Regierung

Drohnen-Alarm: So verteidigt sich Österreich im Ernstfall

Russische Drohnen verletzten zuletzt immer wieder den europäischen Luftraum. Wie sich Österreich im Ernstfall dagegen wehren würde.  

Es sei nicht die Frage, „ob es zu einem Zwischenfall in Österreich kommt, sondern nur wann“, warnte der Airchief des Bundesheeres, Generalmajor Gerfried Promberger, in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Vorfälle wie zuletzt an anderen europäischen Flughäfen seien durchaus wahrscheinlich.

Wie würde (oder wird) das Bundesheer im Fall der Fälle also reagieren? Eines vorweg: Österreich wäre zumindest nicht komplett nackt und könnte durchaus Paroli bieten. Ein Abschuss ist aber ohnehin meist nicht die sinnvollste Variante.

Der Kommandant der Luftstreitkräfte, Generalmajor Gerfried Promberger.

Der Kommandant der Luftstreitkräfte, Generalmajor Gerfried Promberger.

© APA/BARBARA GINDL

Außerdem muss man stets unterscheiden, um welche Art von Drohne es sich handelt. Denn die Varianten reichen von Mini-Drohnen, die bequem in einen Rucksack passen, bis hin zu Fluggeräten mit Flügelspannweiten von 20 Metern und Spitzengeschwindigkeiten von mehreren Hundert km/h.

Flughafen-Betrieb einstellen hat oberste Priorität

Im Fall kleinerer Drohnen, die etwa Flughäfen stören können, sei die oberste Priorität, den Flugverkehr einzustellen. Die weiteren Schritte würden dann mit der Polizei akkordiert. Hier könnten etwa auch Jammer - also elektronische Störsignale, die die Drohne nicht mehr mit der Steuerung „kommunizieren“ lassen - zum Einsatz kommen. Das sei auch schon erfolgreich getestet worden, berichtete der Generalmajor.

„Goldhaube“ detektiert Drohnen frühzeitig

Im Falle einer größeren Drohne wäre das Prozedere anders. Schon lange bevor die Drohne überhaupt in den heimischen Luftraum eindringe, würde sie durch das Radar-System „Goldhaube“ detektiert. Reaktionszeit gibt es also mehr als genug. Auch die „vorgestaffelten“ EU- und NATO-Länder, die die Drohne durchqueren müsste, könnten bereits eingreifen. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen.

Eurofighter könnten jedenfalls nach der Detektion bereits in Stellung, sogar schon auf die Rollbahn gebracht werden, sodass die Piloten (derzeit gibt es noch keine Pilotin) jederzeit abheben können.

Eurofighter können Drohne „empfangen“

Die Eurofighter könnten die Drohne dann - sofern nicht schon ein anderes, vorgelagertes Land eingegriffen hat - an der österreichischen Grenze „empfangen“. Durch die Überschall-Geschwindigkeit der Flieger geht sich das auch zeitlich aus. Die Piloten müssen dann - aus rechtlichen Gründen - ein „Beweis-Foto“ der Drohne machen. Das Flugobjekt wird jetzt auch identifiziert. Denn rein mit der Radar-Detektion lässt sich noch nicht sagen, um welchen exakten Typ Drohne es sich handelt. Möglich wäre auch, dass es einfach ein Cessna-Flieger ohne Transponder ist, also gar keine Drohne.

Nach der Identifikation beginnt das große Abwägen. „Warum soll ich etwas abschießen, das niemanden bedroht?“, so Promberger. Es sei auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Hier kämen auch Berechnungen der „Crash-Kinematik“ zum Zug, also wo Trümmerteile aufschlagen würden. Ein Absturz an einer einzelnen Stelle richte oft weniger Schaden an als weit verteilte Trümmer.

Sofern ein Abschuss tatsächlich nötig ist, ginge das mittels der Bordkanone oder der Luft-Luft-Rakete Iris-T.

1.000 „Rucksack“-Drohnen bis 2032

Auch die Befehlskette ist für den Fall der Fälle klar geregelt. Sollte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) nicht erreichbar sein, wird der Anruf automatisch an die nächste Ebene weitergeleitet.

Im Aufbauplan 2032+ des Bundesheers sind auch Drohnen-Anschaffungen vorgesehen. 315 „Rucksack“-Drohnensysteme zur Aufklärung seien bereits bestellt worden. Bis 2032 sollen es rund 1.000 sein. Vor der Abwehr oder dem Einsatz von Drohnen als Angriffswaffe komme die Aufklärung, begründete Promberger die Anschaffung.

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