Rendi & Bures als Favoriten

SPÖ will Frau als neue Chefin

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In der SPÖ formiert sich ein starkes Lager, das Ex-SP-Ministerin Rendi als SP-Chefin will. 

Wien. Am Wochenende soll das rote Casting – Pardon: die Sondierungsgespräche – starten. Noch-SPÖ-Chef Christian Kern wird mit mehreren möglichen Kandidaten reden. Die Letzt-Entscheidung wird freilich das SPÖ-Präsidium mit den Länderchefs treffen. Bis 15. Oktober muss die SPÖ jedenfalls einen Nachfolger für Kern finden. Im Moment läuft es auf ein Match hinaus:

  • Die einzige Kandidatin, die im Hintergrund bereits ihr Ja signalisiert hat, ist Ex-SPÖ-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner. Sie ist die Wunschnachfolgerin von Kern und wurde von ihm im Präsidium vorgeschlagen.
  • Hinter Rendi stehen auch weitere Ex-SP-Minister, Kärntens Landeschef Peter Kaiser sowie die SPÖ-Chefs in der Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Teile der Gewerkschaft.

Rendi könnte mit ÖGB-Mann Willi Mernyi die Spitze bilden

  • Der Haken: Die mächtige SPÖ Wien, die Roten im Burgenland und andere Teile der Gewerkschaft wollen stattdessen eine „Politikerin mit mehr Erfahrung“. Dem Argument versuchte man, den Wind aus den Segeln zu nehmen: Rendi soll der erfahrene ÖGB-Organisationschef Willi Mernyi für die parteiinterne Arbeit zur Seite gestellt werden.

Aber auch das Rendi-skeptische Lager will eine Frau an der SPÖ-Spitze. Die Roten ­argumentieren, dass nach 120 Jahren Partei-Geschichte die erste Frau als Boss „nötig“ sei. Sollte die Favoritin von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Nationalratspräsidentin Doris Bures, doch noch Ja sagen, wäre sie die unumstrittene Kandidatin. Derzeit winkt Bures aber ab. Sie werde gerne im Hintergrund mitwirken, wolle aber selbst nicht übernehmen, sagte sie mehreren SPÖ-Granden.

Die Unterstützer von Rendi-Wagner hatten sich bereits im Mai 2016 mit Kern gegen Werner Faymann durchgesetzt. In Teilen der SPÖ Wien will man dieses Szenario nun verhindern und überlegt eine „Übergangslösung“. Ex-SP-Minister Jörg Leichtfried und SP-Klubchef Andreas Schieder werden genannt.

Wahrscheinlicher bleibt aber eine Frau als Neue…

Isabelle Daniel

Team Bures, Unterstützer von Rendi und Überraschungen

TEAM BURES Wien will „Erfahrung“.

Doris Bures
© APA/HANS PUNZ

Doris Bures – sie hat Erfahrung in Regierung und Opposition – wäre die Wunsch-kandidatin von Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig und ÖGB-Boss Wolfgang Katzian. Hinter ihr würde sich rasch die ganze Partei versammeln. Der Haken: Sie will den Job nicht.

TEAM RENDI Kaiser für moderne Frau.

Rendi-Wagner
© APA/HANS PUNZ

Ex-SP-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner würde den Job machen. Kärntens Landeschef Peter Kaiser unterstützt die moderne Frau ebenso wie Tirols SP-Chefin Elisabeth Blahnik und Steiermarks Michael Schickhofer. Der Haken: Viele SPÖler sehen sie als „zu unerfahren“ an.

TEAM KATZIAN Echter Oppositionschef.

Katzian oe24.TV
© TZOe Artner

In der SPÖ wird – über Lagergrenzen hinweg – immer wieder Wolfgang Katzian als „idealer und echter Oppositionschef“ genannt. Ihn würde die Partei beknien, wenn Bures und Rendi ausscheiden. Der Haken: Katzian will ebenfalls nicht SP-Chef werden und favorisiert eine Frau als SP-Boss.

TEAM ZEILER Der Manager.

Gerhard Zeiler
© APA/HELMUT FOHRINGER

In Kreisen von ehemaligen SP-Granden wird auch Time-Warner-Manager Gerhard Zeiler überlegt. Gegen ihn könnte sich der „junge Kanzler Kurz besonders schwertun“, lautet ihr Argument. Zeiler sei „überredbar“. Der Haken: Er hat kein Nationalratsmandat. Für einen Oppositionschef schwer. 

LH Peter Kaiser: "Ich hege viel Sympathie für Rendi"

ÖSTERREICH: Die Situation in der SPÖ ist nach wie vor verworren, oder?

Peter Kaiser: Wir haben nach einer schwierigen Situation, die wir ohnehin ­alle ähnlich sehen, wieder Handlungsfähigkeit gezeigt. Wir haben einen klaren Zeitplan festgelegt und sind geschlossen.

ÖSTERREICH: Aber Sie und andere wollen nicht SP-Chef werden. Man hat den Eindruck, kaum einer will ...

Kaiser: Weder Hans Peter Doskozil noch ich flüchten aus der Verantwortung. Aber wenn ich wo antrete und ein Programm entwickle, dann will ich es auch umsetzen. Ich möchte Kärnten zur kinderfreundlichsten Region machen, es ist Charaktersache, dass ich bei meinem Wort bleibe. Man kann sich auch die Münzen für die nicht mehr existierenden Telefonzellenapparate sparen. Ich werde mich nicht überreden lassen.

ÖSTERREICH: Finden Sie, dass die Zeit reif für eine Frau an der SP-Spitze wäre?

Kaiser: Ich glaube, dass die Zeit für eine Frau reif ist, schon war und sogar noch reifer werden wird. Auch, was den Stil und die soziale Kälte der schwarz-blauen Regierung betrifft, würde eine Frau einen zusätzlichen Kontrapunkt für mehr Gerechtigkeit bieten.

ÖSTERREICH: Was halten Sie von Rendi-Wagner?

Kaiser: Ich schätze sie sehr und kenne sie seit 2008, als sie noch führende Gesundheitsbeamtin war. Ich habe sie bereits damals als sehr engagiert und politisch ganzheitlich denkend erlebt. Und mir gedacht: Das wäre eine gute Politikerin. Sie hat meine Erwartungen noch übertroffen.

ÖSTERREICH: Soll sie SP-Chefin werden?

Kaiser: Sie wäre eine sehr ernsthafte Kandidatin, für die ich viel Sympathie hege.

(isa)

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