Im Interview

Strache: "Gusenbauer hatte Klasse"

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Nach seinem Triumph in Wien möchte Strache auch im Bund Nr.1 werden.

Er sei selbst „überwältigt“ von seinem Wahlergebnis. Rund 27 Prozent hat Heinz-Christian Strache (41) bei der Wien-Wahl letzten Sonntag für die FPÖ errungen. Ein Ergebnis, das für den gelernten Zahntechniker freilich erst der erste Schritt zur „großen Wende“ sein soll.

Denn selbst, wenn er es nicht zugeben will: Der FPÖ-Chef scheint einem minutiösen Drehbuch zu folgen. Er will nach der nächsten Nationalratswahl das schaffen, was Jörg Haider – seinem großen Vorbild – 1999 gelang: Bereits 2011 plant HC denn auch ein neues „Ausländer“-Volksbegehren – „Österreicher zuerst“, erzählt er im großen ÖSTERREICH-Interview. Und er rechnet mit Kanzler Faymann und Vize Pröll ab:

ÖSTERREICH: In unserer aktuellen Gallup-Umfrage hat die FPÖ bereits die ÖVP überholt. Wie erklären Sie sich das selbst?
Heinz-Christian Strache: Das zeigt, dass die Menschen das falsche Spiel von Rot und Schwarz durchschaut haben, die uns auf ein einziges Thema reduzieren wollen. Die Menschen haben die rot-schwarze Mauschelei satt. SPÖ und ÖVP agieren arrogant und abgehoben. Und Bürgermeister Häupl beweist mit seiner Ausgrenzung, dass er nichts gelernt hat.
ÖSTERREICH: Für Sie ist das doch ideal, wenn Sie weiter in Opposition bleiben und die Leier von der „Ausgrenzung“ spielen können …
Strache: Es kann nicht ideal für mich sein, wenn die Wahlverlierer wieder eine Koalition schließen – zum Nachteil dieser Stadt. Aber dann werden wir in fünf Jahren eben weit über 30 Prozent liegen.
ÖSTERREICH: Und täglich grüßt das Murmeltier: Sie imitieren Haider und wir wiederholen die 90er-Jahre.
Strache: Nein. Ich habe einen völlig anderen Charakter und Stil als Haider. Ich würde meine Partei nicht im Stich lassen. Und ich übernehme auch selbst Verantwortung. Was wirklich wie damals ist: Rot und Schwarz agieren wieder wie eine Einheitspartei. Und Werner Faymann und Häupl stehen für eine unverfrorene Ausgrenzungspolitik. Faymann ist ja der Verlierer der Nation und da ist es kein Wunder, wenn immer mehr Rote sich nach Alfred Gusenbauer zurücksehnen.
ÖSTERREICH: Herzig, weinen Sie Gusenbauer nach?
Strache: Bei all seinen Fehlern: Gusenbauer hatte Klasse und Intellekt und er war auch kein Ausgrenzer. Faymann ist inhaltsleer, das spüren die Menschen auch. Er glaubt selbst nicht, was er sagt und wird in Wirklichkeit wie Josef Pröll von den Banken gesteuert.
ÖSTERREICH: Faymann will eine Bankensteuer …
Strache: … und wirft gemeinsam mit dem Finanzminister gleichzeitig den Banken Milliarden hinterher. Schauen Sie sich doch die Verbindungen zwischen Häupl, Pröll/ Pröll und Raiffeisen an. Und wie die Raiffeisen-Medien in dem Land Auftragsarbeit gegen mich erledigen.
ÖSTERREICH: Das gehört jetzt zur „Verfolgungsleier“, die Haider gespielt hatte.
Strache: Gegen ihn wurden ja dieselben Sudelkampagnen gefahren wie gegen mich. Es hat unzählige Diffamierungsversuche gegen mich gegeben.
ÖSTERREICH: ... Hat Haider auch immer behauptet. Er sagte mal: Er und die FP seien wie „die Palästinenser“ ...
Strache: Ich glaube, er hat sogar gesagt: ‚Wir sind die Juden von heute‘ …
ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich als ‚Juden von heute‘?
Strache: Um Gottes Willen! Nein! Das wäre blasphemisch den Opfern gegenüber. Aber eines stimmt, man geht derzeit in diesem Land mit undemokratischen fast totalitären Mitteln gegen eine Oppositionspartei und mich vor. Das kennen wir aus totalitären Regimen und das finde ich zutiefst bedenklich.
ÖSTERREICH: Viele Menschen in diesem Land finden Ihre Ausländerpolitik bedenklich. Zuletzt wurden kleine Mädchen abgeschoben. Ist Ihnen das wurscht?
Strache: Nein, natürlich nicht. Mir tun diese Mädchen auch leid. Jeden, der nur einen Funken Menschlichkeit hat, lässt so etwas nicht unberührt.
ÖSTERREICH: Aber gleichzeitig fordern Sie ja immer: „Abschieben, abschieben!“
Strache: So leid es mir für diese kleinen Mädchen tut, aber da tragen auch die Eltern die Verantwortung, die Asylmissbrauch begehen. Auch die fahrlässigen Berater aus NGO-Kreisen, die Verfahren jahrelang verschleppt haben, trifft Schuld.
ÖSTERREICH: 2011 planen Sie ein Ausländer-Volksbegehren, nicht?
Strache: Wir werden der Regierung unser Positionspapier „Österreicher zuerst“ vorlegen. Falls sie unsere Maßnahmen, die im Interesse unserer Bevölkerung sind, nicht umsetzen, wird ein Volksbegehren nötig sein. Denn so geht es nicht weiter: Wir haben in Pröll einen Finanzminister, der für explodierende Schulden verantwortlich ist …
ÖSTERREICH: Und für die Politik des Finanzministers sind die Ausländer verantwortlich?
Strache: Die Massenzuwanderung belastet unseren Staatshaushalt. Wir haben eine enorme Zuwanderung ins Sozialsystem gehabt. Wir haben genügend Österreicher, die das Sozialsystem ausnützen, da brauchen wir keine Zuwanderer, die das gleiche tun.
ÖSTERREICH: Kommen wir zum Budget: Was machen Sie denn nun, falls Pröll das Budget nicht bis 22. Oktober vorlegt?
Strache: Wenn Werner Faymann und Josef Pröll die Verfassung brechen, dann werden wir eine Klage beim Verfassungsgerichtshof prüfen. Diesen Gesetzesbruch werden wir der Regierung nicht durchgehen lassen.

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