Mädchen fliegt raus

Erster Politiker fordert jetzt Schuluniformen

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Riesenwirbel um "zu knappe Bekleidung" von Mädchen an Österreichs Schulen. Nach "Sexy-Verbot" an einem Gymnasium flog jetzt ein Mädchen von einer Kärntner Schule. Die Politik reagiert.

Nach dem Riesenwirbel um die Bekleidung der Schulkinder fordert FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp jetzt eine "einheitliche Schulkleiderordnung". Damit will der freiheitliche Stadtparteichef auch "den sozialen Druck von den Schülern nehmen", sagt Nepp gegenüber oe24. Tatsächlich sorgt derzeit zu knappe Schulkleidung für große Aufregung an Österreichs Schulen. 

Sexy-Verbot. Das BRG Stockerau führte vor einer Woche via Hausordnung ein sogenanntes "Sexy-Verbot" ein. Darin wird anhand einer Zeichnung geschildert, wie weit die Hosen von Mädchen sein müssen ("die Hose darf nicht kürzer sein als eine Handbreit von der Schrittgrenze"). Die Direktorin sagte gegenüber Medien, dass die Regeln auch für Buben gelten, etwa nabelfrei. "Sie dürfen auch nicht mit nacktem Oberkörper im Unterricht sitzen."

Kleiderordnung
© zvg
× Kleiderordnung

Gegen das Verbot von Bauchfrei-Shirts demonstrierten kurz darauf vor dem Gymnasium Stockerau mehrere Jugendliche. Die Aktion Kritischer Schülerinnen und die Sozialistische Jugend forderten: "Kleidungsvorschrift kübeln!" 

Verwunderung über Aufregung. In Stockerau wundern sich Direktorin Claudia Reinsperger und Alexandra Hozzank, Obfrau der Elternvereinigung des Gymnasiums Stockerau, in der NÖN über die große Aufregung wegen der Kleiderordnung. "Das Gymnasium ist als Arbeitsplatz zu sehen - dementsprechend muss die Wahl der Kleidung auch getroffen werden", sagt die Direktorin. Und Hozzank sagt, es sei der Wunsch der Schule gewesen, die Hausordnung anzupassen. Auffällig sei in letzter Zeit gewesen, dass Schüler eher im Freizeitlook erschienen sind: "Sie verließen mit Hoodie ihr Wohnhaus und trugen darunter wenig", nennt Hozzank ein Beispiel. 

Mädchen fliegt von Schule. In Kärnten ist ein Mädchen (12) jetzt sogar von der Schule geflogen, weil der Streit um die dortige  Kleiderordnung eskaliert ist, oe24 berichtete.

Bildungsminister Polaschek: Kleiderordnung ist Schulsache

Eine oe24-Anfrage an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) ergibt: Die Schulen können ihre Kleiderordnung in der Hausordnung festlegen. Das stehe im "Paragraf 44 Schulunterrichtsgesetz zur Festlegung schuleigener Verhaltensvereinbarungen", heißt es aus dem Büro des Bildungsministers. "Die rechtliche Regelung ist bewusst so gewählt. Damit können die Schulgemeinschaften selber vor Ort mögliche Regelungen diskutieren und entscheiden, was passiert."

Niederösterreich. Aus der Bildungsdirektion Niederösterreich heißt es zur Kleiderordnung: "Derartige Vorschriften werden autonom von den Schulen im Rahmen des Schulgemeinschaftsausschusses (bestehend aus Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern) vereinbart und werde in der Hausordnung festgehalten."

Darüber hinaus gehende Pläne gebe es nicht, so die Niederösterreicher. Das Gymnasium Stockerau habe eben mittels Hausordnung das "Sexy-Verbot" erlassen.

Wien. Die Bildungsdirektion Wien antwortet oe24: "Die Schüler haben am Unterricht, an den Schulveranstaltungen und den schulbezogenen Veranstaltungen in einer den jeweiligen Erfordernissen entsprechenden Kleidung teilzunehmen." Es gibt aber gesetzlich keine spezifischen Vorgaben, was die Kleidung von Schülerinnen und Schülern betrifft. 

Weiters informiert die Bildungsdirektion Wien: "Fragen, wie man sich in der Schule verhalten (kleiden) soll, werden am jeweiligen Schulstandort (Schulautonomie) in der Hausordnung festgelegt. Die schuleigenen Verhaltensvereinbarungen/Hausordnung werden von der Schulgemeinschaft beschlossen, d.h. Schulleitung, Pädagog/innen, Elternvertreter/innen und Schülervertreter/innen sind eingebunden."

Privatschule: Schuluniform soll identitätsstiftend sein

Teilweise gibt es in Österreich bereits Schuluniformen. An Privatschulen. Ein Lehrer einer Privatschule sagt oe24: "Die Schuluniform soll identitätsstiftend sein. Aber mehr möchte ich dazu nicht sagen, wir wollen uns in diese Debatte um Schuluniformen nicht einmischen." Die Debatte hat jetzt schon die Politik erreicht.

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