Edtstadler zu Schock-Studie:

"Mauthausen-Besuche für Schüler und Migranten"

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Gravierende Wissenslücken bei Holocaust in Österreich – Innenstaatssekretärin: Auch Migranten und Asylwerber, die neu in Österreich sind.

Innen-Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) hat angesichts der in der "Holocaust Knowledge and Awareness Study" bekannt gewordenen Wissenslücken der Österreicher das Ziel ausgegeben, dass alle Schüler, Migranten und Asylwerber das ehemalige KZ Mauthausen besuchen sollten. "Dass junge Österreicher zu wenig über Mauthausen wissen, erschüttert mich zutiefst", sagte sie in einer Aussendung.

Gleichzeitig bestärke sie das Ergebnis "in meinem Weg, dagegen anzukämpfen", sagt die Staatssekretärin. "Ich habe deshalb das Ziel ausgegeben, dass jeder Schüler einmal in seiner Schulzeit, aber auch alle Migranten und Asylwerber, die neu in Österreich sind, die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchen sollen. Das kann zum Beispiel im Rahmen der Wertekurse erfolgen. Nur so kann eine Aufklärung über die schrecklichen Ereignisse erreicht werden", meinte Edtstadler.

Man habe bereits an alle Schulen eine zusammen mit dem Bildungsministerium entwickelte Broschüre mit Informationen über die pädagogischen Möglichkeiten im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen versendet. "Ich werde dieses Thema mit Nachdruck weiterverfolgen. Als Verantwortliche für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist es mir ein großes Anliegen, dass alle Menschen in Österreich mehr Wissen auf diesem Gebiet haben."
 

Gravierende Wissenslücken bei Holocaust in Österreich

Das Wissen der Österreicher über den Holocaust ist durchwegs mangelhaft. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) wusste bei einer Erhebung für die Claims Conference nicht, dass vom Nazi-Regime sechs Millionen Juden ermordet wurden. Unter den jüngeren waren es sogar 58 Prozent. 38 Prozent glauben zudem, dass der Nationalsozialismus wieder an die Macht kommen könnte.
 
Mehr als ein Drittel aller Österreicher (36 Prozent) und 42 Prozent der um die Jahrtausendwende Geborenen glauben, dass zwei Millionen oder weniger Juden während des Holocaust ermordet wurden. 13 Prozent der jüngeren Befragten meinen zudem, dass die Zahl der ermordeten Juden "weit übertrieben" sei. Dass so etwas wie der Holocaust in anderen europäischen Staaten wieder geschehen könnte, glauben 58 Prozent der Österreicher.
 
Auch die Ansicht, wonach Österreich sowohl Täter als auch Opfer in der NS-Zeit gewesen ist, wird nach wie vor breit vertreten. 68 Prozent der Befragten haben diese Meinung. 45 Prozent gaben an, dass die Österreicher keine Maßnahmen ergriffen hätten, als Österreich von Nazi-Deutschland annektiert wurde, während 32 Prozent sagten, dass die Annexion mit breiter Unterstützung stattgefunden habe. Sieben Prozent glaubten gar, dass die Österreicher mehrheitlich gegen die Annexion waren.
 

Viele konnten Mauthausen nicht nennen

Auf die Frage nach Konzentrationslagern der Nazis in Österreich konnten 42 Prozent der Befragten das ehemalige Todeslager in Mauthausen nicht nennen. Wissenslücken gab es auch mit der Nazi-Verfolgung verknüpfter Personen: So kannten zwar etwa 80 Prozent Anne Frank, doch nur 20 Prozent konnten die Niederlande als Verfolgungsland anführen. Während 51 Prozent der Österreicher Adolf Eichmann kannten, wussten nur 14 Prozent, dass dieser Österreicher war. Bei Adolf Hitler waren es zumindest 79 Prozent.
 
Für Matthew Bronfman, Vorsitzende der Taskforce für Befragungen der Claims Conference, wird durch die Ergebnisse der Befragung zur Dimension des Holocaust deutlich, "dass wir vor einem Problem stehen". Man scheitere offenbar darin, junge Menschen zu unterrichten "und die Folgen werden furchtbar sein".
 
Die "Holocaust Knowledge and Awareness Study" wurde von der Claims Conference beauftragt. Befragt wurden 1.000 Österreicher via Telefon- oder Online-Interview. Die Daten wurden von Schoen Consulting analysiert.
 
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