Regierung zur Flüchtlingskrise

Klartext von Kurz: 'Das ist ein Angriff der Türkei auf die EU!'

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Das Verhalten Erdogans sei ein "Angriff auf die EU und Griechenland", sowohl Sebastian Kurz als auch Vizekanzler Werner Kogler werfen Erdogan "Erpressung" vor.

Es sei "klar, wer der Täter ist!" Massive Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben am Dienstag Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und sein "Vize" Werner Kogler (Grüne) geübt. Der Ansturm von 13.000 Migranten auf die türkisch-griechische Grenze sei von Erdogan bewusst organisiert worden, um die EU zu erpressen, hieß es bei einem Pressegespräch in Wien.
 
Video zum Thema: Erdogan fordert „Lastenteilung“ bei Flüchtlingen
 
"Es handelt sich um eine bösartige Provokation des türkischen Präsidenten", sagte Kogler. Bei dem Pressegespräch wurden auch drei Millionen Euro humanitäre Hilfe für Menschen in der syrischen Kriegsregion Idlib angekündigt.
 
Video zum Thema: Flüchtlingskrise: Das sagt Kurz
 

Angriff auf die EU

Das Verhalten Erdogans sei ein "Angriff auf die EU und Griechenland". Die Menschen seien von türkischer Seite teils in Autobussen und unter falschen Versprechungen an die Grenze gekarrt worden, wo es noch vor einer Woche keine "humanitäre Krise" gegeben habe. Es handle sich um einen "organisierten Ansturm", erklärte Kurz (ÖVP) im Beisein von Kogler und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).
 
Einig waren sich die drei Regierungsvertreter, dass die EU diesem "Erpressungsversuch Erdogans" die Stirn bieten müsse. Der türkische Präsident würde die Migranten in einer "menschenunwürdigen Weise" missbrauchen. Bei den Menschen, die nun an die Grenze gebracht worden seien, handle es sich zudem nicht direkt um Flüchtlinge aus der syrischen Krisenregion Idlib, vielmehr hätten sie sich schon längere Zeit in der Türkei aufgehalten. Die Türkei hat rund 3,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen und dafür finanzielle Unterstützung von der EU erhalten.
 
Video zum Thema: Flüchtlingskrise: Das sagt Kogler
 

Drei Millionen Euro Hilfsgelder

Für die Region Idlib würden nun drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds an humanitärer Hilfe freigegeben, hieß es seitens der Regierungssitze. Diese sollten in Kooperation mit dem Roten Kreuz (IKRK) und dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR zweckgebunden vor Ort eingesetzt werden.
 
Bezüglich der kritischen Situation von Flüchtlingen und Migranten auf griechischen Inseln erinnerte Bundeskanzler Kurz nach einer gemeinsamen Sitzung, an der außerdem Außenminister Alexander Schallenberg und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) teilgenommen hatten, daran, dass die EU bereits Milliarden an Hilfs-und Unterstützungsgeldern an Griechenland überwiesen habe. Außenminister Schallenberg sei aber am heutigen Dienstag zu Gesprächen in Athen, um unter anderem auszuloten, welche Hilfe akut benötigt werde.
 
Bezüglich seines am Montag geäußerten Vorstoßes, Österreich könnte Frauen und Kinder, die unter unmenschlichen Bedingungen in griechischen Flüchtlingslagern leben, nach Österreich holen, räumte Kogler ein, dass es sich dabei um seine "persönliche Meinung" handle. Es falle ihm aber auch "kein Zacken aus der Krone", wenn es dafür keine Mehrheit gebe.
 

Nehammer lehnt Kogler-Vorstoß ab

Seitens von Kurz und Nehammer wurde das Ansinnen auch flugs abgelehnt. Persönliche Meinungen würden zwar respektiert, ließ Nehammer wissen, Österreich sei aber seit 2015 durch die Migrations-und Flüchtlingsfrage ohnehin schon massiv belastet. Es gebe etwa Probleme, Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu sei bei der Aufnahme von Frauen und Kindern in weiterer Folge der Familienzuzug zu beachten. Daher könnten keine weiteren Personen hinzugenommen werden.
 
Nehammer richtetet auch einen expliziten Appell an alle Migranten, die in die EU oder nach Österreich streben würden: "Wir werden sie nicht aufnehmen, es hat keinen Sinn zu kommen." Ein Schwerpunkt sei weiterhin der verstärkte Schutz der EU-Außengrenzen, um eine Situation wie beim Flüchtlingsansturm 2015 zu vermeiden.
 
Österreich werde daher auch weitere Maßnahmen der EU-Grenzschutzagentur FRONTEX unterstützen, um Griechenland zur Seite zu stehen. Bisher seien 14 Beamtinnen und Beamte aus Österreich dort im Einsatz gewesen. Derzeit werde ausgearbeitet, welchen Beitrag die jeweiligen Mitgliedsländer noch zusätzlich leisten können.
 
Ein Versagen des EU-Grenzschutzes könnte fatale Folgen haben, warnte auch Kurz: "Wenn wir jetzt dem türkischen Druck nachgeben, wenn jetzt Präsident Erdogan der Sieger ist, der darüber entscheidet, ob Zehntausende Menschen die Europäische Union stürmen oder nicht, dann werden Hunderttausende nachkommen und das Europa ohne Grenzen nach innen wird Geschichte sein".
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