Noch einen Tag bis zur Umsetzung des Rauchverbots. Die ersten Lokale schließen.
Wien. Morgen um Mitternacht heißt es in österreichischen Restaurants und Bars endgültig: Aschenbecher weg! 27 Jahre wurde darüber politisch gestritten. In anderen Ländern gilt das Rauchverbot in der Gastronomie bereits seit Jahren – am 1. November tritt es auch bei uns in Kraft. In der Bevölkerung ist man geteilter Meinung. Manche finden die Entwicklung normal, andere wiederum können sich ein völliges Rauchverbot noch nicht vorstellen (siehe Umfrage unten).
Erste Lokale schließen bereits diese Woche
Zugesperrt. Für die meisten Gastronomen ist das landesweite Rauchverbot ein Schlag ins Gesicht. Die ersten Lokale sperren in den nächsten Tagen zu. „Heute hat das Raymond’s das letzte Mal offen“, klagt Wirt Markus Alzinger gegenüber ÖSTERREICH. „Meine Stammgäste und ich sind sehr traurig, dass es nicht mehr weitergeht.“
Lokalchef: »Nicht den Mut, noch länger abzuwarten«
Trotz der Schließung seiner Bar in der Stumpergasse im 6. Bezirk in Wie, hat der Wirt noch eine Hoffnung. „Wir müssen die weitere Entwicklung beobachten. Vielleicht kommen doch noch Ausnahmeregelungen“, erklärt Alzinger. Dann würde er wieder aufsperren.
Hohe Strafen. Auch in der Wiener Freiheit wird bald nicht mehr getanzt. Betreiber Alexander Gschaider-Heitmann schließt diese Woche seine Disco in der Schönbrunner Straße 25 in Margareten. Man habe einfach nicht den Mut zu warten, bis man mit Anzeigen überhäuft werde und der Betrieb durch Strafen demontiert werde, argumentiert Gschaider-Heitmann. Denn bei Verstößen gegen das Rauchverbot drohen den Wirten happige Strafen. In Wien sind es zwischen 800 und 10.000 Euro für den jeweiligen Gastronomen. Sicher ist auch: Das Marktamt wird die Einhaltung des Rauchverbots kontrollieren.
Andere Wirte warten gar nicht erst auf den 1. November. Im Prater Dome von Holger Pfister, der eine Ausnahmeregelung für Nachtlokale forderte, gilt bereits einen Tag früher das komplette Rauchverbot.
Das denken die Raucher in Österreich- Umfrage: »Ich werde weniger ausgehen«
Bengt Anstrin (53), Verkäufer
„Das Rauchverbot stört mich als Raucher nicht. Ich freue mich eigentlich darauf, in Restaurants zu gehen und danach nicht mehr wie ein Aschenbecher zu stinken.“
Nina Van Winkle (39), Bankerin
„Ich finde das neue Gesetz nicht gut. Ich werde deshalb diesen Winter nicht mehr ausgehen, weder in Cafés noch in irgendwelche Bars.“
Luis Rothacker (25), Student
„Es ist irgendwie schwer vorstellbar, dass in Wien nicht mehr geraucht wird. Die Angst im Freundeskreis ist groß, dass kleine Bars schließen müssen, weil die rauchenden Gäste vor der Tür zu laut sind und Anzeigen gemacht werden.“
Alexandra A. (41), Pädagogin
„Ich bin ehemalige Raucherin und freue mich, dass ich nicht mehr Passivrauchen muss. Ich finde, dass die Gesundheit vorgeht. Die Leute sollen doch genauso wie in London vor der Tür rauchen.“
Simon Kussauer (28), Student
„Ich gehe seit zwei Tagen ständig in Kaffeehäuser, um noch die letzten Tage ohne Verbot zu genießen. Ich glaube, dass ich künftig weniger gern ausgehe. Mir wird das Rauchen in Lokalen fehlen.“
Adrienn Korokoi (44), Sales
„In Ungarn oder Italien ist das Rauchen nicht mehr erlaubt. Ich denke, dass diese Entwicklung völlig normal ist und Österreich hinterherhinkt.“
Jahel Badis (59), Koch
„Einerseits ist das Rauchverbot gut für die Gesundheit. Andererseits schlecht für die Wirte. Wir müssen uns ans Gesetz halten.“
Die Shisha-Bars bringen jetzt die zweite Klage ein
Verband der Shisha-Bar-Betreiber reicht am 1. 11. zweite Klage beim Verfassungsgericht ein. Rund 250 Shisha-Bars gibt es in Wien – ihnen entzieht das Rauchverbot die Existenzgrundlage. Aufgeben wollen aber die wenigsten, immerhin haben sie viel in ihre Lokale investiert – man hofft immer noch auf eine Ausnahmeregelung. Der Verband der Shisha-Bar-Betreiber Österreich (VSBÖ) hat bereits vor zwei Wochen einen Antrag beim Verfassungsgericht eingereicht und schaltet jetzt noch einen Gang höher: Eine zweite Klage soll zeitgleich mit Inkrafttreten des Rauchverbots am 1. November eingebracht werden, kündigte VSBÖ-Obmann Jakob Baran an. Die Wirtschaftskammer Wien unterstützt das Anliegen: „Österreich ist das einzige EU-Land, in dem es keine Ausnahme für Shisha-Bars gibt“, sagt Gastronomie-Obmann Peter Dobcak.