Sigrid Maurer, neue Stellvertreterin Koglers, erzählt von den Sondierungen mit der ÖVP. Zudem richtet sie der FPÖ aus: "Wollte nie Innenministerin werden".
Nein, sagt Sigrid Maurer. Wie wahrscheinlich Türkis-Grün ist, da lasse sie sich nicht auf Zahlenspielereien ein. In ÖSTERREICH erzählt die „geschäftsführende Parlamentarierin“ der Grünen trotzdem offen von den Sondierungen – und warum sie nie Innenministerin wird.
ÖSTERREICH: Sie haben am Wahlabend gesagt, dass Kurz – soll es zu Türkis-Grün kommen – eine komplette Wende hinlegen müsste. Wie sehen Sie das im Licht der Sondierungen?
Sigrid Maurer: Das stimmt nach wie vor: Wenn man in eine Koalition geht, muss man Kompromisse machen. Das bedeutet, dass man aufeinander zugehen muss. Es ist klar, dass dies keine Einbahn ist. Das betrifft die Grünen – aber auch Kurz. Ob es so weit kommt, ist noch völlig offen.
ÖSTERREICH: Es gab schon sehr lange Runden – am Freitag waren es fünf Stunden. Wie laufen die Gespräche bis jetzt?
Maurer: Ich bin selbst nicht im Sondierungsteam – aber die Gespräche sind grundsätzlich gut. Es ist natürlich eine sehr intensive Arbeit und es liegen noch viele weitere Gespräche vor uns. Die müssen wir jetzt alle abarbeiten und dann schauen, was dabei rauskommt und ob richtige Verhandlungen möglich sind.
ÖSTERREICH: Angesichts der inhaltlichen Differenzen – ist eine Koalition mit ÖVP und Grünen überhaupt denkbar?
Maurer: Es wäre doch absolut unverantwortlich unseren Wählerinnen und Wählern gegenüber, nicht in die Gespräche einzutreten. Wir müssen versuchen, das umzusetzen, was wir im Wahlprogramm versprochen haben – zumindest in bestimmten Punkten. Aber es braucht natürlich Bewegung, damit wir für Klimaschutz, die Bekämpfung von Kinderarmut und so weiter eine Basis schaffen können.
ÖSTERREICH: Sie gelten als scharfe Kritikerin von Kurz – wie werden Sie in den Sondierungen denn von der ÖVP behandelt? Es gab ja immer die Kritik, die ÖVP tue das etwas von oben herab.
Maurer: Nein, ich höre, dass es eine gute Gesprächsatmosphäre gibt. Beide Seiten sind professionell und bemüht, dass es von der Qualität her passt.
ÖSTERREICH: Die FPÖ warnte ja im Wahlkampf lautstark vor Ihnen als Innenministerin. Haben Sie Lust auf den Job?
Maurer: Nein, ich hatte nie Ambitionen auf das Innenministerium – das ist eine Erfindung der FPÖ, verbunden mit der üblichen Hetze.
Türkis-Grün-Poker nimmt Fahrt auf: Wer Gespräche verrät, hat verloren
Fünf Mal wollen sich die Verhandler von ÖVP und Grünen noch bis zum Sondierungsende am 8. November treffen, morgen, Dienstag, ist ein Gespräch von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz und Grünen-Chef Werner Kogler geplant, dann folgen vier 12er-Runden. Gesprächsinhalte sind, abgesehen vom üblichen „gute Gespräche“, keine zu hören. Das hat Methode, die Grünen stehen quasi auf dem Prüfstand.
Bei den Türkisen dringt eher nichts nach außen, die Grünen werden durch das Schweigegelübde auf ihre Paktfähigkeit abgetestet.
(gü)