Am Samstag will Matthias Strolz den Chefposten an Beate Meinl-Reisinger übergeben.
Bis Herbst bleibt Matthias Strolz noch im Parlament, ehe er die Politik verlässt. Neos-Chef ist er aber nur noch bis Samstag.
ÖSTERREICH: Nur noch eine Woche als Neos-Chef. Schon wehmütig?
Matthias Strolz: Ja! Ich wäre kein Mensch, wenn nicht.
ÖSTERREICH: Ihr Rücktritt kam für viele überraschend. Warum haben Sie gerade diesen Zeitpunkt dafür gewählt?
Strolz: Der Entschluss ist um die Jahreswende gereift, denn ich hatte den Eindruck, dass wir mit 2018 unsere Pionierphase abschließen. Mit der Salzburg-Wahl haben wir auch den Zyklus einmal durch. Das heißt: Egal, wo wir jetzt antreten, wir machen es nicht zum ersten Mal. Es war mir außerdem wichtig, dass die Neos nicht zur One-Man-Show verkommen.
ÖSTERREICH: Fürchten Sie nicht, dass Ihnen die politische Bühne abgehen wird, wenn Sie in den kommenden Jahren mal etwas aufregt?
Strolz: Natürlich werde ich daheim vor der Zeitung oder ZiB 1 sitzen und mir auf den kleinen Finger beißen. Aber das gehört dazu. Die Entscheidung ist richtig, ich hab sie nicht bereut. Ich bleibe ein Politschädel und den Neos als Mitglied verbunden.
ÖSTERREICH: Hätten Sie rückblickend etwas anders gemacht?
Strolz: Was wir lange übersehen haben, war, dass wir mehr in die Kommunikation investieren müssen. Sonst sterben wir in Schönheit. Wir sind emsige Arbeiter im Parlament, aber das muss auch außen ankommen.
ÖSTERREICH: Ihre Bilanz nach einem halben Jahr Türkis-Blau?
Strolz: Professionell inszeniert, aber missions- und seelenlos. Man muss halt wachsam sein. Vor allem in Sachen Rechtsstaatlichkeit. Wie wird es unseren Freiheiten gehen? Da habe ich schon große Sorge. Das Vorbild ist Orbán. Sagen ja auch Kurz und Strache, dass sie hier viel Attraktivität finden.
ÖSTERREICH: Ist Ihre Rückkehr in die Politik ausgeschlossen?
Strolz: Ausgeschlossen ist nichts. Aber ich habe meiner Frau versprochen, dass ich mich jetzt mal mehr um den Haushalt kümmere und hier mehr Verantwortung übernehme. Mach jetzt mal ein halbes Jahr Pause. Ich bin ja nicht nur Politiker, auch Familienmensch. Was in zehn Jahren ist, weiß ich nicht. Ich schließe nicht aus, dass es mich reizen würde, als Kandidat in eine Bundespräsidentenwahl zu gehen. Nicht in die nächste, aber vielleicht danach einmal. Ich finde, das Amt bleibt allzu oft ungenutzt in Österreich.
K. Fischer