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Kurz-Buch

Schlagabtausch über Flüchtlinge

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Kanzler Kurz und Autor Paul Ronzheimer stellten die neue Kurz-Biografie in Wien vor.

200 Zuhörer, Kamerateams, Dutzende Reporter. Der Saal in der Thalia-Buchhandlung in Wien-Landstraße ist Mittwochabend brechend voll, als Bild-Chefreporter Paul Ronzheimer gemeinsam mit Kanzler Sebastian Kurz die neue Kanzler-Bio vorstellt, die ÖSTERREICH seit Sonntag in Serie abdruckt. Im Auditorium Prominente wie Ex-Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Extra angereist aus Berlin auch Julian Reichelt, der neue starke Mann im Bild-Verlag. Diekmann zu ÖSTERREICH über das deutsche Interesse an Kurz: „Er ist eben ein politisches Phänomen: 31 Jahre, Blitzkarriere. Das interessiert, man will auch den privaten Background des Mannes kennenlernen. Paul Ronzheimer hat das in seinem Buch hervorragend aufgeschrieben.“

Neue Regierung

In einer Podiumsdiskussion zwischen Kanzler und Ronzheimer wollte Moderatorin Anna von Bayern schließlich Punkt für Punkt die Biografie des Kanzlers durchgehen. Erst fragte sie aber Kurz über die neue deutsche Regierung: „Deutschland ist unser wichtigster Nachbar. Es ist gut, dass es nun eine stabile Regierung gibt“, so Kurz.

Gleich danach entbrannte aber eine hitzige Diskussion zwischen Kanzler und Autor über die Flüchtlingsfrage.

  • Ronzheimer: „Wie schläft man, wenn man die Balkanroute schließt?“ Ronzheimer warf Kurz auch vor, dass er es als „Schande empfunden hat“, dass er die Balkanroute geschlossen hat. Kurz konterte ruhig, sachlich: „Das erste Land, das die Grenze geschlossen hat, war nicht Österreich, sondern Deutschland, das für die Willkommenskultur gestanden ist. Ich habe mich monatelang bemüht, eine europäische Lösung zustande zu bringen. Das hat nicht funktioniert. Erst danach haben wir die Lösung mit Mazedonien auf der Balkanroute geschafft. Man kann uns nur den Vorwurf machen, dass wir die Vorreiter waren.“
  • Ronzheimer: „Hat Sie Ihre Familie in der Asylfrage beeinflusst?“ Kurz, dessen Oma selbst Flüchtling war: „Nein. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, wir tauschen uns auch politisch aus. Alle haben den Wunsch zu helfen. Das rationale Verständnis sagte mir aber, dass das auf Dauer nicht funktioniert. Deshalb habe ich so gehandelt.“
  • Ob er kein Herz für Flüchtlinge habe? Kurz: „Ich kritisiere nicht die Flüchtlinge, sondern das System. Auch gebe ich niemanden Schuld, der sich auf den Weg nach Europa macht. Wir brauchen aber ein sicheres System zum Schutz der Grenzen. Nicht die Schlepper dürfen entscheiden, wer zu uns kommt, sondern wir. Man kann und soll es nicht allen recht machen.“

Karl Wendl

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