Applaus im Billa

Jubel für Asyl-Zwillinge bei ihrer Rückkehr

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Sympathiewelle für Komanis. Ihre ersten Tage wieder in Österreich.

Wiedersehen mit der Mama, Jubel im Supermarkt, Pressekonferenz: So haben die Zwillinge ihre ersten Stunden in Österreich verbracht.

Gestern, 11 Uhr im "Freunde schützen"-Haus in Wien-Meidling: Vier TV-Teams, Dutzende Fotografen und Reporter sind in Stellung. Dann: Die Tür geht auf und Daniella und Dorentinya betreten mit Vater Augustin und Beraterin Karin Klaric den Raum. Das Blitzlichtgewitter beginnt – wie bei einem Staatsbesuch.

"Zu mir herschauen", rufen die Fotografen. Daniella lässt ihre Augen durch die Menge wandern, schaut neugierig. Der Blick von Dorentinya ist starr. Beide klammern sich an ihre Stofftiere. "Es geht uns gut", sagt Dorentinya.

Österreicher freuen sich
Der erste öffentliche Auftritt der Familie Komani nach der Rückkehr aus dem Kosovo: Die Mädchen wirken unsicher, aber vorbereitet. Vater Augustin ist psychisch angeschlagen, sagt: "Danke an alle für die Unterstützung", und verlässt sofort den Raum. Die Zwillinge beantworten geduldig Fragen.

Seit ihrer Ankunft am Donnerstag schlägt Daniella und Dorentinya eine Welle der Sympathie entgegen. Rührend, wie sie in der Ankunftshalle ihre besten Freundinnen Ina und Eva umarmen und in die Kameras winken. Ergreifend, wie die Taxifahrer am Parkplatz spontan klatschen.

Überraschend der Jubel wenig später im Supermarkt: "Die Billa-Frau hat uns erkannt und gesagt, es ist gut dass wir wieder da sind", erzählt Daniella. "Danach hat der ganze Supermarkt gejubelt", sagt Bauunternehmer Hans-Jörg Ulrein, der die Rückreise finanzierte. Auch in Steyr, der Heimat der Komanis, freuten sich Donnerstagabend rund 1.000 Menschen bei einem Fackelzug über die Rückkehr der Familie.

Neues Leben
Der erste Weg führte sie zur Mama Vera, die noch immer auf der Akut-Station der Psy­chiatrie in einem Wiener Spital liegt. "Es war schön", sagt Daniella.

Für sie und ihre Schwester hat ein neues Leben begonnen. Das ganze Land kennt sie – sie haben der Asylpolitik ein Gesicht gegeben. Wie lange die Komanis in Österreich bleiben dürfen, ist aber unklar. Die erste Zeit leben die Zwillinge jetzt im "Freunde schützen"-Haus. Heute, Samstag, wird dort für die Familie Komani ein Willkommensfest organisiert. Dorentinya: "Das wird lustig." Danach sollen die Mädchen so bald wie möglich wieder in die Schule gehen dürfen. Vater Augustin muss einmal in Therapie – die Abschiebung hat ihm stark zugesetzt.

Behörden streiten über Asyl
So groß die Freude über die Rückkehr der Familie Komani auch ist: Die Unsicherheit, ob es eine Rückkehr für immer war, ist bei Familie und Betreuern allgegenwärtig. Noch immer ist ungewiss, wie lange die Familie in Österreich bleiben darf. Ihr Status ist im Moment unklar.

Humanitäres Visum
Fakt ist: Die Wiedereinreise von Daniella, Dorentinya und Vater Augustin ist mittels humanitären Visums erfolgt, das laut Beraterin Karin Klaric "ohne Probleme ausgestellt worden ist". Es sichert den Komanis den Aufenthalt – vorerst. Die Dauer der Gültigkeit ist aber nicht festgelegt.

Verein setzt auf "subsidiären Schutz". Beraterin Klaric will "aus Rücksichtnahme auf die Familie" mit den ersten Behördengängen ein wenig warten. Dann setzt sie auf die Erteilung eines "subsidiären Schutzes" für die psychisch erkrankte Mutter. Vera Komani wird weiter auf der Akut­station behandelt, eine Besserung ist nicht in Sicht. Dieser Schutz würde sich dann auch auf die Kinder und den Vater erstrecken. Parallel dazu läuft das Asylverfahren der Mutter weiter und auch der humanitäre Aufenthaltstitel für die Mädchen und den Vater soll neu geprüft werden.

Behördenstreit
Aber: Es wird weiter gestritten, wer überhaupt entscheiden darf, ob die Komanis bleiben dürfen. Laut Innenministerin Maria Fekter liegt die Zuständigkeit beim Wiener Magistrat. Sie sagt: "Im Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz ist geregelt, dass der Magistrat entscheidet." Der Magistrat sieht das ganz anders. "Sobald wir die Unterlagen haben, ist der Akt am nächsten Tag schon bei der Sicherheitsdirektion", heißt es. Rechtsexperten kritisieren das Gesetz und fordern eine Klarstellung. Droht gar eine weitere Panne im Fall Komani?

Zwillinge: "Alle haben geklatscht"
Das mutete seltsam an: eine Pressekonferenz mit Achtjährigen. Daniella und Dorentinya über Kosovo, Empfang in Wien und Zukunft.

  • Über den Kosovo: "Wir haben dort viel gespielt, mit Hunden, Katzen. Und wir waren spazieren."
  • Über ihren Empfang in Wien: "Es war schön, unsere Freundinnen wieder zu sehen, ihnen geht es gut. Im Supermarkt hat uns die Billa-Frau erkannt und gesagt: 'Gut, dass ihr wieder da seid.' Dann haben alle geklatscht."
  • Wie es ihnen geht: "Jetzt geht es uns gut."
  • Über den ersten Weg in Wien: "Wir haben gleich unsere Mama im Krankenhaus besucht. Das war gut."
  • Über ihre Stofftiere: "Meines heißt Jessica" (Daniella); "Meines hat noch keinen Namen" (Dorentinya).
  • Über ihre Zukunft: "Am meisten freuen wir uns auf die Schule. Und auf Samstag. Da gibt es ein großes Fest im Haus. Mit allen Freunden."



 

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