Wahlkampf-Insider

Kern legt los, Kurz & Strache pausieren

Teilen

Während die Kern-Maschine auf Hochtouren anläuft, starten Kurz und Strache erst im Herbst.

Noch genau 70 Tage bis zur Wahl. In den Umfragen hält Kurz seinen unglaublichen Vorsprung, doch zumindest ein Verfolger schaltet jetzt den Turbo an:

Kern übernimmt Wahlkampf selbst – mit Dreierteam

Kanzler Christian Kern startet den Wahlkampf – nach heftiger Kritik in den Medien und in der eigenen Partei, er würde im Chaos versinken – jetzt im Overdrive:

• Am Donnerstag begeisterte er mit einer fulminanten Rede am „Parteirat“: „Ich werde kämpfen!“

• Am Freitag präsentierte Kern gleich sechs Plakate, womit das Gerede, die SPÖ habe kein Geld für den Wahlkampf, widerlegt scheint. Allein die Plakatkampagne wird über 1 Mio. Euro kosten.

• Als erster Kandidat bringt Kern schon seinen Slogan ins Rennen: „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht!“ heißt das Motto, unter dem Kern jetzt seinen gesamten Wahlkampf führen wird.

Diesen überraschenden Slogan hat er – mit seinem US-Berater Silberstein – selbst entwickelt. Kern, der schon als ÖBB-Vorstand als „Marketing-Genie“ galt, will „eine kämpferische Note“ bringen.

Der neue Slogan „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht“ wird nun überall auftauchen – auf Plakaten, in Inseraten, in Kerns Reden. Er soll den Wahlkampf automatisch auf die Kern-Themen gerechte Löhne und Pensionen, Steuerentlastung, Arbeitsplätze lenken – weg vom Flüchtlingsthema.

Kern selbst hat in seinem Wahlkampfteam hart durchgegriffen und „alle Wichtigmacher entfernt“. Ab sofort leitet er die Kampagne selbst – das Team wurde auf drei ­Personen verkleinert. Neben dem Kanzler führen nur sein PR-Manager Johannes Vetter, Kanzleramtsminister Thomas Drozda und SP-Geschäftsführer Georg Niedermühlbichler den Wahlkampf. Daneben ist die Agentur GGK für CI und Gestaltung, Tal Silberstein mit dem IFES für Marktforschung zuständig. Kern als „geheimer“ Marketingchef war schon das ÖBB-Erfolgs­geheimnis und soll ihn zum „Comeback Kid“ machen.

Besonders stolz ist der Kanzler auf seine neueste Idee: ­kurze Themenvideos im Stil der TV-Serie House of Cards – ­jeden Freitag um 20.15 Uhr ein neues.

Kurz macht bewusst Pause – hat aber 2.000 Freiwillige

ÖVP-Chef Sebastian Kurz geht es im August ruhiger an. Er wird zwar am Montag seinen nächsten neuen Abgeordneten – ein Promi aus der Wissenschaft – präsentieren und am Mittwoch seine Österreich-Gespräche mit dem Thema Bildung fortsetzen, …

… aber weder Plakate noch Inserate sollen im August den Urlaubsfrieden stören. Kurz macht mal Pause. Manche Berater halten das für riskant, weil er so seinen enormen 11-%-Vorsprung aufs Spiel setzt – aber Kurz, wie Kern ebenfalls sein eigener Marketingchef, will die „Wahlkampf­diät“ bis Mitte September durchziehen und plant erst in den letzten vier Wochen einen Intensivwahlkampf. Dabei schwimmt der ÖVP-Chef derzeit auf einer Welle der Spenden und des Zuspruchs:

• Allein im Juli hat Kurz über 1 Mio. € Spenden lukriert – davon 436.000 € von über 2.700 Kleinspendern, aber auch 436.000 € von KTM-Chef Pierer, der die Kurz-Spenden im Juli verdoppelt hat.

• Immer mehr Großspender laufen von der SPÖ zu Kurz über. Jüngstes Beispiel nach dem von Ex-SP-Kanzler Gusenbauer beratenen Immo-Genie René Benko ist der Immobilienunternehmer Georg Muzicant, der 40.000 € für Kurz spendet. Die Muzicant-Familie galt bisher als SPÖ-nahe.

• Gleichzeitig haben sich schon mehr als 2.000 freiwillige Helfer gemeldet. Im Stil der Obama-Kampagne eröffnete Kurz in 30 von 39 Wahlkreisen eigene Büros für sie.

• Im September startet er eine Österreichtour durch alle Bezirke. Höhepunkt ist Ende September eine mit bis zu 10.000 Fans gefüllte Wiener Stadthalle.

HC Strache postet weiter ­liebevollste Urlaubsbilder

HC Strache hat dagegen die Ruhe weg. Nach zwei Wochen auf Ibiza hat er – bestens erholt – erst letzte Woche mit Shootings für seine Plakate begonnen. Slogan und Kampagnenplanung gibt es vorerst nur im (Urlaubs-)Notizbuch. Strache will mit Plakaten und Inseraten erst Mitte September beginnen, postete gestern wieder ein Urlaubs­foto (diesmal mit seiner Philippa von heimischen Gewässern) auf Facebook.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.