Nach dem Krisengipfel im Kanzleramt glaubt Kärntens Landeshauptmann nicht an eine Lockerung. Dafür sei das Risiko der schnellen Ausbreitung der britischen Mutation zu groß.
Mit der neuen ansteckenderen Virus-Mutation ist die Corona-Situation jetzt sehr angespannt, waren sich Landeshauptleute und Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einem Treffen Freitagabend in Wien einig. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) rechnet mit einer Verlängerung des Lockdowns "bis weit in den Februar hinein". Lockerungen wird es seiner Ansicht nach nicht geben, dafür sei das Risiko der schnellen Ausbreitung der neuen Variante zu groß, sagte er zur APA.
Kurz machte deutlich: Zahlen sprechen gegen Lockerung
Der Bundeskanzler habe in dem Gespräch deutlich gemacht, dass die Infektionszahlen gegen eine Lockerung der Maßnahmen sprechen, berichtete Kaiser. So würden etwa die Zahlen in Südtirol eine deutliche Sprache sprechen. Dort habe man nach positiven Entwicklungen Lockerungen vorgenommen und Gastronomie, Bars und Geschäfte geöffnet. Die Konsequenz: Südtirol weise aktuell die schlechtesten Zahlen in ganz Italien auf. Diese Entwicklung zeige, dass man - nachdem die aggressive britische Variante nun auch in Österreich angekommen sei - extrem vorsichtig agieren müsse. Der Bundeskanzler habe sich überzeugt gezeigt, dass diese Variante in Österreich bereits weit verbreitet sei.
Kaiser rechnet mit Lockdown-Verlängerung bis Mitte Februrar
Kaiser rechnet jedenfalls angesichts der Situation damit, dass es eine Verlängerung des Lockdowns zumindest bis Mitte Februar geben werde. Das könne die "unausweichliche Steigerung der Dynamik verlangsamen" und mehr Zeit für eine möglichst breite Immunisierung durch die Impfung zu gewinnen.
Bereiche für eine Lockerung der Schutzmaßnahmen sind laut Kaiser derzeit nicht in Sicht. Dies sei vor allem in Zusammenhang mit der Öffnung der Schulen sehr bedauerlich, sagte er. Doch sei er Realist genug, um zu sehen, dass es vielleicht besser sei, noch ein paar Wochen durchzuhalten, um dann mit den Impfungen eine Perspektive zu haben. Dabei müsse man aber jedenfalls Rücksicht auf die psychische Belastung der Bevölkerung durch eine neuerliche Verlängerung des Lockdowns nehmen.
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Schützenhöfer will keine Prognose abgeben
"Sehr besorgt über die hochansteckende Virus-Mutation, die uns erreicht hat" äußerte sich auch der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in einem Statement gegenüber der APA. Das Gespräch im "Palais Niederösterreich" sei "gut und ausführlich" - es dauerte fast drei Stunden - gewesen. Wie es mit den Maßnahmen weitergeht wollte der derzeitige Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz nicht abschätzen. Man sei und bleibe bezüglich weiterer Maßnahmen im Gespräch, meinte er nur.
Die burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) verwies auf den Ernst der Lage: "Wir sind jetzt in einer sehr schwierigen Phase der Pandemie, da muss es Zusammenarbeit und ein systematisches Vorgehen auf allen Ebenen geben."
Der Fahrplan zur Lockdown-Entscheidung
- 8 Uhr: Expertengipfel mit Regierung und Landeshauptleuten
- 10 Uhr: Treffen mit Sozialpartnern
- Anschließend: weitere Beratungen
- Sonntag, gegen 11 Uhr: Verkündung der Lockdown-Entscheidung
Beratungen gehen am Samstag weiter
Die Bundesregierung wird vor der Entscheidung über die weitere Vorgangsweise am Samstag noch Gespräche mit den Sozialpartnern führen und Expertenmeinungen einholen. Zu der Diskussionsrunde mit den Experten werden die Landeshauptleute per Videokonferenz zugeschaltet, berichteten Kaiser und Eisenkopf. Auf Basis der Expertenmeinungen werde es dann im Laufe des Wochenendes noch einmal eine Abstimmung geben. Wie die Entscheidung ausgefallen ist wird die Regierung in einer für Sonntag in Aussicht genommenen Pressekonferenz bekanntgeben.