Anklage "Mord"

So rechnete Fritzl-Tochter. mit Vater ab

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An einem geheimen Ort wurde E. mehrmals gerichtlich einvernommen. Resultat ihrer Aussagen: eine Mordanklage gegen ihren Vater.

Österreichs Justiz ist listenreich und menschlich. Um Verlies-Opfer E. nach dem Inzest-Drama von Amstetten Paparazzi vom Hals zu halten, wurde kolportiert, mit ihren Einvernahmen durch das Gericht werde „aus gesundheitlichen Gründen“ erst Mitte Juli begonnen.

Wahr ist: Am 15. Juli unterschrieb E. ihre Aussagen bereits. „Die Einvernahmen sind weitgehend abgeschlossen“, bestätigte Gerhard Sedlacek, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten gestern auf Anfrage von ÖSTERREICH. Und was die 42-Jährige dem Haftrichter Christian Bauer erzählte, wird ihren Vater Josef Fritzl (74) dem Vernehmen nach eine Mordanklage einbringen.

Geheimer Ort
Zu ihren Aussagen wurde E. dreimal gut bewacht und streng abgeschirmt an einen geheimen Ort gebracht. Zweck der Aktion: eine schonende (im Fachjargon: kontradiktori­sche) Vernehmung.

Seit 1. Jänner 2006 hat Österreich den besten Opferschutz Europas. Vor allem Frauen und Kinder nach Sexverbrechen oder Gewalttaten sollen ihrem Peiniger nie mehr gegenüberstehen müssen. In den meisten Fällen brauchen sie auch nicht im Strafprozess gegen den Täter auszusagen, weil dort die Videoaufzeichnung ihrer „kontradiktorischen Einvernahme“ gezeigt wird.

Ärztin dabei
E. wurde von Haftrichter Bauer befragt. Mit im Raum: eine Schriftführerin und – auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers – eine Ärztin und als Vertrauensperson die Psychologin und Opferanwältin Eva Plaz. Die Befragung wurde via Kamera in ein Nebenzimmer übertragen. Dort verfolgten Staatsanwältin Christiane Burkheiser und Josef Fritzls Anwalt, Rudolf Mayer, auf einem Bildschirm das Geschehen – und über eine Gegensprechanlage konnten beide ihre Fragen an E. stellen. Das Protokoll darüber wird bei der Hauptverhandlung im Spätherbst verlesen.

Fritzl blieb in der Zelle
Auch der Inzest-Vater (für den die Unschuldsvermutung gilt) hätte das Recht auf Anwesenheit gehabt, blieb aber lieber in seiner Zelle der Justizanstalt St. Pölten (siehe Bericht rechts). So wird er wohl erst von seinem Anwalt erfahren, was bei Gericht durchgedrungen ist: Seine Tochter, die von ihm in einen Keller gesperrt und missbraucht wurde, ist bei ihren Angaben geblieben, die sie nach ihrer Befreiung vor der Polizei gemacht hat.

Mordanklage
E.s Aussage ist ein Protokoll des Grauens. Noch einmal erzählte sie dem Haftrichter, dass sie schon als Kind von ihrem Papa vergewaltigt wurde. Dass er sie mit 18 in Handschellen und an einer Leine in den Keller sperrte. Dass sie im Verlies sieben Inzest-Kinder zur Welt brachte. 1997 starb eines davon kurz nach der Geburt. Josef Fritzl verbrannte den kleinen Körper in einem Heizofen.

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