Geschäftsmodell Posting-Community

'Standard' verdient 3 Mio. Euro pro Jahr durch anonyme Postings

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Der „Standard“ verdient 3 ­Millionen Euro pro Jahr mit den anonymen Postings.

Der "Standard" reagiert höchst nervös auf die Diskussion rund um anonyme Hass-Postings. Allerdings geht es hier nicht um „freie Meinungsäußerung“, wie der "Standard" fälschlicherweise propagiert, sondern vielmehr um bares Geld. Denn für den "Standard" sind die anonymen Postings auf seiner Seite eine der wichtigsten Erlösquellen.

Rund 50 Prozent der Zugriffe auf "derstandard.at" kommen über die Posting-Community. Dahinter steckt ein ­einnahmeträchtiges Geschäftsmodell: Zwischen und neben den Kommentaren platziert der Standard Online-Werbung.

250.000 Euro an Werbe-Einnahmen im Monat

Rund 50 Millionen sogenannte „Ad Impressions“ werden so pro Monat ausgespielt. Verkauft werden diese Plätze laut Branchen-­Kennern zu einem durchschnittlichen Tausender-Kontakt-Preis von rund fünf Euro. Das entspricht 250.000 Euro an Werbeeinnahmen im Monat durch die Werbeplatzierungen bei den Postings bzw. 3 Millionen Euro im Jahr.

"Standard" lobbyiert bei Regierung gegen Gesetz

Das erklärt auch, warum der "Standard" bei der Regierung so massiv gegen die Einführung einer „Klarnamenpflicht light“ lobbyiert. Denn nicht einmal 10 Prozent der "Standard"-User sind derzeit „verifiziert“, sprich: mit echtem Namen bzw. Telefonnummer registriert.

Würde ein Gesetz eine solche „Klarnamenpflicht light“ nun vorschreiben, würde dem "Standard" wohl bis zu 90 Prozent seiner Community abhandenkommen und damit auch eine seiner lukrativsten Erlösquellen – seine anonymen Poster.

Jetzt Aktion scharf gegen Hass-Poster

Trauriges Déjà-vu zum Jahresbeginn: Wie schon 2018 die kleine Asel wurde auch heuer das Neujahrsbaby mit Hass-Postings in sozialen Medien empfangen. Von einem angeblich gefälschten Konto der FPÖ Burgenland wurde gepostet: „Unser Neujahrsbaby heißt Hendrik Strache und kein Kanakenbaby!“ Gemeint ist der ebenfalls am 1. Jänner geborene Sohn von Heinz-Christian Strache (FP). Gegen ihn wurde wiederum im standard.at-Forum Untergriffiges gepostet.

Nun wird der Ruf nach strengeren Regeln im Netz lauter. So will etwa Peter Kaiser (SP), Vorsitzender der LH-Konferenz, den Kampf gegen Hass-Poster auf die Agenda beim Treffen der Landeshauptleute im Mai setzen. Und auch die ÖSTERREICH-Leser sind sich einig: Die Klarnamenpflicht soll kommen. So schreibt ein oe24.at-User etwa: „Dann würden Fake-Profile wegfallen. Wenn ich nicht zu meiner Meinung stehe, habe ich auf Facebook nichts zu suchen!“

„Geschmacklos“

Auch Strache rückte noch am Mittwochabend persönlich aus und forderte im ZiB2-Interview eine Klarnamenpflicht: „Ich habe bei der Geburt meines Sohnes wieder erleben müssen, mit welchen geschmacklosen Diffamierungen manche hantieren.“ Jetzt müsse man „Klarnamenpflicht sicherstellen“.

Bislang stand die FPÖ dem eher skeptisch gegenüber, so einigte man sich beim Hass-Posting-Gipfel im Herbst auch nur auf eine „Klarnamenpflicht light“. Bei der können User zwar weiter unter einem Pseudonym posten, müssen sich in Onlineforen aber mit echtem Namen anmelden.

Gesetz bis Juli

Passiert ist seit diesem Beschluss allerdings nicht viel. Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) hat nun am Donnerstag eine baldige gesetzliche Regelung in Aussicht gestellt: „Die im November eingesetzte Arbeitsgruppe arbeitet bereits an der konkreten gesetzlichen Ausformulierung“, so Blümel. ÖSTERREICH erfuhr, dass die Verschärfungen für Hass-Poster bis Juli beschlossen werden sollen.

 

ÖSTERREICH-Leser wollen Klarnamen

Die ÖSTERREICH-Leser sind sich in der Debatte um strengere Regeln im Netz weitgehend einig. Eine Mehrheit der oe24-User fordert jetzt via Facebook eine Klarnamen-Pflicht in Internet-Foren. So postet ein Leser am Donnerstag etwa: „Ich bin für eine Klarnamenpflicht. Somit entfallen alle Fake-Profile, und wenn ich nicht zu meiner Meinung stehe, habe ich auf Facebook einfach nichts zu suchen!“

Andere ÖSTERREICH-Leser stimmen zu – darunter eine Userin, die findet: „Als Donald Duck auszuteilen ist eine Frechheit. Wenn man schon frech ist, dann bitte soll man dazu stehen.“

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