Ganz Österreich trauert

NR-Präsidentin Barbara Prammer ist tot

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Prammer starb nach akuter Infektion im Kreise der Familie.

Im Juni hatte sie noch vor Energie gesprüht, hatte Interviews gegeben und sich optimistisch gezeigt, was ihre schwere Krankheit betraf. Doch der Krebs hat am Ende doch gesiegt: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ist am Samstagnachmittag im 61. Lebensjahr verstorben. Sie erlag ihrer Krankheit um 15.04 Uhr in ihrer Wiener Wohnung im Kreis ihrer Familie: Sohn Bertram (41) sowie Tochter Julia (33) waren bei ihr, auch Barbara Prammers Geschwister standen ihr bis zuletzt bei.

Tragödie
Es ist so tragisch: Erst im Juni war Prammer Oma geworden – und war so stolz auf ihre Enkeltochter Sophie gewesen: „Wenn ich sie rumtrage, ist sie sofort ruhig“, erzählte sie stolz ihn ihrem letzten ÖSTERREICH-Interview (siehe unten). Und sie wirkte so lebendig: „Es gibt schon Tage, an denen es mir nicht so gut geht. Aber insgesamt bin ich voll Elan“, sagte sie damals.

Infektion
Prammer konnte dann aber bereits die Juli-Sitzungen des Nationalrats nicht mehr leiten, wie sie es früher mit Leidenschaft getan hatte. Damals musste sie wegen eines Infekts ins Spital. Von dort wurde sie auch vergangenen Mittwoch entlassen. Medizinische Einzelheiten waren am Samstag noch nicht zu erfahren. Sicher ist: Der Infekt hatte zu Komplikationen geführt – Prammers Zustand verschlechterte sich dramatisch.

"Ja, ich habe Krebs"
Heute wird Prammers behandelnder Arzt, der Wiener Onkologe Christoph Zielinski in einer Pressekonferenz Auskunft geben. Unvergessen bleibt Prammers erster Auftritt nach Bekanntwerden ihrer Krankheit im September 2013: „Ja, ich habe Krebs“, hatte sie tapfer gesagt. Auch damals war Zielinski an ihrer Seite gewesen. Die Art, mit ihrer Krankheit umzugehen – offen und nie wehleidig – hatte Prammer in der Öffentlichkeit viel Bewunderung beschert.

Die Reaktionen zum Tod von Prammer

Der Tod von Barbara Prammer, seit Oktober 2006 als Nationalratspräsidentin die höchstrangige Politikerin des Landes, schockiert die heimische Politik. Bundespräsident Heinz Fischer, einer ihrer Vorgänger im Amt, ebenso wie Bundeskanzler Werner Faymann aber auch alle Vertreter der politischen Gegner.

Staatsbegräbnis
Bis zu Wahl des Nachfolgers führen der Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (ÖVP) und der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) die Amtsgeschäfte. In den nächsten Tagen werden der Ablauf und der Termin für die Trauerfeierlichkeiten festgelegt. Der im Amt verstorbenen Nationalratspräsidentin steht ein Staatsbegräbnis zu.

Prammer soll in der Säulenhalle im Parlament aufgebahrt werden, damit sich die Bevölkerung von ihr verabschieden kann. Das sagte ihr Sprecher Gerhard Marschall bei einer Pressekonferenz am Sonntag. Für die Aufbahrung habe man sich in Absprache mit ihrer Familie entschieden, Prammer selbst hinterließ keine Wünsche oder Verfügungen für diese Situation. Wo schlussendlich das Begräbnis der Oberösterreicherin stattfinden wird, darüber entscheide die Familie, so Marschall.

Ende Juni traf ÖSTERREICH die Politikerin

Letztes Interview: "Ich bin voll Elan!"

Kurz vor der Sommerpause des Parlaments sprach die Politikerin über Glück und ihre Ziele.

ÖSTERREICH: Sie sind am 7. Juni erstmals Oma geworden. Wie viel Zeit bleibt für Ihre Enkeltochter Sophie?
Barbara Prammer: Meine Tochter lebt mit ihrer Familie in Salzburg, aber das hindert uns nicht daran, dass ich meine Enkeltochter oft sehe. Ich bin besonders stolz – und die gesamte Familie spricht davon: Wenn ich sie trage, dann ist sie ganz ruhig (lacht).

ÖSTERREICH: Haben Sie je daran gedacht, „nur“ mehr Oma sein zu wollen?
Prammer: Mir fällt auf, dass mir die Decke auf den Kopf fällt, wenn ich keine Termine und keine Arbeit habe. Dann beginne ich, über Dinge zu grübeln, über die ich nicht nachdenken sollte.

ÖSTERREICH: Sie sprechen Ihre Diagnose Krebs an. Wie geht es Ihnen im Moment?
Prammer: Ich habe schon noch Tage, an denen es nicht so gut geht, dann werde ich von Terminen freigeschaufelt. Aber insgesamt bin ich voll Elan!

ÖSTERREICH: Es gibt Stimmen, die Sie gerne als Bundespräsidentin sehen wollen.
Prammer: Da geht jetzt die Gesundheit vor, und es ist nicht der Zeitpunkt, das festzulegen.

ÖSTERREICH: Das war kein Nein?
Prammer: Stimmt, das ist kein Nein (lacht).

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Hier begrüßt Faymann kranke Prammer