ÖSTERREICH-Interview

Hofer zu Nazi-Streit: "Nicht über Hübner entzückt"

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Regierung fordert das Aus von Johannes Hübner – Norbert Hofer antwortet auf Kritik.

HC Strache ist auf ­Urlaub – ÖSTERREICH befragte seinen Vizeparteichef Norbert Hofer. Der findet klare Worte zur Antisemitismus-Causa Hübner.

Interview mit FPÖ-VizeParteichef Norbert Hofer

ÖSTERREICH: Vor drei Monaten war die FPÖ in Umfragen haushoch vorn – jetzt ist es nur Platz 3. Was ist los mit Ihrer Partei?

Norbert Hofer: Ich mache mir gar keine Sorgen, weil wir mit unserem Wahlkampf noch nicht einmal begonnen haben. HC Strache und ich werden ab September sechs Wochen lang in ganz Österreich unterwegs sein. Wir werden ein gutes Ergebnis haben.

ÖSTERREICH: Aber ihr Problem heißt doch Sebastian Kurz – er nimmt Ihnen mit seinen Themen die Butter vom Brot.

Hofer: Ich freue mich ja, wenn die Liste ÖVP-Kurz Schwerpunkte von der FPÖ übernimmt. Das macht es nach der Wahl leichter, diese Punkte umzusetzen. Aber natürlich werden wir klarlegen, dass Kurz die Positionen gewechselt hat: Er sagte, Zuwanderer sind intelligenter als wir Österreicher. Oder: Der Islam ist ein Teil von Österreich.

ÖSTERREICH: Heißt das, eine Koalition mit Kurz wäre leichter als mit der SPÖ?

Hofer: Das heißt, dass Koalitionsverhandlungen leichter werden, aber nicht, dass diese Koalition tatsächlich wahrscheinlicher wäre. Es ist wirklich alles offen.

ÖSTERREICH: Wie groß sehen Sie die Chancen, dass die FPÖ in der Regierung sein wird – zwischen eins und 100?

Hofer: Ich würde das schon mit mehr als 50 % ansetzen.

ÖSTERREICH: Wie wichtig ist der Kanzler für die FPÖ?

Hofer: Natürlich ist der Kanzler wichtig. Man versucht das zu erreichen. Aber von vorneherein zu sagen, wenn ich Zweiter wäre, dann gehe ich ins Schmoll-Eck und arbeite ich nicht, das wäre nicht staatsmännisch.

ÖSTERREICH: Und wie sieht das für Sie persönlich aus?

Hofer: Entweder ich bleibe im Nationalratspräsidium – was mir große Freude macht – oder es ergibt sich Notwendigkeit in der Regierung.

ÖSTERREICH: Wo wären da Ihre Stärken?

Hofer: Umwelt, Energie, Soziales, Äußere Beziehungen, das mache ich gern.

ÖSTERREICH: Außenminister Norbert Hofer?

Hofer: Das wäre verwegen, so etwas kann man nicht planen. Ich halte es ja auch für einen Fehler, wenn die SPÖ sagt, sie will den Finanz- und Wirtschaftsminister stellen.

ÖSTERREICH: Ihr Parteikollege Johannes Hübner hat laut Zeitungsberichten antisemitische Klischees bemüht. Was sagen Sie dazu?

Hofer: Hübner hat unserem Generalsekretär Kickl versichert, er habe keine antisemitischen Aussagen getätigt. Entzückt war ich aber nicht, als ich davon gehört habe. Ich hoffe sehr, dass das in Ordnung kommt. Politiker aus Österreich müssen überall dort, wo Antisemitismus Thema ist, besonders vorsichtig sein. Wir haben eine besondere Geschichte und deswegen eine besondere Verantwortung.

ÖSTERREICH: Müssen Sie als FP-Vize Hübner ausschließen?

Hofer: Nein, ich gehe davon aus, dass das, was Hübner dazu gesagt hat, auch den Tatsachen entspricht. G. Schröder

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