Oslo-Besuch

Nehammer: Norwegen als ''wichtiger Partner'' im Kampf gegen Klimakrise

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Norwegen ist nach Ansicht von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ein ''wichtiger Partner'' im Kampf gegen die Klimakrise - allen voran bei der unterirdischen Speicherung von CO2.

In Österreich soll nach Forderung Nehammers das Verbot für diese Technologie bald fallen. "Wenn wir tatsächlich die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir uns tatsächlich mit der CO2-Speicherung auseinandersetzen", sagte der Kanzler am Mittwoch im Rahmen seines eintägigen Norwegen-Besuchs.

Der norwegische Premierminister Jonas Gahr Store und Bundeskanzler Karl Nehammer
© APA/HARALD SCHNEIDER
× Der norwegische Premierminister Jonas Gahr Store und Bundeskanzler Karl Nehammer

Ein wichtiger Partner ist Norwegen nach Ansicht Nehammers, auch wenn es darum geht, die Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas zu reduzieren. Die russische Gazprom habe versucht, Österreich zu erpressen, sagte der Kanzler. "Aber Österreich hat sich nicht erpressen lassen, dank starker Partner wie Norwegen", betonte er weiter. Den jüngst abgeschlossenen Fünf-Jahres-Liefervertrag der OMV mit dem norwegischen Energieriesen Equinor begrüßte Nehammer. Im vergangenen Jahr hatte Norwegen Russland als größten Gaslieferanten der EU abgelöst.

Enge Zusammenarbeit auch bei grünem Wasserstoff

Eine enge Zusammenarbeit strebt der Kanzler zudem in Sachen grünem Wasserstoff an. Bei der grünen Transformation sei Norwegen ein Vorbild, so Nehammer. "In Zukunft können wir uns auch Pipelines vorstellen, die Wasserstoff transportieren, umgekehrt können wir uns vorstellen, dass CO2 zum Speichern nach Norwegen gebracht wird", fügte der norwegische Regierungschef Jonas Gahr Støre bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nehammer in Oslo hinzu. Dass Norwegen, das über große Speicherkapazitäten unter seinem Kontinentalsockel verfügt, zur CO2-Müllhalde Europas mutieren könnte, glaubt der norwegische Regierungschef nicht. "Norwegen ist Pioneer darin, eine Lösung zu finden", so Støre.

Nehammer und Kocher in Oslo
© BKA/Dragan Tatic
× Nehammer und Kocher in Oslo

Das skandinavische Land gilt als Vorreiter im Bereich der umstrittenen CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage/CCS). Dabei wird CO2 in geologische Speicher gepumpt, zum Beispiel in leere Erdgas- oder Ölfelder. Die Technologie ist kostspielig und wird vor allem von Umweltorganisationen scharf kritisiert, etwa weil noch nicht klar ist, ob das CO2 auch langfristig eingeschlossen bleiben kann. Außerdem wird befürchtet, dass diese Methode Bemühungen untergraben könnte, weniger CO2 auszustoßen.

Norwegen speichert CO2 seit über 30 Jahren

Für Norwegen ist die kommerzielle Speicherung von abgeschiedenem CO2 ein wichtiger Schritt zur Erreichung der Pariser Klimaziele. "Es gibt sehr viele Mythen um die CO2-Speicherung", trat Støre der Kritik entgegen. Norwegen lagere und speichere CO2 schon seit über 30 Jahren. Er wolle alle dazu einladen, "hierherzukommen, um sich das anzuschauen". Nehammer besichtigt am Nachmittag ein CCS-Projekt der Firma Hafslund Oslo Celsio nahe der Hauptstadt.

CO2-Speicherprojekt der Firma Hafslund Oslo Celsio
© APA/HARALD SCHNEIDER
× CO2-Speicherprojekt der Firma Hafslund Oslo Celsio

CO2-Speicherprojekt der Firma Hafslund Oslo Celsio
© APA/HARALD SCHNEIDER
× CO2-Speicherprojekt der Firma Hafslund Oslo Celsio

Zuletzt stellte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der auch für Bergbau zuständig ist, ein Ende des CO2-Speicher-Verbots in Österreich im Herbst in Aussicht. Voraussetzung ist allerdings, dass das Parlament mit Zweidrittelmehrheit zustimmt. Laut Analysen des Finanzministeriums müssten jährlich 5 bis 10 Mio. Tonnen CO2 eingespeichert werden.

Neben der Zweidrittelmehrheit braucht es auch die Zustimmung des Klimaministeriums von Ressortchefin Leonore Gewessler (Grüne). Der grüne Koalitionspartner zeigte sich zurückhaltend. Grundsätzlich sei es gut, dass sich das Finanzministerium dieses Themas annimmt, hieß es aus dem Klimaministerium gegenüber der APA. Klar sei aber, "die Speicherung von CO2 kann immer nur eine letzte Möglichkeit sein. Sie ist sehr teuer und energieintensiv, nur im begrenzten Ausmaß möglich und noch weit von einer Marktreife entfernt", wurde betont. Emissionen müssten primär vermieden werden, erst dann könne CCS helfen.

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