Die Tiroler FPÖ setzt mit ihren Kandidaten für die Landtagswahl auf Bewährtes und verzichtet auf Personalüberraschungen größeren Ausmaßes.
Im Mittelpunkt steht einmal mehr Landesparteichef Markus Abwerzger in seinem zweiten Landtagswahlkampf als Spitzenkandidat. Er soll die "Gunst" der offenbar derzeitigen ÖVP-Schwäche nutzen und für ein blaues Ausrufezeichen sorgen. Dahinter kandidieren Vertraute des Obmanns, die den Personalumbruch im Jahr 2018 symbolisiert hatten.
An zweiter Stelle auf der Landesliste hinter dem bereits seit dem Jahr 2013 an der Spitze der Tiroler Freiheitlichen stehenden Rechtsanwalt Abwerzger kandidiert Landesparteigeneralsekretär und Wahlkampfleiter Patrick Haslwanter, seit der Landtagswahl 2018 im Landtag sitzend. Er führt auch die Bezirksliste in Innsbruck-Land an, Abwerzger wiederum fungiert zudem als Spitzenkandidat in Innsbruck. Bei der vergangenen Landtagswahl hatte die FPÖ jeweils in diesen beiden Bezirken ein Grundmandat erreicht. Dies sei auch diesmal wieder das Ziel, erklärte Haslwanter gegenüber der APA.
Auf dem dritten Platz der Landesliste wurde - für manche etwas überraschend - der Fraktionschef der FPÖ im Bundesrat und Bezirksparteiobmann von Schwaz, Christoph Steiner, platziert. Steiner hat sich durch seine mitunter deftigen Auftritte in der Länderkammer einen Namen gemacht, vor allem in der Corona-Zeit. Während Abwerzger als Person wegen seiner verbindlichen Art großteils Wertschätzung auch über Parteigrenzen hinweg genießt, gilt der Zillertaler Steiner bei so manch politischem Mitbewerber als rotes Tuch. Er sieht seine politische Zukunft aber offenbar weiter vor allem in Wien. Steiner, der 2018 den Landtagseinzug knapp verpasste, habe im Vorfeld "offen kommuniziert" und erklärt, dass er auch nach der Landtagswahl weiter im Bundesrat bleiben wolle, so Haslwanter. Sollte die FPÖ erneut zumindest fünf Mandate erreichen, werde dies auch der Fall sein.
Hinter Steiner folgt Evelyn Achhorner, wie Haslwanter seit dem Jahr 2018 im Landtag und unter anderem Verkehrssprecherin ihrer Partei. Auf Platz sechs wurde mit Andreas Gang ein landespolitischer Newcomer platziert, der heuer bereits einen Wahlerfolg aufzuweisen hat: Er eroberte das Bürgermeisteramt in Kramsach im Bezirk Kufstein. Dahinter folgt der Kitzbüheler Bezirksparteiobmann und Landtagsabgeordnete Alexander Gamper. Auch er war nach der Wahl 2018 erstmals ins Landesparlament eingezogen. Gute Chancen auf einen Landtagseinzug hat die einzige wirkliche Überraschung auf der Landesliste: Die gebürtige Südtirolerin Gudrun Kofler. Sie ist die Enkelin des früheren Südtirol-Aktivisten Georg "Jörg" Klotz, in den 1960er-Jahren ein führendes Mitglied des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS). Außerdem ist Kofler eine Nichte der langjährigen Südtiroler Landtagsabgeordneten Eva Klotz. Diese war zuletzt bis 2014 für die "Süd-Tiroler-Freiheit" im Landtag tätig gewesen.
Nach Kofler, an achter Stelle, findet sich die Haller Gemeinderätin Irene Partl auf der Liste. Auf Platz neun kandidiert ein Evergreen der freiheitlichen Parteigeschichte und Polit-Prof mit ausreichend Landtagserfahrung: Rudi Federspiel, blauer Innsbrucker Stadtparteiobmann. Für den Fall, dass Abwerzger und Co. Regierungsverantwortung übernehmen sollten und damit Landesräte stellen, wäre wohl sogar ein Landtagscomeback Federspiels dank Nachrutschens denkbar. Auf Listenplatz zehn kandidiert schließlich der Schwazer Daniel Marschik. Der bisherige Kufsteiner Landtagsabgeordnete Christofer Ranzmaier tritt nicht mehr an.
Die meisten der Vorderen auf der Landesliste kandidieren auch als Spitzenkandidaten in ihren jeweiligen Bezirken. Dies solle natürlich auch eine zusätzliche Mobilisierung zur Folge haben, betonte Landesparteigeneralsekretär Haslwanter. Größere Neuerungen seien auf der Landesliste nicht nötig gewesen, schließlich habe man den personellen Umbruch erst vor fünf Jahren vollzogen. Ein besonderen Wahlkampfschwerpunkt auf eine bestimmte Region lege man nicht, es würden in ganz Tirol dieselben Themen angesprochen, die eine "breite Schicht der Gesellschaft" betreffen. Zulegen wolle man überall, auch in dem für die FPÖ traditionell schwierigeren Pflaster des Oberlands. Das Ausmaß an Prozent- und Mandatszugewinnen würde natürlich auch davon abhängen,"wie viel die ÖVP Federn lässt", so Haslwanter.
Die Tiroler FPÖ war bei der Landtagswahl im Jahr 2018 auf 15,53 Prozent bzw. fünf Mandate gekommen. Umfragen signalisieren ihr derzeit Zugewinne. Das bisher beste Landtagswahlergebnis in Tirol hatte die FPÖ mit 19,62 Prozent im Jahr 1999 eingefahren.