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Wegen Kanzler-Auftritt

Koalitionskrach um ORF

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Eifersuchtsdrama gegen SPÖ: Selbst ÖVPler kritisieren den "ZIB2"-Auftritt von Mitterlehner.

„Wir verstehen nicht, was ihm da eingefallen ist“, wunderten sich am Donnerstag gleich mehrere ÖVP-Spitzenvertreter. Die Rede ist von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und dessen – freundlich ausgedrückt – Kritik am ORF in der ZIB2 vom Mittwoch.

Wie berichtet, echauffierte sich der ÖVP-Chef dort, dass der ORF dem Bundeskanzler eine eigene Im Zentrum-Sendung widmet, während er „nur“ neun Minuten Redezeit in der ZIB2 über das Flüchtlingsthema erhalte.

Video zum Thema: Vize-Kanzler sprengt ZiB2-Interview

Die Angriffe von Mitterlehner – er behauptete, die SPÖ habe diesen Faymann-Auftritt „bestellt“ – zeigt freilich auch, dass die Stimmung in der Koalition äußerst schlecht ist.

ÖVP: Kanzler schmückt sich mit fremden Federn

Die ÖVP – allen voran Mitterlehner – werfen dem roten Kanzler vor, dass „er monatelang gegen Obergrenzen war und sich jetzt dafür sich feiern“ lasse.

Dass Mitterlehner in der Live-Sendung so aggressiv wurde, nährt freilich den Verdacht, dass er ÖVP-intern bereits „schwer unter Druck“ stehe, wie ein ÖVP-Stratege erzählt. Sollte es ÖVP-Kandidat Andreas Khol bei der Hofburg-Wahl nicht in die Stichwahl schaffen, könnte das der Anfang vom Ende von Mitterlehner als ÖVP-Chef sein. Ob er sich mit dem ZIB-Auftritt da einen Gefallen getan hat? (I. Daniel)

Einstündiger Kanzler-Auftritt im ORF
Mehrere ORF-Vertreter bestätigen ÖSTERREICH, dass ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher und die Informationsdirektion Kanzler Werner Faymann (SPÖ) für diesen Sonntag für "Im Zen­trum" eingeladen haben. Vorbild ist Anne Will, die Kanzlerin Merkel in der ARD solo eine Stunde zum Brennpunkt Flüchtlinge befragt hatte.

Der SPÖ-Chef soll dort seine Flüchtlingspolitik und die EU-Pläne erklären. Eine Einladung, die ÖVP, Grüne und FPÖ zur Weißglut treibt. Die Parteien finden es „unfair“, dass der Kanzler alleine reden darf.

Im ORF versteht man die Aufregung nicht und verweist darauf, dass es in Berlin üblich sei, die Regierungschefin alleine zu befragen. Auch Faymann zeigt sich unberührt.

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