stark vernachlässigt, kritisierte Karas. In der aktuellen Debatte über die Arbeitszeitenregelung und die Gehälter dürfe man die Langzeitpflege nicht ausklammern.

Derzeit werden 85 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zuhause betreut. Davon nehmen rund fünf Prozent die 24-Stunden-Betreuung in Anspruch, 25 Prozent mobile Dienste und etwa 55 Prozent werden ausschließlich von Angehörigen betreut. "Die Prognosen gehen davon aus, dass sich diese Betreuungsstruktur fortschreibt", sagte Geschäftsführer Walter Marschitz. Allerdings nehme die Zahl der Angehörigen, die die Pflege zuhause übernehmen, eher ab.

Handlungsbedarf besteht aus Sicht des Hilfswerks besonders in der langfristigen Sicherung der Pflegefinanzierung, in der Ausbildung und Bezahlung der Pflegekräfte sowie beim Ausbau der mobilen Dienste und der Verbesserung der 24-Stunden-Betreuung.
 

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