So lief die Hochzeit von Außenministerin Kneissl und ihrem Wolfgang Meilinger
Ausnahmezustand in der Südsteiermark: Das Jawort von Außenministerin Karin Kneissl (53) und Unternehmer Wolfgang Meilinger (54) mit „Star-Gast“ Wladimir Putin ließ die Weinberge am Samstag medial beben. Der „schönste Tag“ des bei Kaiserwetter strahlenden Brautpaars im Protokoll:
Sektempfang in Gamlitz, Trauung & Fest bei Tscheppe
- 8.30 Uhr: Medienvertreter beziehen Stellung. Rund 20 Journalisten-Teams aus dem In- und Ausland positionieren sich vor den Fest-Locations in Gamlitz und beim Weingut Tscheppe in Sulztal.
- 10.45 Uhr: Die ersten Gäste treffen ein beim Gasthaus des Gamlitzer ÖVP-Bürgermeisters Karl Wratschko, wo ein Sektempfang stattfindet. „Eine tolle Werbung für unseren Ort, aus dem der Bräutigam stammt“, so Wratschko.
- 11.30 Uhr: Braut und Bräutigam treffen beim „Wratschko“ ein. Kneissl – im cremefarbenen Dirndl – und Meilinger – in steirischer Tracht – strahlen um die Wette, empfangen beim Sektempfang Gratulationen der Gäste von Kanzler Sebastian Kurz bis Verteidigungsminister Kunasek.
- 12.30 Uhr: Mit einer Pferdekutsche fährt das Brautpaar von Gamlitz die 4,8 km zum Gasthof Tscheppe. Ein Großteil der Hochzeitsgäste folgt mit zwei Traktoren und großen Anhängern mit Sitzbänken. Kanzler Kurz und Vize Strache fahren lieber mit ihren Dienstautos.
- 13.29 Uhr: Wladimir Putin landet in Graz: Sein Präsidenten-Jet war schon eine Stunde früher am Flughafen Graz eingetroffen, der russische Staatschef selbst saß in der zweiten Regierungsmaschine.
- 13.40 Uhr: Putins Auto-Konvoi fährt über die A9 zum Tscheppe, die Autobahn wird kurzfristig gesperrt. Mit Putin kommt auch Diplomatin Margot Klestil-Löffler.
- 14.08 Uhr: Putin trifft beim Tscheppe ein: Er begrüßt Karin Kneissl mit einem Blumenstrauß und Küsschen.
- 14.20 Uhr: Trauungszeremonie. Auf der Terrasse des Weinguts Tscheppe gibt Karin Kneissl ihrem Wolfgang das Jawort. Standesbeamtin Susanna Trummer aus Gamlitz nimmt die Trauung vor.
- 14.45 Uhr: Ständchen der Donkosaken. Als Gastgeschenk hat Putin einen Don-kosaken-Chor mitgebracht, der dem Jubel-Paar ein Ständchen bringt.
Nach einer guten Stunde war der Russen-Chef wieder weg
- 15 Uhr: Tanz mit Putin. Die frisch getraute Braut wagt ein kurzes Tänzchen mit Putin im Freien. Alles applaudiert, ausgelassene Stimmung.
- 15.10 Uhr: Putin zeichnet dem Brautpaar ein Herz auf ihr Hochzeitsauto (einen weißen VW Käfer) und schreibt Glückwünsche dazu. Ein paar Worte wechselt er noch mit Kanzler Kurz.
- 15.15 Uhr: „Auf Wiederschaun“ ruft Putin auf Deutsch – und ist mit seiner Entourage nach einer guten Stunde schon wieder weg.
- 15.30 Uhr: Jetzt beginnt der private Teil: Vier-Gänge-Menü von Haubenkoch Heinz Preschan, steirischer Wein – das Fest nimmt seinen Lauf.
Polit-Spitzen Österreichs zu Gast
Die Hochzeit am beliebten Heiratsdatum - 18. 8. 2018 - fand bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein statt. Kneissl und Wolfgang Meilinger waren gemeinsam mit ihren Trauzeugen in einer Pferdekutsche bei der Trauungs-Location an der südsteirischen Weinstraße vorgefahren - gefolgt von zwei geschmückten Traktoren mit Anhängern, auf denen Hochzeitsgäste auf Bänken Platz genommen hatten. Von einem der beiden Anhänger winkte auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) den Schaulustigen entlang der Straße zu. Kurz sowie Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zogen die Fahrt mit ihren Dienstfahrzeugen vor. Gast war auch Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ). Die parteiunabhängige Kneissl war von der FPÖ für das Amt der Außenministerin vorgeschlagen worden.
Blumen für Kneissl
Insgesamt rund 100 Gäste wohnten der Trauung bei. Der berühmteste Gast - Putin - war um 12.20 Uhr mit einer russischen Regierungsmaschine in Graz gelandet. Der Ausstiegsbereich wurde von Sicherheitskräften abgeschirmt. Dann ging es per Auto mit der Russland-Beauftragten der Bundesregierung, der Ex-First-Lady und Ex-Russland-Botschafterin Margot Klestil-Löffler weiter nach Gamlitz. Die Pyhrn-Autobahn (A9) wurde deswegen zwischen Kalsdorf und der Abzweigung Vogau/Straß in beiden Richtungen gesperrt.
Der Konvoi des Staatschefs traf um 14.08 Uhr bei der Hochzeitsgesellschaft an der südsteirischen Weinstraße ein. Kurz vor Putin war Bundeskanzler Kurz eingetroffen.
Putin überreichte der Braut, die ihn vor dem Eingang vom Gasthof Tscheppe erwartete, einen Blumenstrauß, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Dabei setzte der russische Präsident ein breites Lächeln auf. Kurz nach Putin traf auch der Don-Kosaken-Chor ein, den Putin als musikalischen Gruß mitgebracht hatte. Er brachte Ministerin Kneissl zum Tanzen. Und am Ende gab es auch noch einen gemeinsamen Tanz mit Putin selbst.
Die Details der Putin-Visite
Nach der Trauung drangen langsam Details über die Putin-Visite durch: Der Gamlitzer Bürgermeister Karl Wratschko (ÖVP) meinte, dass sich der russische Präsident "staatsmännisch" gab und bei allen für die Einladung bedankt habe: "Ich habe ihn persönlich herzlich Willkommen geheißen und habe ihm gesagt, dass es uns freut, dass er bei uns in Gamlitz ist." Wratschko meinte, dass das Brautpaar sehr glücklich aussah und bei der Trauung gestrahlt habe. Er berichtete auch, dass Putin in einer Ansprache die Vorzüge von Kneissl als Außenministerin gelobt habe.
Das Paar bekam offensichtlich einen restaurierten weißen VW Käfer geschenkt, auf dem alle Hochzeitsgäste unterschrieben. Darauf ist auch in roter Farbe eine Nachricht von Putin zu finden: "Das Brautpaar: Wolfgang und Karin". Darunter ist seine Unterschrift und herum zeichnete er ein Herz.
Politik blieb im Hintergrund
Dem Vernehmen nach sollen bei den Ansprachen des Brautpaares sowie von Putin keinerlei politischen Inhalte angesprochen worden sein. Ein Gast meinte, dass der Besuch Putins "eine Geste für Kneissl" war: "Mein Gefühl war, dass Putin Kneissl einen Gefallen machen wollte." Er meinte auch, dass der russische Präsident fünf bis zehn Minuten über die Außenministerin und ihren Ehemann gesprochen habe.
Kneissl selbst habe die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit Putin in einem Extrazimmer wahrgenommen. Im Zimmer der Hochzeitsgeschenke hätten sich Putin, Kneissl und Entourage aber nur wenige Minuten aufgehalten.
Der Kuban-Kosaken-Chor aus dem südrussischen Krasnodar gab sich wortkarg: Die Musiker selbst bestätigten lediglich den Namen ihres Kollektivs, wollten jedoch ihren Auftritt gegenüber der APA nicht weiter kommentieren. Sie verließen die Feier gegen 16.00 Uhr.
Polizeiliches Großaufgebot
Die Polizei hatte in und rund um Gamlitz ein Großaufgebot an Kräften aufgezogen. Unzählige, teils schwer bewaffnete Beamte beobachteten an vielen Stellen entlang der Straße das Geschehen. Es gab Kritik an den hohen Sicherheitskosten für den russischen Präsidenten, der nicht ganz privat unterwegs war. Die Visite Putins war ein Arbeitsbesuch, bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag gegenüber der APA. Es gebe "die übliche Sicherheitsbetreuung für den Besuch eines ausländischen Staatsgastes", sagte er auf die Frage, wer die Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen trage. Putin selbst wurde von eigenen Sicherheitsleuten begleitet. "Die russische Seite zahlt sich ihre Kosten selbst", so der Sprecher weiter. Kneissl übernehme die Kosten für die Hochzeitsfeier, "einschließlich der Kosten für die private Sicherheitsfirma".
Kritik an dem Putin-Besuch kam außerdem aus der Ukraine und vonseiten der österreichischen Opposition. Die Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im ukrainischen Parlament, Hanna Hopko, erklärte, dass Österreich mit der Hochzeitseinladung für Putin nun kein neutraler Vermittler in der Ukraine mehr sein könne. Den Widerspruch aus Kneissls Ministerium, wonach es "in erster Linie eine private Feier und ein persönlicher Besuch" sei, aus dem sich "keine Änderung der außenpolitischen Positionierung Österreichs" ergebe, ließ Außenminister Pawlo Klimkin nicht gelten: Wenn sich das österreichische Außenministerium gezwungen sehe, "sich angesichts eines 'privaten' Besuchs zu rechtfertigen und zu versichern, dass der außenpolitischen Kurs unverändert bleibt, dann ist das schon eine interessante neue Form, die ein trauriges Lächeln hervorruft", schrieb Klimkin auf Twitter.
Kritik an Putin-Besuch
Der SPÖ-Europasprecher Jörg Leichtfried sieht Österreichs außenpolitische Position durch die Teilnahme Putins an der Hochzeit Schaden nehmen. In einer am Samstag auf Twitter veröffentlichten parlamentarischen Anfrage betonte er die besondere Verantwortung während der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft. In einer an die Außenministerin gerichteten Anfrage betreffend den "Arbeitshochzeitsbesuch des russischen Präsidenten" bezeichnete er die gewählte Vorgangsweise als "befremdlich, naiv und geeignet, nachhaltigen Schaden an Österreichs außenpolitischer Position anzurichten". Der Grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon forderte den Rücktritt Kneissls, die Liste Pilz übte scharfe Kritik an den Kosten des Besuchs. Auch der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas sieht die Teilnahme von Kreml-Chef Putin an der Hochzeit kritisch. "Mir ist die Logik und die Absicht, ein so persönliches Fest auf diese Art und Weise politisch zu inszenieren und missbrauchbar zu machen, verschlossen", sagte er der "Tiroler Tageszeitung" (Freitagsausgabe).
Der Russland-Experte Gerhard Mangott wertete den Putin-Besuch ebenfalls als "nachteilig" für Österreich. "Putins Teilnahme an der Hochzeit Kneissls ist gut für Kneissl, sehr gut für die FPÖ, aber nachteilig für die Glaubwürdigkeit Österreichs. Kneissls Einladung an Putin war schon sehr kühn", schrieb Mangott auf Twitter. Der Besuch schürt das Misstrauen, dass das Land ein trojanisches Pferd Russlands in der EU ist", ergänzte er am Donnerstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich erfahre die russlandnahe FPÖ "eine deutliche Aufwertung". Putin erhalte die Gelegenheit zu demonstrieren, dass er nicht isoliert sei, sondern in einem EU-Land auch gesellschaftlich hochwillkommen.
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