Mehr als 100 Millionen Euro sollen bis 2010 in den Ausbau der Kinderbetreuung fließen. Die EU-Ziele sind für Österreich trotzdem unerreichbar.
105 Millionen für mehr Kinderbetreuung bis 2010 – was wie der große Wurf klingt, ist in Wahrheit immer noch viel zu wenig. Denn Österreich hat jede Menge Aufholbedarf, wie eine gestern veröffentliche Studie der OECD zeigt: Österreich liegt bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie weit hinten. Bei Geburtenrate, Karenzurlaub und Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen liegt unser Land deutlich unter dem Durchschnitt der 30 untersuchten Länder (siehe unten).
Weit weg von Barcelona
Noch schlechter steht Österreich da, wenn
es um die Barcelona-Ziele der EU geht. Denn um diese zu schaffen, reichen
die geplanten 105 Millionen Euro bei Weitem nicht aus. Jeweils 6.000 bis
8.000 Kinderbetreuungsplätze sollen in den kommenden drei Jahren geschaffen
werden, vor allem für die unter Dreijährigen. Trotzdem fehlen dann im Jahr
2010 immer noch rund 40.000 Plätze, um die vorgeschriebene Betreuungsquote
von einem Drittel in dieser Altergruppe zu erreichen.
Spätzünder
Dafür hätten seit 2005 rund 10.000
zusätzliche Kinderbetreuungsplätze eingerichtet werden müssen. Damals lag
die Kleinkinder-Betreuungsquote bei 12 Prozent, im Musterland Schweden aber
bei knapp 74 Prozent.
Frauenministerin Doris Bures (SPÖ) ist sich des Problems bewusst: „Auch wenn wir den Vollausbau im ersten Schritt nicht erreichen, gehen wir doch ganz klar in die richtige Richtung“, sagt Bures zu ÖSTERREICH. Durch die neue Offensive sei wenigstens wieder „kräftig Bewegung in die Sache“ gekommen.
Abstufung
So wird die Förderung funktionieren: 45 Millionen Euro
zahlt die Regierung in den kommenden drei Jahren, wenn die Länder noch
einmal 60 Millionen drauflegen. Ein Ganztagesplatz bekommt vom Bund 2.500
Euro jährlich, ein Halbtagesplatz 1.500 Euro. Erfüllt ein Betreuungsplatz
bestimmte Kriterien für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gibt es
dafür sogar 4.000 Euro im Jahr.
Bedarfsorientiert
Die Mittel werden nicht nach Größe, sondern
nach Bedarf auf die Bundesländer aufgeteilt. Wien bekommt mit gut 20 Prozent
der Jahresförderung am meisten und könnte damit 1.244 Ganztagesplätze im
Jahr schaffen – aber nur, wenn die Bundeshauptstadt selbst noch einmal 4,15
Millionen Euro drauflegt. Am wenigsten bekommt das Burgenland, das mit
Förderung und eigenen Mitteln 175 neue Ganztagesplätze errichten kann.