"Polizeiwillkür"

Proteste nach Verhaftung von Asyl-Sprecher

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Über den 33-jährigen Pakistani wurde am Freitag Schubhaft verhängt.

Über jenen 33-jährigen Pakistani, der als einer der Sprecher der Flüchtlinge in der Wiener Votiv-Kirche fungierte, und der am gestrigen Donnerstag vor der Votivkirche bei einer Amtshandlung der Fremdenpolizei verhaftet wurde, ist am Freitag die Schubhaft verhängt worden.

Ein Sprecher des Flüchtlingscamps sprach von polizeilicher Willkür. "Die Amtshandlung war kein Zufall. Es stellt sich die Frage, ob die Fremdenpolizei hier nicht ein eigenes Süppchen kocht. Da wurde gestern ausgerechnet jener Mann aus einer Gruppe mehrerer Asylwerber gerissen, der noch vor kurzem mit der Polizei verhandelt hat und einer der Sprecher der Flüchtlinge war." Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) wies die Vorwürfe zurück.

Zu Boden gerissen
Laut ihm sei der 33-jährige Pakistani im Park vor der Kirche im Rahmen einer fremdenrechtlichen Kontrolle von einem Zivilpolizisten zu Boden gerissen worden - "ohne ihn vorher überhaupt anzusprechen". Der Sprecher des "Refugee Camps" betonte, der Mann - gegen ihn liegt ein rechtskräftiger, negativer Asylbescheid vor - habe erst in der Vorwoche eine schwere Operation nach einem Schädel-Hirn-Trauma gehabt.

Lage ruhig
Laut Klaus Schwertner von der Caritas ist die Lage in der Kirche derzeit ruhig. "Aber die Verunsicherung ist groß, für viele ist unklar, wie es weiter geht." Aktuell seien keine Proteste geplant, man wolle aber auf der schon länger geplanten, für heute 15 Uhr angesagten Kundgebung vor der Kirche weiter beraten.

"Moralisches Unvermögen"
Innenministerin Mikl-Leitner verteidigte die Amtshandlung der Polizei und stellte eine politisch motivierte Aktion in Abrede: "Wir haben von der ersten Minute mit viel Fairness Gespräche geführt und gesagt, dass wir uns jedem Einzelschicksal widmen. Aber wir haben auch klar signalisiert, dass es keine strukturellen Änderungen im Asylwesen und kein Bleiberecht für alle geben wird." Zugleich warf sie den Unterstützern der Flüchtlinge in der Kirche "moralisches Unvermögen" vor. "Sie machen den Asylwerbern Hoffnungen, die nicht zu erfüllen sind."

Auch der Sprecher der Wiener Polizei, Roman Hahslinger, sprach von einer "routinemäßigen Kontrolle". Streifen der Fremdenpolizei habe es im Votiv-Park zuletzt mehrfach gegeben, weil dort zuletzt immer wieder Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung aufgegriffen wurden. Insgesamt seien am Donnerstagabend neun Personen kontrolliert worden, neben der Festnahme des Pakistani habe es drei weitere Anzeigen gegeben.

Anzeige wegen Körperverletzung
Hahslinger bestätigte, dass gegen eine 47-jährige Österreicherin Anzeige wegen tätlichen Angriffs und schwerer Körperverletzung erstattet wurde. Die Frau wollte offenbar die Festnahme des Pakistani verhindern und habe einen Beamten von hinten attackiert, seine Jacke zerrissen und ihn dabei leicht verletzt.

Im Zuge der Amtshandlung seien auch sieben bis acht Flüchtlinge ins benachbarte Uni-Gebäude gelaufen und schlossen sich dort in einem Büro ein. "Wir sind dann aber nach zwei Stunden abgezogen, ohne dass es zu einem Einsatz kam", so Hahslinger.

Flüchtlingscamper in Votivkirche

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