ÖVPler kritisieren ORF wegen Sommertalk. Wirbel auf Twitter und Facebook.
Die Roten finden, Sebastian Kurz habe sich in seinem ORF-Sommergespräch am Montagabend „entzaubert“. Die Schwarzen wiederum schwärmen von einem „glänzenden Auftritt“ und schießen sich nun teilweise auf den ORF-Interviewer Tarek Leitner ein. VP-Mandatarin Gabi Tamandl wittert gar einen „Skandal“ und befindet, dass „der ORF boykottiert und die GIS-Zahlungen eingestellt“ gehörten. Auf Facebook und Twitter posteten zudem Hunderte – die einen pro Kurz, die anderen gegen ihn – nach dem ORF-Talk.
Das erste ORF-Sommergespräch mit Kurz als VP-Kanzlerkandidat polarisiert jedenfalls den Wahlkampf, und es hat alle Quotenrekorde (siehe Kasten unten) gebrochen. Der Talk hat durchaus Kult-Faktor. ZiB 1-Anchor Leitner, der auch die ORF-Duelle mit den Spitzenkandidaten moderieren wird, versuchte jedenfalls intensiv, Kurz aus der Reserve zu locken. Dieser wiederum bemühte sich, besonders entspannt zu wirken. Der Außenminister zeigte sich aber auch zweimal genervt: Er wolle ja „gerne ins Detail gehen“, wenn Leitner ihn „ausreden“ lassen würde, konterte Kurz.
ÖVP bastelt an einer Teil-Privatisierung des ORF
Fehlervermeidung. Viel Neues – wie berichtet – hat Kurz freilich nicht verraten. Sein Wahlprogramm will er weiterhin nur in Häppchen präsentieren. Sein Hauptziel in allen künftigen TV-Auftritten bleibt dasselbe wie am Montag: Fehler vermeiden. Er selbst dürfte den Talk mit Leitner daher cooler sehen als manche ÖVP-Strategen. Sie fühlen sich darin bestärkt, ihre Pläne, ORF 1 zu privatisieren, nun weiterzuverfolgen.
Isabelle Daniel