Geld und Respekt

Kindergärtnerinnen demonstrieren in Wien

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Die Pädagoginnen wollen mehr Geld, mehr Personal und kleinere Gruppen. Sie starten ihre Protestaktion "SOS Kindergarten".

Die Kindergarten-Pädagoginnen in Österreich wollen mit einer Aktion "SOS Kindergarten" und einer Unterschriftenaktion auf sich aufmerksam machen. Sie fordern bessere Bezahlung, mehr Personal und kleinere Gruppen. Der Status quo schaut derzeit häufig so aus, dass schlecht bezahlte Pädagoginnen 25 Kinder und mehr betreuen müssen und dafür oft nicht einmal Vorbereitungszeiten zur Verfügung haben.

Immer mehr Kinder
Der weitgehend beitragsfreie Kindergarten in den Bundesländern Wien, Oberösterreich und Steiermark hat die Situation noch verschärft, weil die Nachfrage nach Plätzen gestiegen ist. Die Einführung der Kindergartenpflicht für Fünfjährige im nächsten Jahr wird ein Übriges dazu tun.

Mehr Geld - mehr Kollegen
Also folgert Raphaela Keller vom Österreichischen Dachverband der Kindergarten - und Hortpädagoginnen gegenüber Ö1: "Wenn wir höhere Bezahlung haben, dann kommen wieder mehr Pädagoginnen in unsere Einrichtungen, um dort zu arbeiten." Derzeit liegen die Brutto-Anfangsgehälter für Kindergartenpädagoginnen, österreichweit übrigens höchst unterschiedlich, zwischen rund 1.500 und 2.100 Euro.

Um wie viel höhere Gehälter sie verlangen, will Keller nicht exakt sagen. Es gehe nicht nur um die oft zitierte Anhebung auf das Niveau der Volksschullehrer, sondern auch um Rahmenbedingungen - wie Urlaubsansprüche oder Möglichkeiten, die Arbeit auch richtig vorzubereiten. "Vorbereitungs- und Reflexionszeiten, Team- oder Elterngespräche, Weiterbildung, Supervision, sind nicht geregelt. Das heißt, bei einer 40-Stunden-Anstellung kann eine Kollegin, das kommt darauf an, wo sie arbeitet, bis zu 40 Stunden Kinderdienst machen."

Startschuss am Samstag
Am Samstagnachmittag werden die Kindergärtnerinnen mit einer Demonstration in Wien den Protest-Startschuss geben. Eine bundesweite Unterschriftenaktion für bessere Ausbildungsqualität, nämlich eine einheitliche auf Hochschulniveau, für kleinere Gruppengrößen in den Kindergärten und höhere Bezahlung ist schon angelaufen. Im Sommer hat es in der Sache sogar einen ersten Flashmob gegeben.

Chefsache statt Kompetenzchaos
Ende November wollen die Aktivisten die Regierungsspitze konfrontieren. Wobei Raphaela Keller fragt, welches Ministerium überhaupt zuständig ist: "Für die Ausbildung ist es zwar das Unterrichtsministerium, aber sonst splittet sich das alles - es gibt Länderkompetenzen, ein bisserl im Sozialministerium. Also die Chefs, Bundeskanzler Faymann und Finanzminister Pröll, müssen die Kompetenz übernehmen."

Dass die Demonstration diese Woche am Samstag stattfindet und nicht wie die so mancher anderen Berufsgruppe an einem Werktag die Ringstraße lahmlegt, liegt daran, dass die Kindergärtnerinnen nur schlecht gewerkschaftlich organisiert bzw. vernetzt sind: Für einen regelrechten Streik würden sie gewerkschaftliche Rückendeckung benötigen.

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