Politik-Insider

Warum der Kanzler trotz Absturz aufatmen kann

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Weil die ÖVP in Tirol weniger verloren hat, als manche Umfragen glaubten, ist die Regierung – vorerst – sicher.

Taktik. Wie in dieser Kolumne vergangene Woche geschrieben, hatte die Bundes-ÖVP bereits seit Tagen interne Umfragen, die klar zeigten, dass die ÖVP in Tirol deutlich über 30 Prozent liegen würde.

Nervös war man im Kanzleramt freilich trotzdem. Wäre die ÖVP gestern in Tirol schließlich auf unter 30 Prozent abgestürzt, wäre wohl auch in Folge im Bund kaum ein Stein auf dem anderen geblieben.

So hat die türkis-schwarze Truppe in ihrem Kernland zwar ein Debakel erlitten, aber eben das Schlimmste verhindern können. Sie werden den Landeshauptmannsessel behalten und damit wird wohl auch noch nicht an Karl Nehammers Kanzlersessel gesägt werden.

Dennoch dürfte Johanna Mikl-Leitner – die niederösterreichische Landeshauptfrau muss sich als nächstes in Niederösterreich der Landtagswahl stellen – das Tirol-Ergebnis übel aufstoßen. „Wir dürfen das ja nicht mit Umfragen, sondern mit der letzten Wahl vergleichen. Zehn Prozentpunkte zu verlieren, ist eine Katastrophe“. Für die ÖVP Niederösterreich könnte das dann bedeuten auf unter 40 Prozent zu rutschen. Was die magische Grenze für das stärkste schwarze Land ist.

Warum Jubel im Kanzleramt kurzsichtig wäre

Gefahr. Daher wäre es für die Bundes-ÖVP und das Kanzleramt auch kurzsichtig über das Tiroler-Wahlergebnis zu jubeln.

Es sei allerhöchstens eine leichte Verschnaufpause für Nehammer, sind sich Landespolitiker einig. Erfreut nehmen sie nur zur Kenntnis, dass die „Bäume von SPÖ und FPÖ nicht in den Himmel wachsen“.

Dass die Grünen in Tirol ebenfalls verloren haben, könnte die Stimmung in der Bundesregierung freilich weiter trüben. „Jetzt werden die wieder versuchen sich stärker zu profilieren“, befürchtet ein VP-Spitzenmann.

Schwarz-rote Koalition als Vorspiel für Bund?

Gespalten. ÖVP-Strategen im Bund beobachten aber auch die rot-schwarze Koalition in Tirol durchaus mit gemischten Gefühlen, Zwar ist man erleichtert, dass sich ein „Zweier“ ausgehe, aber manch ein Stratege der Türkis-Schwarzen würde lieber eine Polit-Ehe mit den Blauen sehen. „Sonst wird es heißen, dass das Vorspiel für rot-schwarz im Bund“ sei. Wirklich mitreden, wird die Bundes-ÖVP in Tirol aber nicht können.

Im „heiligen Land“ betonte man gestern noch, dass man „nur dem Toni Mattler zu verdanken“ habe, dass der Absturz „nicht noch größer war“. Die Bundes-Politik habe „geschadet“. Aber zumindest werden die Angriffe auf Nehammer jetzt wohl noch ausbleiben.

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