Die FPÖ machte den Nationalrat am Donnerstag zum Schauplatz einer Islam-Debatte. Diskutiert wurde auch über die Online-Fahndung.
FPÖ-Antrag zu Islam-Frage
Die Freiheitlichen haben einen
Dringlichen Antrag eingebracht, in dem die Bundesregierung aufgefordert
wird, "die von ihr praktizierte, falsch verstandene Toleranz gegenüber
dem Islamismus aufzugeben". Durch die strikte Anwendung der bestehenden
Rechtsordnung solle dafür Sorge getragen werden, dass Österreich vor der
fortschreitenden Islamisierung und den damit verbundenen Terrorgefahren
effektiv geschützt werde, "ohne dass der Errichtung eines Polizei-
und Überwachungsstaates Vorschub geleistet wird." Der Nationalrat
hat am Donnerstagabend den Dringlichen Antrag der FPÖ aber abgelehnt. Alle
vier anderen Fraktionen stimmten gegen das Anliegen der Freiheitlichen.
Moscheen sehr bedenklich
Laut FPÖ führen die Moscheen im Land
nicht nur äußerlich zu einer Verstimmung in der Bevölkerung, sondern auch
die in diesen Gebetshäusern dargebrachten Predigten stimmen die
Freiheitlichen sehr bedenklich. Gerade in der zweiten Generation träfen die "Hasspredigten
und die Ideen des heiligen Krieges" auf fruchtbaren Boden, analysiert
Strache. Eine Assimilation sei unmöglich.
Platter gegen Polarisierung
Innenminister Günther Platter (V)
hat in der Beantwortung des Dringlichen Antrags einen seriösen Umgang mit
der Integrationsfrage eingefordert. Was er nicht wolle, sei die
Polarisierung, meinte er in Richtung FPÖ: "Daraus entsteht ja erst
die Radikalisierung." Wer friedlich seine Religion in Österreich lebe,
dem solle das jedenfalls möglich sein. Wer aber die Demokratie gefährde,
dürfe nicht ungestraft hier leben. Personen, die die österreichische
Rechtsordnung nicht akzeptierten, hätten hier nichts verloren, erklärte
Platter.
Online-Fahndung als heißes Thema
Platter verteidigte auch
die "Online-Fahndung". Diese seien im Kampf gegen die organisierte
Internet-Kriminalität dringend notwendig: "Das Internet darf kein
straffreier Raum sein." FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte davor
gefordert, dass die Regierung lieber die Rechtsmittel, die es schon gebe,
endlich effektiv einsetzen solle. Die FPÖ und die Grünen lehnen die "Online-Fahndung"
klar ab. Mit derartige Maßnahmen würden lediglich unbescholtene Bürger
traktiert, kritisierte FPÖ-Sicherheitssprecherin Barbara Rosenkranz.
ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon versteht diese Abwehr gegen die
Einführung von weiteren Überwachungsinstrumenten nicht. Ähnlich äußerte sich
BZÖ-Chef Peter Westenthaler. Grünen-Chef Alexander Van der Bellen fürchtet
hingegen die "völlige Überwachung" und den "gläsernen
Menschen". Zu einer "differenzierten Diskussion" in
Integrationsfragen rief indes SPÖ-Klubobmann Josef Cap auf.
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SPÖ mahnt zu sachlicheren Diskussion
So müsse man etwa bei
Moscheen differenzieren, ob es sich um ein "Zentrum der Religion oder
einem Zentrum der Gegengesellschaft" handle, erläuterte der
SP-Klubobmann. "Der Ton macht die Musik", mahnte er zu einer
sachlicheren Diskussion. Er betonte, dass es zwar keine "Gnade für den
Terror" geben dürfe, andererseits könne man aber aus dem Islam an sich
nicht herauslesen, dass er Ursprung des Terrors sei, so Cap.
Ähnlich argumentierte Van der Bellen. Eine Diskussion sei zweckmäßig, allerdings unter der Einhaltung gewisser Grenzen. Es gehe dabei vor allem um Fragen des Alltagslebens, so der Grüne. Nicht alle Terroristen hätten einen religiösen Hintergrund, unterstrich er. Hätte es Mohammed nicht gegeben, dann würden sich etwa Al-Kaida-Mitglieder eine andere Legitimation für ihr Vorgehen suchen, so seine Argumentation.
BZÖ-Parteichef Peter Westenthaler sprach sich ganz klar für die Einführung zusätzlicher Fahndungsmaßnahmen aus. Dem FPÖ-Antrag warf Westenthaler Widersprüchlichkeit vor. Einerseits werde darin vom Schutzbedürfnis der Österreicher gesprochen, andererseits würden zusätzliche Überwachungsmethoden abgelehnt.
"Österreich sitzt nicht unter einer Kästeglocke"
BZÖ-Abgeordneter
Herbert Scheibner: "Es gibt aktuelle Fälle, bei denen man gesehen hat,
daß hier in Österreich Aufhältige plötzlich zu einer Gefahr für den Staat
und die Bevölkerung werden". "Auch muß klar sein, daß
Österreich nicht unter einer Käseglocke sitzt, sondern wir haben zwei
Kriterien bei terroristischen Gefahren. Auf der einen Seite Symbole
entsprechend anzugreifen oder leicht erreichbare Ziele umzusetzen. Es ist
daher Solidarität gefordert, wir brauchen auch den Schutz und die
Informationen von allen Ländern und wir müssen auch klar signalisieren, daß
es hier in Österreich kein Ruhekissen für den Islam gibt. Man muß aber auch
den in Österreich aufhältigen Islamvertretern sagen, sie müssen sich auch
klar von Radikalen distanzieren", forderte Scheibner.
FPÖ als "Ankündigungsriese und Umsetzungszwergerl"
ÖVP-Generalsekretär
Hannes Missethon bedankte sich bei Innenminister Günther Platter (V) für das
Aufgreifen der drei mutmaßlichen Islamisten in Österreich. Wesentlich dazu
beigetragen hätten Überwachungsinstrumente, wie der Lauschangriff, so
Missethon. Dies sei der Beweis für die Notwendigkeit der Exekutive auch in
Hinkunft alle Instrumente zur Aufklärung solcher Fälle zur Verfügung zu
stellen. Dass sich Strache gegen derartige Maßnahmen ausspricht, macht den
FPÖ-Chef für Missethon zum "Ankündigungsriesen und
Umsetzungszwergerl".