Ex-Handelsminister

Josef Staribacher 92-jährig verstorben

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An Folgen einer Lungenentzündung - Minister in allen Kabinetten von Bruno Kreisky.

Der frühere Handelsminister Josef Staribacher (SPÖ) ist tot. Der 92-jährige ist am Samstag an den Folgen einer Lungenentzündung in Wien verstorben, teilte Staribachers Familie am Sonntag mit. Er sei "ruhig eingeschlafen". Staribacher war von 1970 bis 1983 in allen vier Kabinetten von Bundeskanzler Bruno Kreisky der Minister für Handel, Gewerbe und Industrie.

Staribacher wurde am 28. März 1921 in eine Wiener Arbeiterfamilie geboren. Sein Vater war Kanalaufseher und Straßenbahnschaffner, die Mutter Hausfrau. Wegen seiner Arbeit für die damals verbotene Sozialdemokratische Arbeiterpartei musste er im Jahr 1936 seine Schulausbildung beenden. Er lernte daraufhin den Beruf des Stein-und Offsetdruckers. Unter den Nazis war er neun Monate lang im Konzentrationslager Buchenwald interniert.

Nach dem Krieg arbeitete er in der Arbeiterkammer, wo er im Jahr 1968 zum Kammeramtsdirektor aufstieg. Zwei Jahre später holte ihn Bruno Kreisky in die Regierung. Von 1961 bis 1989 war Staribacher auch Vorsitzender der Gewerkschaft der Lebens- und Genussmittelarbeiter (LUGA). Zudem bekleidete über lange Jahre verschiedene Spitzenpositionen innerhalb des ÖGB.

Ein Zeitpunkt für das Begräbnis Staribachers steht nach Auskunft seines früheren Sprechers Paul Vecsei nicht fest. Ab Mittwoch sollen im Regierungsgebäude am Stubenring, der ÖGB-Zentrale und am Sitz der SPÖ-Bezirksorganisation Landstraße Kondolenzbücher aufgelegt werden.
 

Würdigungen von Fischer und Faymann

Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) trauern um den ehemaligen Handelsminister Josef Staribacher (SPÖ). Mit seinem Tod sei "ein ebenso erfolgreicher wie volkstümlicher und über Jahrzehnte bewährter Politiker von uns gegangen", teilte Fischer der APA am Sonntagnachmittag mit. Faymann sagte, Staribacher habe "zusammen mit Bruno Kreisky eine Ära geprägt".

Fischer würdigte die "geradezu sprichwörtliche" Kameradschaftlichkeit und Bescheidenheit Staribachers. "Er war ein lebensfroher, optimistischer und naturverbundener Mensch", betonte der Bundespräsident und frühere SPÖ-Spitzenfunktionär. Fischer hob auch die Verdienste Staribachers für den Wiederaufbau von Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbewegung und SPÖ nach dem Zweiten Weltkrieg hervor. "Österreich hat ihm viel zu verdanken", betonte das Staatsoberhaupt.

SPÖ-Granden trauern
Bundeskanzler Faymann zeigte sich "tief betroffen" von der Todesnachricht. Als Handelsminister habe er "die Konsumentenpolitik neu strukturiert und sich für mehr soziale Gerechtigkeit eingesetzt", betonte Faymann. "Besonderes am Herzen lag ihm dabei immer, Gegensätzen ausgleichend zu begegnen und Lösungen in einem gemeinsamen Dialog zu suchen." Mit der Förderung der Klein- und Mittelbetriebe habe er "einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlich gesunden Basis unseres Landes gelegt".

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos äußerten sich bestürzt über das Ableben Staribachers. Sie erinnerten in einer Aussendung daran, dass Staribacher trotz Verfolgung und Haft "seiner politischen Überzeugung und seinem Glauben an Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit immer treu geblieben" sei. Als Mitglied von Kreiskys Regierungen habe er "die Modernisierung Österreichs maßgeblich mitgestaltet und vorangetrieben". "Die Persönlichkeit Staribacher war und ist ein Vorbild für viele - auch außerhalb der SPÖ - und wird das auch weiterhin bleiben", betonten Rudas und Darabos.

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