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Innenminister im Interview

Nehammer: ''Ziel ist, den Grenzverkehr zu reduzieren''

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Der Innenminister appelliert an Österreicher: ''Bitte daheimbleiben, wenn Sie sich krank fühlen!"

ÖSTERREICH: Als Innenminister sind Sie derzeit mit zwei Krisen konfrontiert. Die weltweit größte Herausforderung ist momentan der Kampf gegen das Coronavirus. Weshalb hat sich die Regierung nun doch entschlossen, Landeverbote für Flieger aus Iran und Südkorea zu beschließen?

Karl Nehammer: Wir haben im Innenministerium derzeit zwei Krisenstäbe. Die Expertenstäbe zum Kampf gegen das Coronavirus tagen laufend, evaluieren die Situation und raten dann, was zu tun ist. Wir sind da in engster Abstimmung und agieren dann. Wir setzen mit klaren, aber besonnenen Maßnahmen. Es ist nicht angebracht. Wir wollen keine Panik schüren.

ÖSTERREICH: Es wäre aber kein Panikschüren gewesen, wenn man ein Landeverbot für die iranische Fluglinie schon früher ausgesprochen oder iranische Passagiere in Quarantäne gestellt hätte. Im Iran sind ein Outbreak der Krankheit und das Mullah-Regime vertuscht, oder?

Nehammer: Wir agieren in enger Abstimmung mit den Experten. Das Gesundheitsministerium hat exzellente Virologen, die bereits im Kampf gegen frühere Epidemien wie Ebola oder SARS an Bord waren. Im Fall von Flugverboten geht es auch um ein akkordiertes Vorgehen zwischen Innen-, Gesundheits- und Außenministerium.

ÖSTERREICH: Italien hat jetzt die Lombardei unter Quarantäne gestellt. Das Robert-Koch-Institut sieht auch Südtirol als rote Zone. Österreich wird ab heute Gesundheitschecks an der italienisch-österreichischen Grenze machen. Ist das praktikabel?

Nehammer: Das Ziel ist vor allem auch, den Grenzverkehr in der derzeitigen Lage stark zu reduzieren. Wer sich krank fühlt, sollte sich erst gar nicht auf den Weg machen. Auch da wird die Lage täglich neu bewertet. Die Gesundheitschecks laufen in Abstimmung zwischen Polizei, die Autos anhalten, und der Gesundheitsbehörde, die scannen wird. Das wird zielorientiert ablaufen.

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ÖSTERREICH: Sie appellieren auch an die Eigenverantwortung der Österreicher in dieser Lage?

Nehammer: Ja, absolut. Das ist ein Appell ins Inland und ins benachbarte Ausland: Bitte bleiben Sie zu Hause, wenn Sie sich krank fühlen, rufen Sie 1450, wenn Sie Symptome spüren. Und jeder kann und sollte auch selbst etwas beitragen: Auf die richtige Hand-, Nies- und Husthygiene achten.

ÖSTERREICH: Es gibt in einzelnen Medien die Spekulation, dass die ÖVP Gesundheitsminister Anschober misstraue oder sich an zu vielen Auftritten für ihn störe ...

Nehammer: Ich kann diese Spekulationen nicht nachvollziehen. Ich kenne Rudi Anschober aus den Koalitionsverhandlungen gut, wir schätzen und vertrauen uns. Im Einsatzstab kennen sich viele Experten bereits seit Langem. Ich bin beeindruckt, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert – auch mit den Ländern. Wir kämpfen hier alle auf derselben Seite.

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