Abschied aus Politik

Pühringer-"Kronprinz" tritt ab

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Der oberösterreichische Landesrat Stockinger geht in die Wirtschaft.

Der oberösterreichische Agrarlandesrat Josef Stockinger verabschiedet sich per 7. Oktober aus der Landespolitik und wechselt in die Chefetage der Oberösterreichischen Versicherung. Das gab er Donnerstagvormittag in einer Pressekonferenz mit Landeshauptmann Josef Pühringer (beide V) in Linz bekannt.

Stockinger war seit 2003 unter anderem für Landwirtschaft, Feuerwehren und Katastrophenschutz, Gemeinden sowie seit 2009 für die gesamte Kinderbetreuung zuständig. Er galt jahrelang als "Kronprinz" Pühringers und Anwärter auf den Landeshauptmann-Sessel, zuletzt zeichnete sich aber immer deutlicher ein Abgang des 52-Jährigen in die Wirtschaft ab.

Großer Fundus an möglichen Nachfolgern
Stockinger wird bei der nächsten Landtagssitzung am 7. Oktober aus der Landesregierung ausscheiden. Wer ihm nachfolgt, blieb vorerst offen. Der ÖVP-Landesparteivorstand werde sich mit der Frage beschäftigen und zeitgerecht entscheiden, so Pühringer. Der Landeshauptmann rechnet wieder mit einem Agrarlandesrat, es sei aber auch möglich, dass es zu einer Veränderung der Ressortzuständigkeit innerhalb der ÖVP-Regierungsriege komme.

Der Fundus an möglichen Kandidaten sei groß und "immer doppelgeschlechtlich", betonte Pühringer. "Wir denken über Teilorganisationen hinweg", antwortete er auf die Frage, ob Stockinger wieder ein Vertreter des Bauernbundes nachfolgen werde. Allerdings werde der Neue das Vertrauen "dieser wichtigen Gruppe" haben müssen.

"Lernphase" für Stockinger
Für Stockinger ist sein Wechsel eine "persönliche Lebensentscheidung" für sich und seine Familie. Dennoch werde ihm die Politik fehlen, es seien "glückliche Jahre" gewesen. Er sehe den Abschied aber auch als eine Chance, Durchlässigkeit zwischen Politik und Wirtschaft zu erreichen. "Ich wollte immer aufrecht und mit Freude aus der Politik aussteigen." Das sei ihm gelungen, so ein gelöst wirkender Stockinger.

In der Oberösterreichischen Versicherung werden die personellen Weichen in der Aufsichtsratssitzung am kommenden Dienstag gestellt. "Ich werde nicht Generaldirektor", betonte Stockinger. Er werde zunächst im Vorstand eine "Lernphase" an der Seite des derzeitigen Chefs Wolfgang Weidl (65) durchlaufen. Dem Vernehmen nach soll er diesen im kommenden Jahr beerben. Der Noch-Landesrat wollte den Entscheidungen in der Versicherung aber nicht vorgreifen. Er ist derzeit Mitglied des Aufsichtsrates.

BZÖ ortet "russische Zustände"
Pühringer bedauerte den Abschied "Ferdl" Stockingers: "Er hatte die Füße fest auf oberösterreichischem Boden und den Kopf in der Zukunft." Er habe mit Stockinger lediglich einen einzigen politischen Konflikt gehabt, der nach wie vor noch nicht ausgeräumt sei: "Ich habe nie verstanden, wieso jemand, der so einen schönen Vornamen hat, sich Ferdl nennt", so sein Partei- und Namenskollege Pühringer.

Umweltlandesrat Rudi Anschober (G) würdigte Stockinger, der einer der Architekten der schwarz-grünen Regierungszusammenarbeit in Oberösterreich war, als "hervorragenden Partner in der Koalition". In sieben Jahren habe man gemeinsam vieles erreicht, etwa das "hart erkämpfte Selbstbestimmungsrecht der Regionen beim Thema Gentechnik".

Der Landessprecher des BZÖ Oberösterreich Rainer Widmann kritisierte, nach dem oberösterreichischen SP-Vorsitzenden Erich Haider werde jetzt Stockinger in eine Chefetage versorgt. Das seien "russische Zustände" rund um das oberösterreichische Landhaus.
 

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